Edlinger und Nicola:
Antiisraelische Einheitsfront in Wien
Von Karl Pfeifer
Am 28. September soll in Wien wieder einmal eine Solidaritätskundgebung mit den
Palästinensern stattfinden. Dabei wird Fritz Edlinger (SPÖ) eine Ansprache
halten. 1982 war Edlinger Bundesvorsitzender der SPÖ-Unterorganisation Junge
Generation (JG). Er richtete als solcher einen Brief
an die Israelitische Kultusgemeinde Wien und stellte unter anderem
die Frage, "ob es überhaupt noch für Sie erträglich ist, von
offiziellen Stellen eines Landes finanzielle Unterstützung
anzunehmen, dessen Bundeskanzler Sie immer wieder als Feind des
Staates Israel diffamieren. Anstatt sich stets durch billige und
oberflächliche Appelle an das schlechte Gewissen bzw. die
Verpflichtung zur Wiedergutmachung an die österreichische (...)
Bevölkerung zu wenden, sollten Sie besser einmal genauer und
kritischer die politische Entwicklung in dem von Ihnen mit
unkritischer Verbissenheit verteidigten israelischen Staat ansehen.
(...) Solange Sie nicht dazu bereit sind",
so der damals junge Sozialist Edlinger, "spreche ich Ihnen
schlichtweg die moralische Berechtigung ab, über öffentliche
Erklärungen und Aktivitäten von österreichischen Organisationen ein
Urteil abgeben zu können." Heute ist Fritz Edlinger Generalsekretär
der österreichisch-arabischen Gesellschaft.
Bei der gleichen Kundgebung wird auch George Nicola, Vizepräsident
der palästinensischen Gemeinde in Österreich sprechen, dessen
völkische Sprüche im "Haus der Heimat" der rechtsextremen
Revanchisten die verschiedenen linken Palästinafreunde keineswegs am
Schulterschluß hindern. In diesem Zusammenhang ist die heutige
Erklärung einer anderen linken Gruppe interessant.
From:
OEKOLI_Wien@gmx.net
Solidarität mit Israel!
Spätestens mit der Schoah, der industriellen Massenvernichtung
von Jüdinnen und Juden durch Deutsche und ÖsterreicherInnen, hatte sich die
pessimistische Vermutung der ZionistInnen bewahrheitet, daß selbst die
assimiliertesten Jüdinnen und Juden weiterhin Opfer des Antisemitismus werden
würden und erst eine eigene "jüdische Heimstätte" als Zufluchtsort für verfolgte
Jüdinnen und Juden diesen die notwendige Sicherheit geben könnte.
Es ist zwar richtig, daß viele PalästinenserInnen unter dieser
Staatsgründung zu leiden hatten, die Nakba die “Katastrophe” der
PalästinenserInnen war jedoch nicht allein die Schuld des jungen
israelischen Staates, sondern auch Resultat des Versagens der
palästinensischen Eliten, der NS-Kollaboration des politischen und
religiösen Oberhaupts der PalästinenserInnen, des Mufti von
Jerusalem Hadj Amin al-Huseini und der Nichtanerkennung des
UN-Teilungsplans durch die PalästinenserInnen.
Israel wurde seit 1948 von militärischen Angriffen arabischer
Staaten und palästinensischer Freischärler bedroht. Die Tatsache,
daß Gaza und das Westjordanland heute überhaupt unter israelischer
Besatzung stehen ist eine Folge dieser fortwährenden Aggression
gegen die sich Israel militärisch zur Wehr setzte.
War der Widerstand der PalästinenserInnen gegen diese
Besatzungspolitik in der ersten Intifada noch weitgehend auf leichte
Bewaffnung und Angriffe auf militärische Ziele beschränkt, so hat
sich spätestens mit Ausbruch der sogenannten "al-Aqsa-Intifada" im
Herbst 2000 innerhalb der palästinensischen Gesellschaft eine
Kriegsführung durchgesetzt, die darauf abzielt, jüdische
ZivilistInnen zu ermorden. Die Selbstmordattentate, die mittlerweile
nicht mehr auschließlich von islamistischen ExtremistInnen
durchgeführt werden, sondern auch von sekulären "Linken", zielen
lediglich darauf ab, so viele Jüdinnen und Juden wie möglich zu
ermorden. Die antisemitische Propaganda der
palästinensischen Autonomiebehörde, der al-Fatah, der PFLP oder der
Hamas, bei der nicht einmal mehr zwischen Juden und Israelis
unterschieden wird, bereitet den Boden für die gesellschaftliche
Anerkennung dieser Methoden. Trotzdem schlagen dieser Intifada die
Herzen vieler Linken, auch in Österreich, entgegen. Eine seit der
Schoah nicht mehr dagewesene Welle des Antisemitismus durchzieht
seit Monaten die Linke genauso wie die Rechte.
In Frankreich werden Synagogen und jüdische Einrichtungen
angegriffen, in Pakistan mußte ein US-amerikanischer Journalist
mehrmals in die Kamera "gestehen" Jude zu sein, ehe ihm
islamistische Terroristen vor laufender Kamera den Kopf abschnitten,
in der Ukraine stürmte der Pöbel eine Synagoge und auch in
Österreich agitieren rechte wie linke Gruppen für die Vernichtung
Israels. Selbst die außenpolitische
Sprecherin der Grünen, Ulrike Lunacek, erklärte, daß sie sich für
den Boykott von Waren aus den Besetzten Gebieten ausspreche. Susanne
Jerusalem, eine Wiener Gemeinderätin der Grünen, unterschrieb sogar
einen offenen Brief der AIK, Linkswende usw. an die Israelitische
Kultusgemeinde (IKG), in der dieser unterschwellig gedroht wurde,
daß deren Verhalten den Antisemitismus fördere. Immer deutlicher
wird auch die Zusammenarbeit einiger palästinensischer
Organisationen mit offenen RechtsextremistInnen.
So saß der Vizepräsident der Palästinensischen Gemeinde in Wien und
Obmann der Palästinensischen Ärztevereinigung, Georg Nicola, auf dem
Podium der von der Sudetendeutschen Landsmannschaft organisierten
Veranstaltung "Von Benes zu Sharon, Sudetendeutsche und
Palästinenser Entrechtet und vertrieben", die Anhänger der Hizb
Allah demonstrierten gemeinsam mit RechtsextremistInnen und der AIK
mit Parolen wie "Palästina den Palästinensern!" und "Israel ist der
Hort von Kinder- und Völkermord" durch Wien.
Gerade angesichts dieses weltweit wachsenden Antisemitismus, ist es
wichtiger denn je, die Existenz Israels zu verteidigen. Das heißt
nicht, daß jede einzelne Maßnahme der israelischen Regierung
befürwortet oder Sharon als sympathischer Politiker betrachtet
werden muß, das heißt aber sehr wohl, daß die Existenz Israels
unabhängig von der jeweiligen politischen Führung des Staates zu
verteidigen ist. So absurd es klingt, aber gerade weil wir gegen
jeden Nationalstaat sind, verteidigen wir Israel solange es irgendwo
auf der Welt Nationalstaaten und Antisemitismus gibt. Die Geschichte
hat gezeigt, daß die Existenz eines jüdischen Staates im Ernstfall
die einzige wirksame Waffe gegen den weltweiten Antisemitismus ist.
Wenn alle Staaten ihre Grenzen für verfolgte Jüdinnen und Juden
schließen, dann haben sie so immer noch einen Zufluchtsort in
Israel. Deshalb und nicht nur weil Israel
der einzige demokratische Staat im ganzen Nahen Osten ist ist
Israel gegen jeden Antisemitismus, äußere sich dieser nun in
Pamphleten oder Selbstmordattentaten, zu verteidigen!
Ökologische Linke (ÖKOLI)
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18-09-02 |