"Die Wortführer
der nationalen Würde"
Freudentaumel des rumänischen
Rechtsextremisten Corneliu Vadim Tudor über den Erfolg Le Pens
Von William Totok
Nach der Begegnung des rumänischen
Ultranationalisten, Corneliu Vadim Tudor mit seinem französischen Freund Le Pen
am vergangenen Wochenende, geriet seine groß-rumänische Partei unter
Erklärungsdruck. Rumänische Medien warfen Tudor Verrat an den europäischen
Integrationsbestrebungen vor und sprachen von einem offenkundigen Versuch des
rechtsradikalen Populisten, dem Ansehen des Landes im Ausland Schaden zugefügt
zu haben.
Tudor war im zweiten Wahlgang im Jahr
2000 als Gegenkandidat gegen den jetzigen rumänischen Staatspräsidenten, den
Postkommunisten Iliescu angetreten. Für den rumänischen Neofaschisten hatten in
der ersten Runde etwa 30 Prozent der Wähler gestimmt. Seine neofaschistische
Partei Groß-Rumänien zog mit über 20 % der Stimmen ins Parlament, wo sie heute
die zweitstärkste Fraktion bildet.
In einer umständlich formulierten
Darstellung der Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der Partei
Groß-Rumänien und der Front National versuchte nun einer der
Parteivorsitzenden - Corneliu Ciontu - die massiven Vorwürfe zu entkräften.
Als grundlegenden Gegensatz zwischen den
beiden Parteien, die seit Jahren freundschaftliche Beziehungen pflegen,
bezeichnete der Vize die prinzipielle Zustimmung seiner Partei für die
europäische Integration Rumäniens. Gleichzeitig stellte er seine, von den
meisten Kommentatoren als neofaschistisch eingestuften Gruppierung als eine
"linke Partei" hin, im Gegensatz zur Front National, die er als
"rechtskonservativ" darstellte. Das einzige gemeinsame weltanschauliche
Element, das, seiner Ansicht nach, die beiden fremdenfeindlichen Parteien
verbinden würde, ist die sogenannte "nationale Dimension".
In einem überschwänglichen
Glückwunschtelegramm hatte Corneliu Vadim Tudor nach dem ersten Wahlgang Jean
Marie Le Pen und seine Front National als "die Vertreter des ewigen Frankreich
eines Bonaparte und Victor Hugo" gewürdigt. "Das Ideal, für das wir beide
kämpfen", schrieb Tudor, "ist ein Europa der Vaterländer und Nationen; dieses
Ideal wird demnächst auf unserem Kontinent, vom Atlantik bis zum Ural,
triumphieren. (...) Heute sind die von uns gegründeten nationalen Bewegungen
stärker denn je und repräsentieren das wache Bewusstsein des modernen Europa.
Wir sind weder Extremisten noch Fremdenfeinde oder Antisemiten - wir sind die
Wortführer der nationalen Würde, der wahren Freiheiten und des Kampfes gegen die
barbarische und entwürdigende Globalisierung, die die Völker auf die Folter
spannt."
hagalil.com / 01-05-2002 |