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Der Geist der Jugend:
Die Eröffnung des 34. Zionistischen Kongresses

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vom Zionistischen Kongress, Jerusalem:
Eröffnung - Ehud Olmert

"Fasse ich den Baseler Kongreß in ein Wort zusammen - das ich mich hüten werde, öffentlich auszusprechen - so ist es dieses: in Basel habe ich den Judenstaat gegründet. Wenn ich das heute laut sagte, würde mir ein universelles Gelächter antworten Vielleicht in fünf Jahren, jedenfalls in fünfzig wird es jeder einsehen." Diese berühmten Worte schrieb Theodor Herzl am 3. September 1897 in seinem Tagebuch nieder. Gestern wurde in Jerusalem der 34. Zionistische Kongreß eröffnet, der sich ganz im Geiste Herzls zu zeigen versucht.

Doch der Kongreß und seine Eröffnung stehen nicht nur im Geiste Herzls, sondern in diesem Jahr vor allem im Geist der Jugend. Es ist das erste Mal, dass ein Viertel der Delegierten unter 30 Jahren alt ist. Sallai Meridor, Vorsitzender der Jewish Agency, hält den Kongreß in dieser Zusammensetzung für den "bedeutsamsten Ausdruck jüdischer Solidarität mit Israel" seit Ausbruch der Gewalt im September 2000.

Um die 1.200 Delegierte aus Israel und 33 Ländern der Diaspora sowie weitere 300 Aktivisten aus der ganzen Welt werden zu dem Kongress erwartet, der das höchste richtungsweisende Organ der World Zionist Organisation ist und alle vier Jahre in Jerusalem stattfindet. Zu den diskutierten Themen gehören: Die Wichtigkeit "Israels als ein jüdischer demokratischer Staat," die Bemühungen gegen Antisemitismus und die Delegitimierung Israels, die Besiedlung von Negew und Galil sowie das Thema Einwanderung.

In Israel wird der Kongreß mit kritischem Auge betrachtet. In Jedioth Achronoth hieß es unter der Überschrift Zionismus 2002: "Der Zionistische Weltkongress war früher ein nationales Fest, doch heute ist er nur noch eine öde, irrelevante Veranstaltung, auf die wir durch irritierende Radioslogans und Plakate eingestimmt werden sollen, von denen niemand weiß, was sie eigentlich bedeuten. Eine erschreckende und außerdem immens kostspielige Trivialität. Interne Kontroversen in den Parteien hätten fast verhindert, dass überhaupt israelische Delegierte an dem Kongress teilnehmen, und die Regierungspartei bleibt wegen der Rivalität zwischen Sharon und Netanyahu draußen. Kein Wunder, dass es so schlecht um den Zionismus steht."

Oppositionsführer Yossi Beilin attackierte die Zionistische Weltorganisation und bezeichnete sie als überaltert und nicht relevant. Auch aus diesem Grund betonte Sali Meridor mehrfach den Umstand, daß dieser Kongreß der jüngste in der Geschichte ist.

Kritik hagelte es in der Presse auch in Bezug auf die Interpretation von Herzls Ideen. Zeev Zachor, Kommentator bei Jedith Achronoth, schrieb dazu: "Es geht hier nicht um die Auffrischung von hundert Jahre alten zionistischen Idealen, sondern um einen heftigen reaktionären Widerstand gegen den Geist des Zionismus, den Herzl geprägt hat. Herzl war ein stolzer Jude, der die Juden als gleichberechtigte Bürger in die sie umgebende Gesellschaft einbinden wollte. Doch seine Gegner wollten sich hinter Ghettomauern verschanzen und sich mit ihrem Separatismus einigeln ... Um die Überfremdung der israelischen Gesellschaft durch nichtjüdische Zuwanderung zu verhindern, schlägt jetzt der Kongress vor, die Kriterien des (Herzl so gründlich verhassten) religiösen Establishments zu übernehmen. In Jerusalem wird man über Vorschläge zur Einschränkung der Einwanderung nach Israel und zur genauen Untersuchung der jüdischen Herkunft der Einwanderer sowie der Verhinderung von Familienzusammenführungen mit nichtjüdischen Verwandten beraten. Der Innenminister hat die Beschlüsse des Kongresses garnicht erst abgewartet, sondern handelt schon jetzt in diesem Sinne. Ironischerweise ist dieser Innenminister Israels auch gegen eine Familienzusammenführung bei Herzl selbst - sogar über den Tod hinaus: aus religiösen Gründen dürfen Herzls Kinder nicht in Israel, zu dessen Entstehung ihr Vater so maßgebend beigetragen hat, begraben werden".

Tatsächlich scheinen die Slogans, die Show der Eröffnung und dabei vor allem die Reden der Ehrengäste, Staatspräsident Moshe Kazaw, Jerusalems Bürgermeister Ehud Olmert und Sallai Meridor, nicht zu den Grundgedanken Herzls zu passen. Herzls Judenstaat, der das Ghetto zurücklassen sollte, der sich eine friedliche Koexistenz schaffen sollte, und der Judenstaat, in dem Heer und Klerus so hoch geehrt werden sollen, "wie es ihre schönen Funktionen erfordern und verdienen. In den Staat, der sie auszeichnet, haben sie nichts dreinzureden, denn sie werden äußere und innere Schwierigkeiten heraufbeschwören."

Ehud Olmert,
Jerusalems Bürgermeister

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vom Zionistischen Kongress, Jerusalem:
Ehud Olmert

Der Geist der großen Idee aus vergangenen Zeiten kam dann aber doch noch auf, wenn auch nicht bei der aufwendigen Multimedia-Show, die den individuellen Rhythmus des Zionismus beschwor, oder bei dem Auftritt der israelischen Sängerin Zehava Ben, sondern bei der ganz bescheidenen und kurzen Ansprache einer Deligierten aus den USA. Charlotte Jacobson beschwor den gegenseitigen Respekt und erklärte schließlich den Kongreß "in session".


Charlotte Jacobson eröffnete den Kongreß formell
 

Das Schlußbild nach der aufwendigen Multimediashow

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vom Zionistischen Kongress, Jerusalem:
Eröffnung: Charlotte Jacobson

 

aue / hagalil.com / 18-06-2002

 


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