Terror macht
keinen Unterschied
Rede von Karl Pfeifer, gehalten an der Solidaritätsveranstaltung mit
Israel und den Opfern des Antisemitismus, am Stephansplatz, Wien,
25.4.02
"Wir trauern um die Gefallenen der
israelischen Sicherheitskräfte und um die vielen Zivilisten, die ihr Leben
verloren haben. Unser Mitgefühl gilt den Familien.
Wenn der österreichische Landeshauptmann Jörg Haider einem arabischen Sender
erklärt, die Palästinenser hätten das "Recht auf Widerstand mit allen Mitteln",
dann rechtfertigt er damit auch die Selbstmordattentate gegen israelische
Zivilisten.
Ist es legitim Kinder und Jugendliche mit Sprenggürteln nach Israel zu senden?
Wer dieser Logik folgt, dem erscheint es auch legitim, Synagogen zu sprengen
beziehungsweise abzufackeln.
Terror macht keinen Unterschied und so
sind unter den Opfern auch Mitglieder der arabischen Minderheit. Dieser Terror
wird aber nicht nur gegen Israelis ausgeübt. Der Anschlag auf die Synagoge in
Djerba, in Tunesien, der schon mehr als ein Dutzend deutsche Opfer gefordert
hat, zeigt dass die Terroristen keine Grenzen kennen, weder territoriale
Grenzen, noch irgendeine Grenze der Moral. Wenn der erwähnte Lokalpolitiker mit
Kanzlerambitionen im Nagelbombenterror ein "Recht auf Widerstand mit allen
Mitteln" sieht, dann dürfen wir neugierig sein, ob wenigstens ein
österreichischer Politiker dies kritisch unter die Lupe nehmen wird. Wir
vermissen auch schmerzlich den Aufschrei österreichischer Moralisten gegen
diesen Mißbrauch von Kindern. Es gibt eine UNO-Behörde zum Schutz von Kindern,
die meines Wissens nach nicht dagegen protestiert hat. Warum hat die
palästinensische Autonomiebehörde diese mörderische Terrorwelle mitfinanziert
und mitverantwortet?
Arafat und seine Clique haben mehrere
hundert Millionen Dollar Hilfsgelder in die eigenen Taschen wandern lassen -
ohne dass eines der Geberländer protestierte. Doch seine Behörde konnte bisher
keines der Probleme konstruktiv lösen. Seine Herrschaft unterscheidet sich kaum
von der eines anderen x-beliebigen arabischen Despoten. Todesurteile und
Folterungen sind an der Tagesordnung. Fast täglich werden im Autonomiegebiet
Menschen gelyncht, oft schaut die palästinensische Polizei dabei zu und die
Fernsehanstalten zeigen auch manchmal diese Szenen.
Weshalb werden diese Erscheinungen fast
nie kritisiert?
Ich vermute dafür zwei Gründe, der erste
ist, weil man glaubt, Palästinenser wären nur Opfer und nie Täter gewesen und an
ihrem Unglück wäre Israel und der Westen schuld, der zweite Grund ist Rassismus.
Man glaubt Menschenrechte nur von einem demokratischen Staat einfordern zu
können und nicht auch von Palästinensern. Das ist eine Verachtung der
Palästinenser. Man muß von allen die gleichen Menschenrechte einfordern. Wenn
sich über hundert bewaffnete Palästinenser in eine Kirche flüchten und dort
Mönche, Nonnen und Zivilisten als Geisel halten, dann gibt es kein Aufschrei in
dem Medien. Armenische Mönche berichteten vorgestern, wie diese Bewaffnete
goldene Kreuze rauben. Doch in den Medien werden nicht die Kirchenschänder und
Räuber kritisiert, sondern die Ordnungskräfte, die diesem bösen Treiben ein Ende
bereiten wollen.
In der arabischen Welt werden die Selbstmordattentäter als wahre Helden
gefeiert. Hören wir, was Imam Scheich Ibrahim Madhi, der von der
palästinensischen Autonomiebehörde besoldet wird in der Ijlin Moschee in Gaza am
12. April gesagt hat und was vom Fernsehen der Palästinensischen
Autonomiebehörde übertragen wurde:
"Wir sind vom [zukünftigen] Sieg Allahs überzeugt; wir glauben, dass wir bald
nach Jerusalem als Eroberer kommen werden, nach Jaffa, nach Haifa, nach
Ramle und Lod, ...das gesamte Palästina, so wie es Allah beschlossen
hat...'Sie werden die Al-Aqsa Moschee betreten als sei es ihr erstes Mal...'
[...]
'Die Märtyrer sind Allah nahe'
[...] Unsere Feinde leiden inzwischen mehr als wir. Warum? Weil wir davon
überzeugt sind, dass unsere Toten ins Paradies kommen, während die Toten der
Juden in die Hölle kommen, ein grausames Schicksal. So stehen wir fest und
standhaft, gehorsam gegenüber Allah. [...] "
Die christlichen Kirchen aber auch alle
anderen Religionsgemeinschaften sind aufgefordert, sich gegen jegliche
Verherrlichung des Selbstmords und für den Schutz des Lebens einzusetzen.
Diejenigen, die im Namen der Moral so
heftige Kritik an Israel üben, nehmen solche Reden von religiösen Würdenträgern
der Palästinenser nicht zu Kenntnis. Der Grund dafür ist einfach. Dann könnte
man nicht mehr Ursache und Wirkung vertauschen. Denn ohne die blutigen Anschläge
gegen israelische Zivilisten und Touristen wäre es nicht zu der Militäraktion
gekommen. Sie beklagen die Wirkung und nicht die Ursache. Man ist zwar gegen den
Terror, aber noch mehr dagegen, etwas gegen die Terroristen zu unternehmen, denn
- so sagen sie - das würde doch nur die Terroristen reizen weiter ihr
mörderisches Handwerk in Israel auszuüben.
Das Gebot der Stunde ist es, die
Haßpropaganda und den Terror auszuschalten. Wenn die korrupten palästinensischen
Führer ihr Volk wirklich lieben würden, dann hätten sie etwas getan, um das
Schicksal ihres Volkes zu verbessern. Doch scheint es für sie leichter zu sein,
den Haß der Bevölkerung gegen Israel aufzupeitschen, als die Existenzprobleme
eines hauptsächlich durch die Politik ihrer eigenen Führer unglücklich gemachten
Volkes zu lösen.
Israel führt den Kampf gegen Terror aber
nicht nur im eigenen Interesse. Man kann nur mit Schaudern daran denken, was
passieren würde, wenn das Beispiel der Nagelbombenattentate auch anderswo Schule
machen würde. Dieser lang andauernde Konflikt ist keiner zwischen absolut Guten
und absolut Bösen. Er läßt sich nur durch Verhandlungen lösen. Daher muß es
allen klar werden, die Selbstmordattentate verursachen nur viel Leid, und
behindern eine friedliche Lösung. Shalom."
hagalil.com / 26-04-2002 |