Neue
palästinensische Kunst:
"In weiter Ferne so nah"
"Die wesentliche palästinensische Erfahrung, die auf einige der
grundlegendsten Fragen der palästinensischen Identität hinweist, findet
an einer Grenze, einem Flughafen, einem Grenzübergang statt: kurz
ausgedrückt, an einer dieser vielen modernen Grenzen, an denen
Identitäten überprüft und verifiziert werden.
Die Behandlung, die Palästinenser an diesen Grenzübergängen erfahren,
verdeutlicht ihnen, wie viel sie als Volk gemeinsam haben. Denn an
diesen Grenzen und Absperrungen erfahren die sechs Millionen
Palästinenser eine 'Sonderbehandlung' und werden vehement an ihre
Identität erinnert: wer sie sind und warum sie anders sind." (Rashid
Khalidi, Palestinian Identity: The Construction of Modern National
Consciousness. Columbia University Press. New York. 1997)
Im zweiten Teil der Ausstellungsreihe "Focus Nahost" werden in der
ifa-Galerie Berlin aktuelle Positionen palästinensischer Kunst
vorgestellt. Die neue und engagierte Kunstszene wird anhand von vier
Positionen gezeigt. Zu sehen sind die Arbeiten von Mona Hatoum, Khalil
Rabah, Noel Jabbour und Raeda Saadeh.
Mona Hatoum (geb. 1952 in Beirut, lebt in London) ist die bekannteste
palästinensische Künstlerin, deren internationales Renommee
Ausstellungen in zahlreichen wichtigen Kunstinstituten der Welt belegen.
Ihre Installationen und Objekte bestehen meist aus Gegenständen des
alltäglichen Lebens, die sie, häufig verfremdet, in einer radikalen,
puristischen Weise raumbezogen installiert. Ihre große Bodeninstallation
»Present Tense« zeigt die heute von Palästinensern bewohnten Gebiete
mittels einer riesigen Landkarte, die sich aus über zweitausend
Olivenöl-Seifenblöcken zusammensetzt. Die Fragen nach einer
palästinensischen und künstlerischen Identität, nach der Rolle der Frau
in der arabischen Welt, sowie nach Macht und Gewalt stehen im Zentrum
ihrer Arbeit. Auch die
junge Künstlerin Raeda Saadeh (geb. 1977 in Um El-Fahem, lebt in
Nazareth) setzt sich in ihren Performances, Videos und
Rauminstallationen mit dem moslemischen Frauenbild, insbesondere der
weiblichen Sexualität auseinander. In ihren spektakulären Inszenierungen
integriert sie sowohl christliche wie moslemische Symbole und Rituale.
Khalil Rabah (geb. 1961 in Jerusalem, lebt in Ramallah), Künstler und
Architekt, vertrat Palästina bereits sehr erfolgreich auf den Biennalen
in São Paulo und Sydney. Seine spröden Objekte und konzeptuellen
Installationen berühren auf überzeugende Weise Fragen der
palästinensischen Politik und Geschichte sowie deren Symbole, Probleme
und Hoffnungen. Diese
Thematik spielt gerade auch in den Arbeiten der jüngeren
Künstlergeneration – wie in den Fotoreportagen von Noel Jabbour (geb.
1970 in Nazareth, lebt in Jerusalem) – eine wichtige Rolle: Ihre Arbeit
"Martyr Series" zeigt inszenierte Gruppenporträts der Familien
palästinensischer Märtyrer, die Serie "Interieurs" wiederum
stilllebenartige Details von Wohnräumen in palästinensischen Wohnungen.
Die Ausstellung ist von 22. März 2002 bis 26. Mai 2002 in Berlin zu
sehen:
ifa-Galerie Berlin
Linienstraße 139/140
Tel. 030/22679616
http://www.ifa.de
„Re-thinking“:
Neue
Kunst aus Israel
hagalil.com / 20-03-2002 |