Persönlichkeiten aus dem Mansfelder Land:
Harry Dember vor 120
Jahren geboren
In den Tagebüchern Victor Klemperers oder eben in den
Fachkreisen der Elementarphysik taucht der Name Harry Dembers
auf. In der Publikation "Jüdische Gemeinden in Sachsen- Anhalt"
wird er der Eisleber Jüdischen Gemeinde zugeordenet.
Er stammt aus einer jüdischen Familie, die sich anfangs des
19 Jahrhundert in Leimbach/Mansfeld niedergelassen hat. Sein
Vater Herrmann Dember wurde am 4. April 1850 dort geboren
und wuchs wie schon sein Vater in einer Buchbinderfamilie
auf. Die Mitglieder der Familie gehörten zur Eisleber
Synagogengemeinde.
Am 11. 07. 1882 wurde ihr Sohn Harry Dember geboren, der nach
dem Schulbesuch, dem Abitur Literatur und Philosophie studierte
sich aber kurze Zeit später den Naturwissenschaften näherte und
bis 1909 ein erfolgreiches Physikstudium an der Technischen
Hochschule Dresden absolvierte. Dort arbeitete er am
Physikalischen Institut.
Ab 1923 war Harry Dember als Ordinarius und Direktor des
Physikalischen Instituts tätig. Die "Dresdener Physik" kam unter
seiner Leitung, wie auch schon unter seinen Vorgängern August
Toepler und Wilhelm Hallwachs zu originären Ergebnissen (dazu
gehört auch die Entdeckung des "Kristall-Photoeffekts" durch
Dember 1931). Typisch für die Physik in Dresden war zu dieser
Zeit bereits ihre enge Verknüpfung mit den technischen
Instituten der Hochschule, an denen international geachtete
Professoren wirkten.
Als 1933 die Gesetze zum Berufsbeamtentum jüdischen Professoren
ein Lehramt an deutschen Universitäten verbot, gehörte Prof. Dr.
Harry Dember zu den ersten die mit Schmach und Schande aus den
Universitätsgebäuden getrieben wurden.
"An der TH ist Dember der Gefährdetste ... . Er leidet ungemein.
... Dember ist bis auf weiteres beurlaubt...Man wirft ihn
hinaus" (Klemperer, 1933, 25. und 30. April)
Es bleibt ihm nur die Emigration. Am 9 Oktober schreibt
Klemperer: "Dember hat nun einen sicheren Ruf an die Universität
Konstantinopel und wird Mitte Oktober übersiedeln. Eigentlich
beneide ich ihn." (Klemperer 1933, S. 42) Mit einem
"Abschiedskaffee" bei Dembers hört diese Freundschaft der
Wissenschaftler auf,
denn am 21. Oktober 1933 beginnt Harry Dember seine
Professur an der Universität Istanbul, die in dieser Zeit eine
europäische Reform erlebt, an der Dember mit dem französischen
Physiker Fouche´als Präsident des Instituts für Experimentelle
Physik mitarbeitet.
1942 emigriert er noch in die USA und erhält an der Universität
Brunsvick/New Jersey noch einmal einen Lehrauftrag.
Am 22.03.1943
stirbt Prof Harry Dember in Highland / New Jersey.
Seine Person wie auch sein wissenschaftliches Vermächtnis wird
an der TU Dresden seit einiger Zeit mit einem Dember- Preis
geehrt und auch eine Straße in Dresden trägt seit vielen Jahren
den Namen Harry-Dember-Straße.
Mit diesem Beitrag wird erstmalig auf eine jüdische
Persönlichkeit aufmerksam gemacht, die mit dem Mansfelder Land
in Beziehung steht.
Die Bemühungen um die
Sanierung des Gebäudes der ehemaligen Synagoge in Eisleben haben
gezeigt, daß finanzielle und ideelle Unterstützung nötig ist.
Die Dachsanierung ist am notwendigsten. Dabei ist deutlich
geworden, dass die tragenden Balken sehr stark durch echten
Hausschwamm befallen sind. Deshalb verdoppelt sich die
Kostenlage um 30.000 Euro.
Es ist zwar bekannt, wie das
Haus in wesentlichen Zügen ausgesehen hat, aber es wäre eine
große Hilfe, wenn es möglich wäre Kontakt zu jüdischen Familien
ehemaliger Eisleber herzustellen, wodurch es möglich wäre auf
Fotografien oder andere Zeugnisse des Hauses in irgendeiner Form
zurückzugreifen.
Außerdem werden
Persönlichkeiten gesucht, die helfen könnten durch Vorträge,
Diskussionsforen oder andere öffentliche Veranstaltungen die
Bemühungen noch stärker in die regionale wie überregionale
Öffentlichkeit zu tragen.
Kontaktadresse:
R. Seidel, Neue Siedlung 1, 06313 Ziegelrode.
e-mail: r.seidel@gmx.net
hagalil.com
25-07-02 |