Also doch ein Anschlag:
Deutsche sterben vor Synagoge
auf Djerba
Mittlerweile ist es sicher, die
schwere Explosion vor einer Synagoge auf der Ferieninsel Djerba war kein
Unfall, sondern ein terroristischer Anschlag. Elf Deutsche fielen diesem
Anschlag zum Opfer, insgesamt starben 16 Menschen nachdem am Donnerstag
ein Tanklastwagen vor einer Synagoge explodiert war.
Weitere verletzte Deutsche, die zum Teil noch in Lebensgefahr schweben,
wurden nach Deutschland geflogen, wo sie zum Teil in Spezialkliniken
behandelt werden. Unter den Toten ist auch ein Kind aus Rheinland-Pfalz,
das heute morgen seinen schweren Brandverletzungen erlegen ist.
Bundesinnenminister Otto Schily bestätigte in einem Interview von ARD
und ZDF, daß für die Bundesregierung mittlerweile feststeht, dass es
sich um einen Anschlag handelte.
Die
Berichte von Augenzeugen haben eindeutig gezeigt, daß der Lastwagen
nicht wie von den tunesischen Behörden beschrieben in die Synagoge
hineingerast ist, sondern bereits vor dem Gebäude geparkt war. Die
Explosion ereignete sich kurz nachdem Polizisten auf das Fahrzeug
aufmerksam wurden.
Der
Terror aus Nahost hat damit Europa, europäische Urlauber eingeholt. An
einem Ort, wo die Leute unbeschwert und fröhlich sind, wie in einem Cafe
in Tel Aviv. Nur daß keine Juden, sondern Deutsche, Tunesier und ein
Franzose gestorben sind.
Den
arabischen Extremisten, auf dessen Konto dieser Anschlag geht, wird das
sicherlich egal sein. Genau wie es den palästinensischen Extremisten
mittlerweile egal ist, daß sie auch israelische Araber töten. Dieser
Fanatismus entbehrt jedem "sinnhaften" Denken, man kann sich noch nicht
einmal mehr auf die Logik des Terrorismus verlassen. So dachten die
Besucher des arabischen Restaurants in Haifa, in dem sich vor zwei
Wochen ein Attentäter in die Luft sprengte, bestimmt, daß hier schon
nichts passieren wird. Die deutschen Urlauber haben daran noch viel
weniger gedacht.
Eine
antiisraelische Demonstration könnten sich Islamisten in Tunesien nicht
erlauben, so haben ein paar Fanatiker offensichtlich einen anderen Weg
gefunden. Auch wenn es heißt, man könne weiterhin ohne Bedenken nach
Tunsien fahren und dort seinen Urlaub verbringen, der Anschlag wird
viele genau davon abhalten.
Damit
geht die Polarisierung weiter, die wiederum zur Folge haben wird, daß
neuer Extremismus in arabischen Ländern entsteht. Und neuer
Antisemitismus auch bei bisher Neutralen. Der Nahost-Konflikt geht auf
einmal die ganze Welt etwas an. Das war zwar in gewisser Weise schon
immer der Fall, aber bisher war dies für Europäer und Amerikaner keine
Existenzfrage.
aue / hagalil.com / 14-04-2002 |