Quallenplage in
Tel Aviv:
Die letzte Bastion der Unbeschwerten
Shabbat am
Strand von Tel Aviv läßt einen vergessen, in welchem Land man da
eigentlich ist. Das Leben ist hier vollkommen und in Ordnung, Kinder
spielen, Sonnenhungrige grillen sich, hier eine Tai Chi, dort eine
Kapoeira Gruppe. Der einzige Unfrieden kommt von den Lifeguards, die
ihre Schützlinge liebend gerne anschreien. Die letzte Bastion der
Unbeschwerten ist in den vergangenen Wochen jedoch in Gefahr. Allerdings
nicht durch Bombendrohungen und terroristische Anschläge, sondern durch
eine Quallenplage.
125 Kilometer lang
und 40 Kilometer breit soll sie sein, die Strömung, in der sich die
widerlichen Tiere aufhalten. Es handelt sich dabei nicht um die kleinen
weißen Quallen, die man aus Italien-Urlauben kennt, nein nein. Wie alles
sind auch die Quallen hier extrem. In diesem Fall extrem groß und extrem
widerlich. Damit hat sich also der Strand und das Meer der "Situation"
angepasst.
Will man also
einen romantischen Abendspaziergang machen, dann muß man sich momentan
von Haufen verendeter Quallen in Acht nehmen, die vom Wasser an Land
gespült dort siechen. Tagsüber hört man dann immer wieder die
aufgeregten Rufe, Medusah, Medusah.
In einem
Radiointerview erklärte ein Professor der Universität Tel Aviv, daß die
Tiere zur Paarung in seichtere Gewässer kommen und deswegen auch in
Massen auftreten. Der Radioreporter meinte daraufhin sarkastisch, daß es
nicht fair ist, die widerlichen Tiere sind im kühlen Naß und haben ihren
Spaß, wir dagegen müssen am Land grillen und können nicht einmal die
Abkühlung im Meer genießen.
Die Tageszeitung
Haaretz veröffentlichte zu diesem Thema ihre ganz eigenen Vorschläge,
wie man mit der Quallenplage umgehen sollte. Strandatmosphäre könne sehr
gut auf einem Balkon oder im Hinterhof unter Zuhilfenahme zahlreicher
Kinderspielartikel erzeugt werden. Von kleinen Wasserpfützen für 50
Shekel bis hin zum kleinen Pool, der fünf Erwachsene fassen kann und für
400 Shekel zu haben ist, alles gute Alternativen.
Das Problem mit
dem schlechten Gewissen weiß der Autor auch zu lösen. Das Wasser muß
schließlich nicht jedesmal entleert werden, wenn es zu warm wird.
Eiswürfel können die Temperatur einfach wieder auf gewünschtes Niveau
bringen. Trotzdem sollte das Wasser aber entweder einmal die Woche
gewechselt oder besser noch gesalzen werden, um den authentischen
Eindruck zu wahren.
Für alle, die weder Hinterhof noch
Balkon haben, bleibt nur die Hoffnung, daß die Meereskreaturen mit ihrem
Paarungsgeschwimme bald zu Ende kommen und das Feld wieder räumen. Dann
kann das geruhsame Shabbatleben wieder Einzug halten.
aue / hagalil.com / 05-07-2002 |