"Der Pianist":
Goldene Palme für Roman
Polanski
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"Ich bin geehrt und bewegt, diesen wertvollen Preis für einen Film
zu erhalten, der Polen repräsentiert", sagte Roman Polanski nachdem
er die Goldene Palme bei den Filmfestspielen in Cannes
entgegennehmen durfte. Die authentische Geschichte eines jüdischen
Musikers in Polen zur Zeit des Zweiten Weltkrieges sei der "persönlichste
Film seines Lebens". |
22 Beiträge konkurrierten in diesem Jahr in Cannes um die Goldene Palme.
Polanski setzte sich auch gegen den finnischen Kult-Regisseur Aki
Kaurismäki durch, dessen "The Man Without A Past" den Großen Preis der
Jury erhielt.
"Der Pianist" ist nach der
Autobiografie von Wladislaw Szpilman "Das wunderbare Überleben" gedreht
und schildert die Geschichte eines polnisch-jüdischen Pianisten, der
sich in Warschau versteckt und nur durch ein Wunder der Deportation nach
Auschwitz entgeht. Ein Musik liebender deutscher Offizier rettet ihm das
Leben. Roman Polanski hat selbst als Kind
das Getto in Krakau überlebt.
Er wollte jedoch nie seine eigene Biografie verfilmen und lehnte auch
Angebote ab, die ihn zu nah an seine eigenen Erlebnissen führen würden,
wie beispielsweise die Regie für „Schindlers Liste“.
"Der Film spielte dort, wo ich damals war. Viele der Filmfiguren kannte
ich persönlich, manche sind noch am Leben. Ich konnte mich nicht
überwinden, einen Film über die Ereignisse zu machen, die ich aus
nächster Nähe erlebt habe. Und dennoch wollte ich immer einen Film über
diese Zeit drehen, und ich wollte ihn in Polen machen."
Diese Gelegenheit fand Polanski
in den Memoiren des
Klavierspielers Wladyslaw Szpilman. In der Verfilmung konnte er auch
"eigene Erlebnisse wiederauferstehen lassen, ohne zu viel über mich
selbst zu erzählen".
Das Buch Szpilmans habe er ausgewählt, weil es die Zeit am
realistischsten und am differenziertesten schildere. Er wolle gute und
schlechte Polen, Juden und Deutsche zeigen. "Und es ist, trotz allen
Grauens, ein optimistisches und unsentimentales Buch."
Polanski drehte seinen Film an Orginalschauplätzen in Warschau und
achtete peinlich genau darauf, die unheimliche Szenerie so
originalgetreu wie möglich einzufangen. Die Detailversessenheit ist
dabei ganz offensichtlich auch eine Form der Auseinandersetzung mit der
eigenen Vergangenheit. "Ich war noch ein Kind, sechs Jahre alt", so
Polanski, "aber ich war alt genug, um mir diese Bilder sehr lebhaft ins
Gedächtnis einzuprägen." Sogar das Wetter im Film stimmt genau: Auch der
1. September 1939 sei ein sonniger, heißer Tag in Warschau gewesen. An
der Hand seines Vaters, der die Invasoren wutentbrannt mit "Hurensöhne!
Hurensöhne!" beschimpfte, sah Polanski, wie deutsche Truppen in Warschau
einmarschierten. Weitere Augenzeugen wurden zum Set eingeladen, die
weitere Details ergänzten. Für das Design konnte Polanski den
Oscar-Preisträger Allan Starski ("Schindlers Liste") gewinnen.
aue / hagalil.com / 29-05-2002 |