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Noch Plätze frei:
Studien- und Bildungsfahrt nach Lodz

Seit 1997 veranstaltet das Studienwerk Stanislaw Hantz Bildungsreisen zu den ehemaligen nationalsozialistischen Vernichtungsstätten in Polen. In mehrfacher Hinsicht ist das Konzept ihrer Bildungsarbeit interessant: Die Reisen werden zusammen mit ZeitzeugInnen geplant, vor Ort gibt es die Möglichkeit zu Gesprächen mit ehemaligen Häftlingen und Historikern.

Den Mitreisenden sollen Angebote gemacht werden, die Geschichte deutscher Verfolgungs- und Vernichtungspolitik aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und sich sowohl mit den Opfern als auch den deutschen Tätern zu beschäftigen. Explizit wird betont, dass es nicht ausreichend sei, den Nationalsozialismus allein in seiner historischen Dimension zu sehen. "Spannend ist, die sozialen und politischen Auswirkungen bis heute zu verfolgen und zu beobachten. Dass Geschichte nicht Vergangenheit ist, sondern Gegenwart, das lernt man schnell auf unseren Fahrten." (Programm 2003).

Für die Reise nach Lodz, die vom 20. bis 25. September stattfindet, sind noch einige Plätze frei.

Die Stadt Lodz

Vor dem zweiten Weltkrieg war Lodz ein wichtiges Zentrum der jüdischen Kultur. Von den damals 665.000 EinwohnerInnen der Stadt, waren 223.000 Jüdinnen und Juden. Jüdische Unternehmer gründeten zahlreiche Industrieunternehmen. Neben zwei polnischen Tageszeitungen gab es noch zwei jüdische in der Stadt. Die Jüdinnen und Juden von Lodz waren politisch und kulturell sehr aktiv. Neben drei hebräischen Gymnasien gab es in Lodz jüdische Theater, Sportvereine, Büchereien. Von besonderer Bedeutung waren die Fürsorgeeinrichtungen, zu denen unter anderem Hospitäler und Waisenhäuser gehörten.

Mit der deutschen Besetzung von Lodz am 8. September 1939 begann die Unterdrückung der jüdischen Bevölkerung. Jüdische Einrichtungen wurden über Nacht geschlossen. Das wirtschaftliche und soziale Leben der jüdischen Bewohnerinnen brach zusammen. Anfang Februar 1940 wurde mit der Errichtung eines Ghettos in Lodz begonnen. 164.000 Jüdinnen und Juden wurden aus ihren Wohnungen vertrieben und mussten sich eine neue Unterkunft im Ghetto suchen. Im Ghetto gab es 48.100 Räume, zumeist in Holzhäusern ohne Wasser- und Abwasserleitungen. Am 30. April 1940 wurde das Ghettogelände abgesperrt. Über 200.000 Menschen lebten im Ghetto von Lodz. Die Todesrate im Ghetto war hoch. Überfüllung und unzulängliche sanitäre Ausstattung führten zu Epidemien. Typhus war allgegenwärtig.

Das Ghetto in Lodz

Den BewohnerInnen fehlte Kleidung, insbesondere Schuhe. Besonders schlimm aber war der Hunger. Die durchschnittliche Tagesration enthielt weniger als 1.100 Kalorien. Über 20 Prozent der GhettobewohnerInnen starben an Hunger, Kälte und Krankheiten. Im Lodzer Ghetto gab es stets zahlreiche illegale Aktivitäten im politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Bereich. Durch ein Kulturangebot sollte der moralischen Einschüchterung entgegengewirkt und der Lebensmut der GhettobewohnerInnen gestärkt werden. Seminare und Vorlesungen fanden statt, und Untergrundbüchereien wurden eingerichtet, Fürsorgestellen und Suppenküchen wurden aufgebaut.

Von Januar bis Mai 1942 wurden 55.000 Jüdinnen und Juden vom Ghetto aus Lodz in das Vernichtungslager Chelmno deportiert. Vom 5. bis zum 12. September 1942 fand eine zweite Deportationswelle nach Chelmo statt. 20.000 GhettobewohnerInnen, überwiegend Kinder, Ältere und Kranke wurden in Chelmno ermordet. Ende Juni, Anfang Juli 1944 wurden nochmals 7.000 Menschen aus dem Ghetto von Lodz nach Chelmno deportiert. Ab dem 7. August 1944 wurden 74.000 Menschen nach Auschwitz gebracht. Am 19. Januar 1945 befreite die sowjetische Armee das Lodzer Ghetto. 800 Menschen lebten zu diesem Zeitpunkt noch im Ghetto. Die Gesamtzahl der Überlebenden aus dem Lodzer Ghetto wird auf 5.000 bis 7.000 Jüdinnen und Juden geschätzt.

Das Lager Chelmno

Während der Studienfahrt werden wir die 70 Kilometer von Lodz entfernte Gedenkstätte Chelmno besuchen. Chelmno war das erste Vernichtungslager der Nationalsozialisten. Mindestens 152.000, nach polnischen Schätzungen aber 320.000 Menschen wurden in Chelmno ermordet. Eingerichtet wurde Chelmno zur Ermordung der Jüdinnen und Juden aus Lodz sowie aus dem so genannten Warthegau. Am 7. Dezember 1941 kam der erste Transport nach Chelmno. Im März 1943 wurde Chelmno aufgelöst. Für kurze Zeit wurde das Vernichtungslager zwischen Ende Juni und Anfang Juli 1944 wieder in Betrieb genommen. Im September 1944 begann die SS damit alle Spuren des Massenmordes zu beseitigen.

Nach dem Krieg wurde Lodz für mehrere Jahre zur Heimat vieler jüdischer Überlebender. Ende 1945 lebten dort 38.000 Jüdinnen und Juden. Lodz war der gesellschaftliche und kulturelle Mittelpunkt der polnischen Juden. Schnell gründete sich ein Theater, Schulen und verschiedene Zeitungen. Bis 1969 verließen jedoch fast alle Jüdinnen und Juden die Stadt.

Organisatorisches

Die Studienfahrt nach Lodz/Chelmno findet vom 20. bis zum 25. September 2003 statt. Die Reise wird in Kooperation mit der DGB-Jugend Hessen organisiert. Die Kosten betragen für Gewerkschaftsmitglieder 110,00 Euro, ansonsten 130,00 Euro. In diesem Betrag sind die Fahrtkosten, Unterbringung und Verpflegung enthalten. Anmeldungen sind erst gültig, wenn die Fahrtkosten bezahlt wurden. Weitere Informationen zur Studienfahrt schicken wir gerne zu (info@bildungswerk-ks.de).

Hinfahrt: Kassel um 9:43 über Berlin 12:31, Ankunft Lodz 18:55
Rückfahrt: Lodz 11:18 über Berlin 17:17, Ankunft Kassel 21:15

Weitere Informationen unter:
http://www.bildungswerk-ks.de

gs / hagalil.com 01-08-03


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