Als Ergebnis von Recherchen zu
Exponaten des Jüdischen Museums Franken in Fürth, die möglicherweise
während der NS-Zeit ihren jüdischen Besitzern unrechtmäßig entzogen
wurden, hat die Stadt Fürth ein wertvolles Tora-Schild an die in New
York lebenden Erben der früheren Eigentümer restituiert.
Die Familie Dottheim-Brooks,
deren Vorfahren aus Gunzenhausen (Mittelfranken) stammen, haben dazu am
vergangenen Freitag in den USA folgende Pressemitteilung veröffentlicht:
"Wertvolles jüdisches Ritualgerät
an amerikanische Familie restituiert
New York, 17. August 2001
Erstmals konnte ein wertvolles aus Privatbesitz stammendes jüdisches Ritualgerät
an die rechtmäßigen Erben übergeben werden: Die Stadt Fürth restituierte ein
silbernes Tora-Schild (Schmuckplatte zur Zierde einer Tora-Rolle) aus dem
Jüdischen Museum Franken in Fürth an eine New Yorker Familie.
Faye Dottheim-Brooks wußte zwar, daß ihr Vater 1937 aus Nazi-Deutschland floh
und sich in St. Louis (Missouri) niederließ, aber sie rechnete niemals damit,
daß noch ein Erbstück ihrer Großmutter in Form eines seltenen silbernen und
vergoldeten Tora-Schildes aus dem frühen 17. Jahrhundert existiert. "Mein Vater
sprach nie über seine Erlebnisse während des Holocaust. Wir wußten nur, daß
seine Eltern und drei weitere Angehörige von den Nazis ermordet wurden", sagte
Frau Dottheim-Brooks dazu.
Ein Brief von Bernhard Purin, Direktor des Jüdischen Museums Franken in Fürth,
eröffnete nicht nur die Voraussetzungen für die Restitution des Tora-Schildes,
sondern war auch Anlaß für eine intensivere Beschäftigung mit der
Familiengeschichte und einen Besuch der Familie in Gunzenhausen, wo die
Dottenheimers über viele Generationen bis 1938 lebten, als sie den Ort verlassen
mußten und nach Frankfurt/M. übersiedelten, von wo aus sie in ein
Vernichtungslager deportiert und ermordet wurden. Purin, der die Familie während
ihres Besuchs in Gunzenhausen und Fürth begleitete, hob hervor, daß "die
Rückgabe dieses Objekts an die Familie die Aussagekraft und Bedeutung dieses
Objekts erhöht und es nun dazu beiträgt, Vergangenheit mit Zukunft zu
verbinden“.
Das Tora-Schild wurde von einem Nürnberger Goldschmied im frühen 18. Jahrhundert
gefertigt und gehört zu einer kleinen Gruppe ähnlicher Schilder, die sich heute
im New Yorker Jewish Museum, dem Skirball Museum in Los Angeles und einer
Privatsammlung befinden. 1913 heiratet Frieda Reinhardt aus Gerolzhofen in
Unterfranken Sigmund Dottenheimer, den Großvater von Faye Dottheim-Brooks und
brachte diesen wertvollen jüdischen Ritualgegenstand als Teil ihrer Aussteuer
mit in die Ehe. Purin konnte - was bei jüdischen Kultgegenständen sehr selten
ist - die Herkunft des Objekts klären, nachdem sein Museum und die Central
Archives for the History of the Jewish People eine Foto-Dokumentation aus den
1920er Jahren veröffentlicht hatten, in der das Schild als Privatbesitz von
Sigmund Dottenheimer aus Gunzenhausen bezeichnet war. Nachdem es seit dem
Novemberpogrom verschollen war, wurde es 1990 von den Erben eines früheren
Heimatmuseums-Leiters aus Gunzenhausen der Stadt Fürth als Ausstellungsstück für
das künftige Jüdische Museum übergeben.
Die Anwältin der Familie, Lucille A. Roussin von der Kanzlei McCallion &
Associates, die sich auf Fälle von NS-verfolgungsbedingt entzogenes Eigentum
spezialisiert hat, betonte, daß dieses Beispiel ein Vorbild für andere
Raubkunst-Fälle sein sollte. Nachdem das Tora-Schild nun von der Stadt Fürth
restituiert wurde, wird es als Leihgabe im Jüdischen Museum Franken in Fürth
bleiben und eine Beschriftung wird die Geschichte des Objekt festhalten. Im März
2003 wird Bernhard Purin das Tora-Schild allerdings nach New York bringen: Dann
wird es beim Gottesdienst zur Bat mizwa (Konfirmation) von Faye Dottheim-Brooks
jüngerer Tochter Kara verwendet werden."
Weiter Informationen:
http://www.juedisches-museum.org/