Neues von Aviv Geffen:
Memento MoriAndrea Übelhack
Der Tod ist, wie der lateinische Titel
bereits andeutet, das Hauptthema des neuen Albums von
Aviv Geffen,
der damit seit Monaten in den israelischen Hitlisten vertreten
ist. Der ehemals skandalöse Pop-Künstler konnte so endgültig den
breiten Durchbruch in Israel erreichen. Über die Qualität des
neuen Albums gehen die Meinungen jedoch auseinander.
Alle elf Stücke setzen sich mit dem Sterben
auseinander und sind als Geffens Art der Bewältigung des Todes
seiner Großmutter Geula (Schir azuw), der das Album gewidmet
ist, zu verstehen. Neben der Erinnerung an sie führt Aviv Geffen
seine Hörer aber auch in die israelische Wirklichkeit, in der
Tod und Sterben ständig präsent sind. Vielleicht liegt darin
auch der Grund für die begeisterte Aufnahme, das Album spiegelt
die aktuelle Stimmung wieder, auch andere Künstler, wie
beispielsweise Jehuda Poliker, setzen sich mit dem düsteren
Thema israelische Wirklichkeit auseinander. So wurde die erste
Single-Auskoppelung aus Geffens 10. Album, "Shir Azuv"
(Trauriges Lied), auf allen Radiosendern bis zur Schmerzgrenze
rauf- und runtergespielt.
LifeStream
von der Kundgebung
(Jizhak Rabin Platz, Tel-Aviv):
Geffen / Oz / Jarkoni
Das Problem nicht nur dieses Songs ist die
Mischung von Tod und Kitsch. Alle Lieder sind von einem
zuckersüßen Kitsch-Guß überzogen und bleiben immer schön an der
Oberfläche ohne tieferen Eindruck zu hinterlassen. Tränen und
Engel bestimmen die Songtexte so sehr, daß man sich zeitweise
nicht mehr sicher ist, ob man nicht das gleiche Lied immer
wieder hört. Auch die Instrumente sind auf weiche Keyboards und
säuselnde Geigen weitgehend beschränkt.
Die Idee eines Albums, das um den Moment des
Todes kreist, und dadurch zu einem sehr persönlichen und
emotionalen Statement wird, krankt vor allem an Geffens
überlasteter Poetik. Deswegen die Empfehlung: Besser alle Lieder
einzeln und portioniert anhören. Ein Song voll von Engeln
im Garten Eden (ra 4
Ejn Malakhim beGan Eden), dem Salz der Tränen oder der
Beschwörungsformel "Holech Kadimah" (Vorwärts gehen, ra
8
Holekh kadimah) ist
wunderbar, aber auch genug.
hagalil.com
04-09-02 |