Sympathien und Antipathien:
Israel und die Fußball-WM Nicht nur in
der Türkei war die Enttäuschung heute groß, auch in Israel hatte man im
Halbfinale für die türkische Mannschaft gefiebert. Im Endspiel gehören
die Sympathien ganz klar Brasilien. Die deutsche Mannschaft mag man ganz
einfach nicht, natürlich nicht aus historischen Gründen, sondern rein
aufgrund der Qualität des Spiels. Die
Sympathie der Israelis für die Türken hat mehrere Gründe. Zum einen ist
die Türkei ein wichtiger politischer Partner, vor allem wegen
gemeinsamer Rüstungsgeschäfte und militärischer Manöver. Immer mehr
Israelis fahren in die Türkei in Urlaub, es gibt zahlreiche Sonderflüge,
die auch ein verlängertes Wochenende ermöglichen.
Und schließlich verbindet gerade der Fußball die beiden Länder. Der
israelische Spieler Haim Revivo führte den Istanbuler Verein Fenerbahce
in dieser Saison zum Sieg und wurde in der Türkei zum Fußballer des
Jahres gewählt. Für die Abneigungen gegenüber
der deutschen Mannschaft sind angeblich nur di fußballerischen
Leistungen entscheidend. Wenn auch der Beginn dieser Weltmeisterschaft
für den israelischen Zuschauer eine Überraschung guthatte. Da schlugen
die Deutschen die Mannschaft aus Saudi-Arabien, 8:0, wie sollte man da
dagegen sprechen?! Interessant auch der Bericht
in den gestrigen Abendnachrichten. Da wurden zunächst einmal ausführlich
die Verlierer gezeigt. Die Koreaner, so lobte der Reporter, haben in den
vergangenen Wochen die besten Fans abgegeben und seien auch jetzt keine
Verlierer. So nett und vorbildlich seien diese Menschen, daß sie sogar
noch den Müll nach der Party selbst aufräumen. Zu sehen waren Bilder von
Koreanern, die auf allen Vieren Konfetti aufsammelten.
Dagegen sahen die Deutschen, die unverständliche Laute ausstoßend und
grölenderweise mit Alkohol zu feiern verstehen, natürlich wenig gut aus.
Und dabei stören sie sich nicht einmal daran, so der Reporter, daß ihre
Spiele so langweilig seien, schon wieder ein 1:0 Sieg.
Tja, das mag sein. Aber der weitere 1:0 Sieg hat dazu geführt, daß es am
Sonntag zu einer historischen Begegnung kommen wird, das erste Endspiel
zwischen Deutschland und Brasilien. Mal sehen, ob sich eine kleine
Fangemeinde in Tel Aviv finden wird, mit der ich zusammen grölen kann,
ganz in deutscher Manier. aue /
hagalil.com / 26-06-2002 |