Václav Havel in
Wien
Eine weitere Chance vertan
Zu einem eintägigen Arbeitsbesuch weilte der tschechische Staatspräsident Václav
Havel am 6. September 2001 in Wien. Es galt, die angespannten Beziehungen
zwischen Tschechien und Österreich zumindest atmosphärisch zu entlasten - mehr
lassen die stark eingeschränkten Kompetenzen beider Staatsoberhäupter ja nicht
zu. Nach dem sommerlichen Hin
und Her mit dem Programm einigte man sich auf einem (bei einem
"Arbeitsbesuch" nicht üblichen) Empfang mit militärischen Ehren, einem
gemeinsamen Gespräch zwischen Havel und Klestil, einer gemeinsamen
Pressekonferenz, dem obligaten Mittagessen und einem Besuch der
offiziell noch nicht eröffneten Sammlung Ludwig im neuen
Museumsquartier.
Ein Besuch im niederösterreichischen
Waldviertel wurde von tschechischer Seite ohne Angabe von Gründen abgelehnt.
Monatelang wurde beiden
Präsidentschaftskanzleien von privater Seite vorgeschlagen - nach dem Beispiel
des legendären Gangs nach Verdun von Francois Mitterrand und Helmut Kohl - am
Grabe Leopold Hilsners am Israelitischen Friedhof des Wiener Zentralfriedhofs
(4.Tor) ein Zeichen zu setzen, ein klares Bekenntnis auch zu dieser tristen
gemeinsamen Vergangenheit verbunden mit einer klaren Entschuldigung gegenüber
tschechischen und österreichischen Juden für die mit der Causa verbundenen
Verfolgungen.
Wie auch das von Morini und mir verfaßte
Masaryk-Memorandum vom 7.3.2001, blieb auch dieser Vorschlag von Wiener Seite
unbeantwortet und wurde von der Prager mit dem leidigen Zeitargument abgelehnt.
So galten alle Fragen während des
Pressetreffens dem langweiligen Dauerbrenner Temelín , bzw. den von
österreichischer Regierungsseite und deutschen Provinzpolitikern (in
Wahlkampfzeiten) gern ins Spiel gebrachten Benes-Dekreten. Deren Relevanz hatte
der tschechische Parlamentspräsident Klaus im Sommer in Österreich mit der der
Sizilianischen Bulle verglichen.
Schade, denn wenn es schon schwer fällt,
anstelle von Verdun nach Polná zu fahren, so wäre es ein Leichtes gewesen, in
Wien moralische Bringschulden einzufahren. Schade, daß wieder eine Chance in
Richtung einer wenn auch nur symbolischen "Rehabilitierung" jenes unschuldigen
Opfers der Ritualmordlüge (so die Inschrift auf dem Hilsner-Grabstein) vertan
wurde.
Denn der entstandene Eindruck ist fatal:
Daß alle Schuldbekenntnisse in Sachen shoah "words, mere words" sind.
Links:
http://www.hofburg.at
http://www.hrad.cz
PV
/ haGalil onLine 11-09-2001 |