Finanzierung
in Halberstadt nicht gesichert:
Jüdisches Museum vor dem Aus?
Erst vor
drei Monate eröffnete in Halberstadt ein neues Jüdisches Museum.
Vergangene Woche mußte Gründungsdirektor Julius H. Schoeps bekannt
geben, daß die weitere Finanzierung nicht gesichert sei und die
Schließung des Museums bevorstünde. Das Berend Lehmann Museums für
jüdische Geschichte und Kultur war mit Unterstützung des Landes
Sachsen-Anhalt an der Moses-Mendelssohn-Akademie in Halberstadt
eingerichtet worden.
Das
Land möchte nicht weiter für den Unterhalt des Museums aufkommen und
fordert daher, daß Museum müsse seine Personal- und Sachkosten selbst
erwirtschaften. Das Kultusministerium teilte allerdings mit, daß es
weiterhin projektbezogene Förderung für das Jüdische Museum geben werde.
2002 sollen dazu etwa 90 000 Euro bereitgestellt werden.
Das
Stammpersonal könne jedoch aus haushaltsrechtlichen Gründen nicht
finanziert werden, da es zu einer privaten Stiftung gehöre. In den
vergangenen zwei Jahren sei dies auf Grund einer Ausnahmeregelung
ermöglicht worden. Kultusministerium und Stiftung wären jedoch darin
übereingekommen, die Finanzierung im Januar 2002 entsprechend zu ändern.
Das Museum wurde im vergangenen
September er und befindet sich in alten Fachwerkhäusern an der
Judenstraße. Über einen Durchgang im Haus des ehemaligen Kantors
gelangte man in die alte Synagoge, von dort in die Gemeindemikwe. Hier
ist das Museum untergebracht, das nach dem Halberstader Hofjuden Berend
Lehmann (1661–1730) benannt ist. Er stiftete die barocke Synagoge
gestiftet, die 1712 fertig gestellt wurde.
Die sieben kleinen Räume der
Ausstellung zeigen die Besonderheit der ehemaligen jüdischen Gemeinde in
Halberstadt. Weltoffenheit und Gesetzesgläubigkeit, Teilhabe an
Modernisierung und Säkularisierung und gleichzeitig Selbstbehauptung.
Halberstadt war das bedeutenste Zentrum der Neoorthodoxie, die führenden
Köpfe der Bewegung, Israel Hildesheimer und Samson Raphael Hirsch
stammen aus Halberstadt.
aue / hagalil.com / 13-01-2002 |