Kinderbuch-Rezension:
Schatten aus der
Vergangenheit
Von Iris Noah
Sander ist mit seiner Familie umgezogen. Eigentlich wollte er nicht von der
Stadt aufs Land in ein Haus am Deich. Mit diesem Haus stimmt etwas nicht. Es ist
von Geheimnissen umgeben. Auf dem riesigen Dachboden findet er mit seiner
Schwester hinter einem Schrank einen verborgenen Raum. Jan, ein alter Bauer aus
der Nachbarschaft erzählt ihm, daß in diesem Haus während der Nazi-Zeit jüdische
Kinder versteckt worden sind.
Während Sander sich in seiner neuen Umgebung einlebt und Freundschaften
schließt, geht es seinem Vater Ab immer schlechter. Er zieht sich mehr und mehr
zurück und verhält sich immer seltsamer, obwohl der Umzug ursprünglich auf seine
Initiative zurückgegangen war.
Sander entdeckt, daß das Haus ein Teil seiner eigenen Familiengeschichte ist.
Sein Vater Ab gehörte zu den Kindern, die hier versteckt waren und konnte nur
ganz knapp einer Razzia entkommen, die den sicheren Tod für ihn bedeutet hätte.
Durch Begegnungen mit Menschen von "damals" und alte Briefe erfährt Sander, was
es bedeutet als verstecktes Kind zu überleben und welche persönlichen Risiken
die Helfer und Retter auf sich genommen haben.
Theo Engelen erzählt packend und einfühlsam, wie sich die Erlebnisse, die
Sanders Vater verdrängt hat, auf das Leben der Familie heute auswirken. Durch
einen Zusammenbruch und therapeutische Gespräche wird ein Heilungsprozeß
eingeleitet. Die Konfrontation mit der Vergangenheit ist schmerzlich, aber sie
ermöglicht der ganzen Familie mehr Nähe und ein neues Miteinander.
Das Buch ist sehr geeignet für Kinder von 10 bis 12 Jahren, aber auch ältere
werden es mit Gewinn lesen.
hagalil.com / 21-11-2001 |