Diskriminierung von
Sinti und Roma:
"Zigeuner kommen hier nicht
rein"
In Berlin
wird derzeit über das geplante Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma
beraten. Einige Politiker halten es für überflüssig, zu viele Mahnmale
würden ansonsten im Herzen Berlins entstehen. Die jüngsten Schlagzeilen
machen jedoch die Dringlichkeit der mahnenden Erinnerung an die
Diskriminierung, Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma mehr als
deutlich.
"Wir wollen keine Zigeuner mehr im Bad". Diesen unglaublichen Satz
sprach Gerhard Eidmann, Technischer Leiter im Offenbacher Schwimmbad
Rosenhöhe: "Zigeuner kommen hier nicht rein." Der Erste Offenbacher
Schwimmclub hat als Betreiber des einzigen öffentlichen Freibades der
Stadt ein Hausverbot erlassen.
Sinti und Roma hätten sich in den vergangenen Hitzewochen ziemlich
daneben benommen, hiess es. Frauen gehen in voller Kleidung ins
Nichtschwimmerbecken. Junge Männer stießen sich vom Beckenrand
gegenseitig ins Wasser und gefährdeten damit andere Schwimmer. Der
Aufsicht wurden Prügel angedroht. Auch aufgestellte Hinweisschilder
halfen nicht. Auch wenn kein Zweifel daran besteht, dass der Badebetrieb
gestört wurde, ist die Reaktion des Vereins skandalös!
Die einzige Lösung für den Verein, Sinti und Roma dürfen in der Zukunft
nicht mehr ins Bad. Konkret sortiert also der Kassenwart nach Aussehen,
Hautfarbe, Kleidung, wer rein darf und wer nicht. Vereinschef Norbert
Baßmann meinte dazu, dass es klar sei, dass nicht jede Person mit
"schwarzen Haaren und langem Kleid" abgewiesen werden könne. "Aber wir
wollen keine Zigeuner mehr im Bad." Als Verein übe man so nur sein
Hausrecht aus und bewege sich durchaus auf juristisch sicherem Terrain.
Erstaunlicherweise zeigen sowohl Oberbürgermeister Gerhard Grandke (SPD)
als auch Sozialdezernentin Ingrid Borretty Bündnisgrüne) Verständnis für
den Club. "Wer permanent die Regeln verletzt, hat auch die Konsequenzen
zu tragen", sagte Grandke. Der Verein habe die volle Unterstützung aus
dem Offenbacher Rathaus.
Man wiegelt ab, schließlich wolle man nicht rigoros gegen alle Sinti und
Roma vorgehen, sondern lediglich gegen diese Gruppe von etwa 40
Personen. Wie aber kommt der Bürgermeister mit der Aussage des
Technisches Leiters zurecht, dass man wohl durchaus Probleme bei der
Umsetzung haben werde, "denn da sieht ja einer aus wie der andere"??
Es zeigt sich einmal mehr deutlich, dass Diskriminierung von Sinti und
Roma kein Problem der osteuropäischen Staaten ist, sondern mitten unter
uns, hier in Deutschland mit einer schamlos anmutenden Offenheit
Realität ist. Ausschluß aus dem Schwimmbad, Einschränkungen bei
Mietverträgen oder auch Brandsätze auf Wohnsiedlungen sind Alltag. Das
Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma sollte daher für jeden
Politiker ohne Zweifel ein dringendes Muß sein!
a.u. / haGalil
onLine 20-08-2001 |