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Die Wehrmachtsausstellung in Österreich

Von Karl Pfeifer, Wien

Vergangene Woche wurde in Israel an die Schoa, an den Holocaust erinnert. Nach Mitternacht gab es im israelischen Radio Gespräche mit Überlebenden und mit Mitgliedern der zweiten und dritten Generation. Eine 50 jährige Israelin erzählt die Geschichte ihrer Eltern. Beide waren schon vor dem Holocaust verheiratet und hatten Kinder. Während der Schoa verloren sie ihre Familie und sie kamen nach dem Krieg nach Israel heirateten dort. Sie hatten ein einziges Kind, die Tochter, die gestern abend erzählte, nie ihre Eltern über ihre Vergangenheit gefragt zu haben, und dass ihre Eltern nie über ihre schreckliche Vergangenheit etwas erzählten. Und nun sind ihre Eltern tot und sie fühlt sich schrecklich einsam und versucht zu verstehen, was ihre Eltern gelitten haben. Den jungen zynischen Österreichern, die schon nichts mehr davon hören wollen, die aber Israel beschuldigen doch das zu tun, was die Nazi (also Deutsche und Österreicher) den Juden getan haben ist nicht zu helfen. Sie suchen die Nazi dort, wo sie nicht sind und merken gar nicht wo sie sich befinden.

Report, eine ORF Fernsehsendung, berichtete gestern über die Neonazi, Rechtsextremisten und Burschenschafter, die am Samstag gegen die Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht demonstrieren werden. Der Burschenschafter, der diese Demonstration angemeldet hat, faselt etwas über mangelnde Legitimation der Wissenschaftler diese Verbrechen der Wehrmacht zu dokumentieren. D.h. derjenige, der nicht am Ort des Geschehens war kann seiner Meinung nach nicht die Geschichte beschreiben. Würde das Wissenschaftsministerium auf diese Argumentation hören, dann müßte u.a. auch Dr. Lothar Höbelt sofort entlassen werden, denn er hat nicht die Zeit erlebt, über die er an der Wiener Universität vorträgt. Es kommt auch der obligate Angriff auf den "Zigarettenhändler" Reemtsma. So wird ganz nach dem Vorbild der Nazi Sippenhaftung getätigt. Reemtsma ist Wissenschaftler und stammt tatsächlich aus einer Familie von Großindustriellen, die Adolf Hitler seinerzeit unterstützt hatte. Was dem jungen Rechtsextremisten anscheinend weh tut, ist die Tatsache, dass Jan Philipp Reemtsma nicht die Tradition seiner Familie fortsetzt.

Es wurden auch ehemalige Wehrmachtssoldaten gezeigt, die die Auseinandersetzung mit dem Wirken der deutschen Armee nicht scheuen. Der Wissenschaftler Walter Manoschek weist auf eine Meinungsforschung in Österreich hin, in der ehemalige Wehrmachtssoldaten befragt wurden, gegen wen denn die Wehrmacht gekämpft hatte. 40% der Befragten antworteten "gegen das Weltjudentum". Manoschek fragt, wie eine Armee gegen das Weltjudentum, gegen Juden kämpft und diesmal antwortet die Journalistin "indem man sie erschießt". Und das ist, was in dieser Ausstellung auch dokumentiert und gezeigt wird.

Es lohnt die Front- und Soldatenzeitungen anzuschauen, die auch von den Soldaten gelesen wurden, die sich heute nicht erinnern können oder wollen. Die schrecklichen Karikaturen können nicht in diesem Artikel gezeigt werden, daher kann ich nur Text zitieren: "Nicht nur mit Haß, vielmehr auch mit raffinierten Lügen wird in jüdischen und judenhörigen Kreisen der Welt der europäische Reinigungsprozeß , der - wenn man dabei an die parasitäre Erscheinung der Juden denkt - geradezu ein Entlausungsprozeß genannt werden kann, kommentiert, wobei man erneut den Versuch unternimmt, Tatsachen der Geschichte zu fälschen.

Oft ist es den Juden in der Vergangenheit geglückt, die Geschichte zu klittern, angefangen von der Lüge über die Diaspora, die die Juden sich selbst wählten und in die sie keineswegs, wie sie zu behaupten wagen, hineingezwungen wurden. Aus dieser ersten Lüge entstand die spätere Ansicht, die Juden seien arme, verfolgte Menschen, während in Wirklichkeit Judenverfolgungen, um einmal dieses Wort zu gebrauchen, niemals etwas anderes gewesen sind als Abwehrreaktionen der von Juden heimgesuchten Völker" und weiter: "Man vergißt, daß beim Judentum alle schlechten Eigenschaften des Menschen, vor allem Geldgier, Wucher, Betrug, Ausnützung des Einflusses zur Ausbeutung und Unterdrückung der Gastvölker und zu ihrer geistig-seelischen Zersetzung ebenso wie zur rassischen Unterwühlung, die Regel zu sein pflegen und daß man Ausnahmen davon mit der Lupe suchen muß." ("Soldat im Westen", Tageszeitung der Armee, Ausgabe N, Folge 427, Dienstag, 21. Januar 1941, Seite 2).

Report zeigte auch eine Gruppe von Antifaschisten, die am Samstag gegen den rechtsextremen Aufmarsch demonstrieren wird. Ein junger Linker sprach vom "nationalen Konsens" und ich meinte dazu, "man verkündet nach außen hin, wir sind ja das erste Opfer der Nationalsozialisten, nach innen hin aber hat man seit 1945 und bis heute immer wieder Kompromisse gemacht mit den Leuten, die die Verbrechen der Nationalsozialisten bis heute rechtfertigen. Das ist für mich der Punkt."

Wie dieser "nationale Konsens" in Österreich funktioniert, kann man auch feststellen, wenn man bedenkt, dass die SPÖ ausgerechnet dem FPÖ-Sozialminister "himmelschreiende Ungerechtigkeit" vorgeworfen hat, weil man nur die Kriegsgefangenen entschädigte, die in der UdSSR oder anderswo in Osteuropa waren und nicht die Kriegsgefangenen der Westalliierten. Vor allem der ehemalige Innenminister Karl Blecha beschwerte sich darüber. Und die Beschwerde dieser "Antifaschisten" wurde auch vom österreichischen Parlament positiv erledigt. Man kann diese Tage gar nicht genug essen....

 hagalil.com / 14-04-2002

 


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