Der Tag
danach:
24 Stunden Zurückhaltung
Einen Tag
nach dem Anschlag in Tel Aviv, bei dem 17 Jugendliche ums Leben kamen
und mehr als 120 Menschen verletzt wurden, beschloß die israelische
Regierung zunächst, auf Vergeltungsschläge zu verzichten und
Palästinenser-Präsident Jassir Arafat ein 24-stündiges Ultimatum
einzuräumen, um seine angekündigte Waffenruhe umzusetzen.
Mittlerweile
seien jedoch erneut Aktionen gegen radikale Palästinensergruppen
angeordnet worden, berichtete der israelische Rundfunk. Auch Operationen
gegen Einrichtungen der palästinensischen Autonomiebehörde seien
vorgesehen. Dabei werde man "nicht nur gegen leere Gebäude vorgehen",
hieß es weiter. Die Autonomiebehörde ließ bereits alle strategischen
Gebäude evakuieren.
Bundaußenminister Joschka Fischer
hat mittlerweile eine wichtige Vermittlerrolle eingenommen. Er befand
sich zur Zeit des Anschlags in einem Hotel, das nur wenige Hundert Meter
von der Diskothek Pacha entfernt. Seit gestern Morgen vermittelt er
zwischen Jassir Arafat und der israelischen Regierung. Fischer
verlängerte seinen Aufenthalt um einen weiteren Tag, um seine
Pendeldiplomatie fortzuführen. Er sei vor Ort, und eine Chance müsse man
nutzen, so Fischer.
Fischer übte weiterhin Druck auf
Arafat aus, damit die Waffenruhe durchgesetzt wird. Arafat müsse nun
einlenken, sonst "oder wir erleben eine große Tragödie", so Fischer.
Auf der israelischen Seite ist
man weiterhin sehr skeptisch, ob Arafat die Waffenruhe durchsetzen wird.
Verteidigungsminister Ben-Elieser bestätgte jedoch, daß Arafat seinen
Kommandeuren Anweisungen gegeben habe, keine Aktionen gegen Israel mehr
zu unternehmen.
Der Chef des palästinensischen
Sicherheitsdienstes, Abdel Rasek el Madschaida, hatte am Samstagabend
erklärt, man habe Kontakt mit den verschiedenen militanten
Palästinensergruppen im Gazastreifen aufgenommen, um den
Waffenstillstand umzusetzen. Hamas und Islamischer Dschihad kündigten
jedoch an, sie wollten sich nicht daran halten.
Mittlerweile
bekannte sich der bewaffnete Flügel der palästinensischen
Untergrundorganisation Hamas, Issedin el Kassem, zu dem Bombenanschlag.
In Tel Aviv kam
es den ganzen Tag über zu Protesten, bei denen Wut, Zorn und
Verzweiflung der Israelis an den Tag kamen. Die Polizei konnte nur
mühsam größere Ausschreitungen verhindern.
Unterdessen
wurden die Namen der 17 Opfer bekannt gegeben:
Irena Asatsif,
18, Holon
Simona Rodin, 18, Holon
Yelena Nelimov, 18, Tel Aviv
Yulia Nelimov, 16, Tel Aviv
Ori Shahar, 32, Ramat Gan
Kastanida Katarin, 15, Ramat Gan
Eliya Gutman, 14, Bat Yam
Roman Dezanshvili, 21, Bat Yam
Anya Kachkova, 16, Holon
Liana Sakyan, 16, Tel Aviv
Irena Nafmaniashtsy, 16, Bat Yam
Mariana Madbaneko, 16, Tel Aviv
Maria Tagilchev, 14, Netanya
Raisa Nimrovsky, 15, Netanya
Marina Zokovska, 17, Tel Aviv
Aleksei Lupalu, 16, Touristin aus der Ukraine
Roman Gorohovsky, 20, Tourist aus der Ukraine
Zwei weitere
Jugendliche erlagen ihren schweren Verletzungen. Drei schweben weiterhin
in Lebensgefahr.
haGalil onLine
03-06-2001 |