US-Vermittler in
Nahost:
Neue Gewalt vor Vermittlungsgesprächen
Heute sollen die US-Vermittler eintreffen und den Auftakt zu neuen
Vermittlungsgesprächen einleiten. Das hat Israel nicht daran gehindert, am
Sonntag Büros der Fatah-Organisation von Palästinenserpräsident Jassir Arafat
sowie Sicherheits- und Polizeiposten im Gazastreifen zu beschießen. Man habe
damit auf mehr als 70 palästinensische Granatenangriffe auf jüdische Ziele
reagiert, hieß es aus Militärkreisen.
Am Freitag kam der Militärchef der Hamas,
Mahmud Abu Hanud, bei einem israelischen Raketenangriff ums Leben. Außenminister
Shimon Peres sprach von einem Akt der Selbstverteidigung, Hanud sei ein
"professioneller Terrorist" gewesen und für den Tod Dutzender Israelis
verantwortlich. Israel macht Hanud unter anderem für den Anschlag auf das
Dolphinarium im Juni diesen Jahres verantwortlich, bei dem 20 Jugendliche
starben.
Die Beerdigung von Hanud in Dschenin im
Westjordanland wurde zu einer riesigen und vor allem zornigen Demonstration.
Etwa 50.000 Palästinenser begleiteten den Sarg während zeitgleich in Gaza etwa
10.000 Menschen gegen Israel demonstrierten. Die Hamas drohte Vergeltung an und
sprach von Rache, Rache in Tel Aviv.
Die jüngsten Gewaltausschreitungen geben
eine schlechte Ausgangsposition für die amerikanischen Vermittlungsbemühungen.
US-Vize-Außenminister William Burns und der frühere Marine-General Anthony Zinni
wird es wohl kaum gelingen, unter diesen Umständen die Umsetzung des
Mitchell-Plans zu erreichen. Nach Informationen des US-Außenministeriums sollen
die beiden zunächst solange in der Region bleiben bis eine Waffenruhe erreicht
ist.
Hinter dem neuen Vermittlungsversuch steht die Erkenntnis der USA, daß die
Wurzeln des Terrorismus nur in Verbindung mir einer umfassenden Lösung des
Nahostkonfliktes zu beseitigen sind. Doch die Chance auf Frieden hängt in diesen
Tagen mehr als je zuvor auch von den Schritten der USA im Kampf gegen der
Terrorismus ab. Die derzeitige Politik der USA in Bezug auf Afghanistan kann
unter keinen Umständen auf die Staaten des Nahen Ostens ausgedehnt werden. Hier
können die Waffen nicht sprechen, sie würden alles bisher erreichte zunichte
machen. Im Nahen Osten hilft nur die Diplomatie, auch wenn das der mühsamere Weg
ist.
aue / hagalil.com / 26-10-2001 |