Ein Brunnen im
Tiergarten:
Mahnmal für Sinti und Roma
Das Mahnmal
zur Erinnerung an während der NS-Zeit ermordeten Sinti und Roma nimmt
Gestalt an. Dani Karavan, der aus Israel stammende beauftragte Künstler,
plant einen großen Brunnen im Tiergarten, an dessen Rand symbolisch das
Schicksal der 500 000 Ermordeten dargestellt wird.
Das Modell
findet laut Berichten der "Berliner Zeitung" sowohl unter den Senatoren,
wie auch von Seiten des Zentralrates der Sinti und Roma Zustimmung.
Einem Baubeginn im kommenden Jahr scheint damit nichts entgegen zu
stehen.
Die Finanzierung des Projektes ist jedoch bisher noch nicht geklärt. Das
Modell von Karavan ist sicherlich auch deswegen gern gesehen, da es eine
sehr kostengünstige Idee ist. Der Bau des Mahnmals soll maximal fünf
Millionen Mark kosten. Allerdings steht noch nicht fest, wer diese
Kosten trägt. Bisher gibt es weder einen offiziellen Beschluss des
Berliner Senats oder des Abgeordnetenhauses, noch steht die Beteiligung
des Bundes fest.
Für einige scheint ein weiteres Mahnmal ein heikler Punkt zu sein. So gab
beispielsweise Stadtrat Dirk Lamprecht (CDU) zu bedenken, dass auch die
Homosexuellen und Wehrmachtsdeserteure auf dem Gelände südlich des
Reichstages eine Erinnerungsstätte für die Verfolgten aus der NS-Zeit
verlangen. Der Senat müsse sich daher gut überlegen, wie der Bedarf der
verschiedenen Interessengruppen gehandhabt werde.
Der Brunnen
wird zwischen Simsonweg und Scheidemannstraße in unmittelbarer
Nachbarschaft des Reichstages stehen, wie es der Zentralrat der Sinti
und Roma gefordert hatte. Bereits seit 1994 wird über den Bau eines
gesonderten Mahnmals diskutiert. Vor allem im Zuge der Entscheidung für
ein zentrales Mahnmal für die ermordeten Juden wurde immer wieder die
Forderung Romani Roses, des Vorsitzenden des Zentralrates, laut.
Es bleibt zu
hoffen, dass der Bau eines Mahnmales die Situation der Sinti und Roma im
Allgemeinen mehr in das Gedächtnis und die Wahrnehmung der Bevölkerung
rückt. Denn auch heute noch werden "Zigeuner", wie man die ethnische
Minderheit verächtlich nennt, als Bürger zweiter Klasse systematisch
benachteiligt. Von den weltweit auf etwa zwölf Millionen geschätzten
Roma leben acht Millionen in Europa, die meisten in osteuropäischen
Ländern.
Obwohl sie teilweise eine starke Bevölkerungsgruppe bilden, werden die
Roma in Ländern wie Tschechien, Rumänien oder Bulgarien ausgegrenzt,
diskriminiert und verfolgt.
Untersuchungen zu den Lebensumständen der Roma in den letzten 10 Jahren
zeigen, dass der Hass in den umgebenden Gesellschaften tief verwurzelt
und institutionalisiert ist. Ein Sprecher von Amnesty International
berichtete, dass die Behörden oft nicht bereit sind, Gewalttaten gegen
Roma zu untersuchen: "Wir haben Beweise, dass in einigen Fällen Roma,
die sich bei einer amtlichen Stelle beschweren wollten, verbal oder
tätlich angegriffen wurden."
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16-08-2001 |