Nach der
Stichwahl in Frankreich:
Le Pen ist noch nicht
ausgestanden
Das Gespenst
Le Pen ist an Europa vorbeigerauscht - vorerst. Der Wahlerfolg des
Rechtsextremen hat eine erstaunliche Auswirkung auf die Stichwahl
genommen: Nie zuvor stand man im Frankreich der Fünften Republik so
geschlossen gegen einen Politiker. Millionen Franzosen hatten zwei
Wochen lang gegen Le Pen demonstriert und mobilisiert.
Der Ausgang der Stichwahl war
dann auch im voraus für alle klar, Chirac gewann nicht unerwartet mit
82%. Doch was bedeuten die Ereignisse der vergangenen Wochen für die
Zukunft? Könnte die Front Nationale in den kommenden Parlamentswahlen
wieder mit Fraktionsstärke ins Parlament gelangen?
Für viele
Wähler ist Jacques Chiracs Sieg nicht das beste Ergebnis, daß sie sich
vorstellen können, dennoch natürlich das kleinere und einzig annehmbare
Übel. Die Folge ist in jedem Fall ein Schwenk nach Rechts.
Neuer Premierminister wird der Rechtsliberale Jean-Pierre Raffarin. Bis
zu den Parlamentswahlen im Juni wird er eine konservative Regierung
führen. Durch die Ernennung Raffarins bindet Chirac die anderen Parteien
der gemäßigten Rechten in seine Regierung ein.
Doch die Wahlen haben eindeutig gezeigt, daß die Rechtsextremen in
Frankreich eine zentrale politische Kraft geworden sind. Diese Tatsache
läßt sich nicht mit Worten, Appellen an die Moral und Entrüstung
beheben. Nur wenn die tatsächlichen Probleme, die den Rechtsruck
auslösen bearbeitet werden, kann der Rechtsextremismus besiegt werden.
Die kommenden Regierungen müssen also ihre Hausaufgaben gut machen, denn
Le Pen lauert weiter in einer Ecke.
aue / hagalil.com / 06-05-2002 |