Buchmesse in
Jerusalem:
Susan Sontag erhält Jerusalem
Preis
Diese Woche findet in
Jerusalem die 20. internationale Buchmesse in Jerusalem statt. Der
israelische Präsident Mosche Kazaw eröffnete die Messe am Montagabend
gemeinsam mit dem Schriftsteller Meir Schalev.
Alle Redner
freuten sich über die rege Beteiligung von Herausgebern, Verlagen und
Autoren trotz der schwierigen politischen Lage. Schalev sagte, daß
Jerusalem ein harter Ort für Schriftsteller sei. Es sei nicht nur
ungeheuer schwierig mit den Liebesgedichten König Salomons zu
konkurrieren, auch die Dichtungen der Jerusalemer Politiker seien schwer
zu übertreffen.
Insgesamt werden bis Freitag etwa
100.000 Bücher aus 50 Ländern vorgestellt. In einer gesonderten Schau
werden 200 seit Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland erschienene
Bücher deutscher Autoren zum Thema Holocaust gezeigt. Zu den
Hauptattraktionen der Messe gehört eine Ausstellung von 96
Illustrationen zu den Märchen der Gebrüder Grimm aus der zweiten Hälfte
des 20. Jahrhunderts, die bereits auf der Frankfurter Buchmesse gezeigt
wurde.
In diesem Jahr bietet die Messe
auch Konferenzen zum Thema Multimedia, eBook und Datenschutz im
Zeitalter des Cyberspace.
Shai Hausman, Vorsitzender der Israel Publishers Association, schnitt
dieses Thema auch in seiner Begrüßungsrede an. Die Messe zeige,
so Hausman, daß zwar die Hightech-Entwicklung auch auf diesem Sektor
große Fortschritte mache, das Buch wird aber nicht in Kürze der
Vergangenheit angehören, wie man noch vor wenigen Jahren befürchtet hat.
Im Rahmen der Messe erhielt die
amerikanische Schriftstellerin Susan Sontag gestern den Kulturpreis der
Stadt Jerusalem. Die israelische Friedensbewegung hatte Sontag dazu
aufgefordert, den Preis wegen der aktuellen politischen Lage abzulehnen.
Sontag ging auf diese Forderung nicht ein.
Sie fand jedoch deutlich Worte
und kritisierte Israels unverhältnismäßigen Einsatz von Waffen und
Gewalt gegen die Palästinenser. Nachdem sie den Preis von Jerusalems
Bürgermeister Ehud Olmert entgegen genommen hatte, rief Susan Sontag
Israel dazu auf, den Bau neuer Siedlungen zu stoppen und mit der
Zerstörung palästinensischer Häuser aufzuhören. Sie halte kollektive
Bestrafung in keinem Fall für gerechtfertigt, weder militärisch noch
ethisch.
Susan Sontag ist der zwanzigste
Preisträger des Jerusalem Preises, aber erst die zweite Frau, die mit
der 10.000 Dollar dotierten Auszeichnung geehrt wird.
haGalil onLine
10-05-2001 |