Zwischen
Integration und Exklusion:
Juden im europäischen Sport
Eine Historiker-Konferenz mit ungewöhnlich scheinendem Thema findet in den
kommenden Tagen an der Universität München statt. Die Abteilung für Jüdische
Geschichte und Kultur der LMU München veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem
Richard Köbner Zentrum für Deutsche Geschichte der Hebrew University Jerusalem
die Konferenz "Juden im europäischen Sport".
Historiker aus Europa, Israel und den USA widmen sich diesem bisher fast
unbearbeiteten Thema von theoretischer wie empirischer Seite. Das Interesse,
eine solche Konferenz zu veranstalten, kommt nicht zuletzt aus der eigenen
Fußball-Begeisterung der beiden Organisatoren, Prof. Brenner aus München und
Prof. Zimmermann aus Jerusalem. Jeder Student der beiden weiß darüber zu
berichten.
Fußball und Juden, jüdischer Fußball ist dann auch ein Aspekt der Konferenz. Sei
es der FC Bayern, der unter seinem jüdischen Vorsitzenden Kurt Landauer 1932
erstmals Deutscher Meister wurde oder der österreichische Meister von 1925
haKoach Wien, ein zionistischer Club.
Das Programm der Konferenz:
Mittwoch, den 1. Mai (Raum 001 im Historicum der LMU, Schellingstraße 12)
20:00 Uhr
Juden und der europäische Sport: Methodische Fragestellungen
Eröffnung: Michael Brenner (München)
- Moshe Zimmermann (Jerusalem): Sport und kollektive Identität
- Manfred Lämmer (Köln): Makkabäer und Herodianer: Sport im Judentum - ein
traumatisches Erbe?
Donnerstag, den 2. Mai (Senatssaal, Hauptgebäude der LMU,
Geschwister-Scholl-Platz 1)
9.30-12.30 Uhr
Vom "Talmudjuden" zum "Muskeljuden": Der Diskurs zu jüdischem Körper und
jüdischem Geist
Leitung: Kurt Weis (München)
- Daniel Wildmann (Basel): Jüdische Körperutopien und jüdischer Sport in
Deutschland
- Gideon Reuveni (München): Sport und die Militarisierung der jüdischen
Gesellschaft
- Sharon Gillerman (Los Angeles): The Cultural Reception of Central Europe's
Jewish Strongman, Siegmund Breitbart
- Michael Berkowitz (London): Jewish Blood-Sport: Boxers and the Underworld
14-16 Uhr
Sport und Faschismus in der Zwischenkriegszeit (1918-1939)
Leitung: Anthony Kauders (München)
- John Hoberman (Texas): Die Juden, der Sport und der internationale
Faschismus (1920 bis 1940)
- Richard Holt und Tony Collins (London): Jewish Sport Organizations and
Exclusion in Britain
- Michael John (Linz): Aggressiver Antisemitismus im österreichischen
Sportgeschehen
16:15-17:30 Uhr
Ost- und Ostmitteleuropa in der Zwischenkriegszeit
Leitung: Eli Bar-Chen (München)
- Jack Jacobs (New York): The Politics of Jewish Sports Movements in
inter-war Poland
- George Eisen (New Jersey): "Joining the Club": The Twisted Road of Jewish
Participation in Hungarian Sport
20:00 Uhr (Raum 001 im Historicum der LMU, Schellingstraße 12) Lesung
literarischer Texte: Richard Chaim Schneider
anschließend Film über den jüdischen Sport in Deutschland und Diskussion mit
Zeitzeugen
Leitung: Richard Chaim Schneider
Zeitzeugendiskussion: Paul Yogi Mayer (London), Alex Hochhäuser (München),
Eric Friedler (Mainz)
Freitag, den 3. Mai (Senatssaal, Hauptgebäude der LMU, Geschwister-Scholl-Platz
1)
9.00 bis 10.30 Uhr
Juden im deutschen Fußball
Leitung: Martin Geyer (München)
- Franz-Josef Brüggemeier (Freiburg): Juden im deutschen Fußball zwischen
Kaiserreich und Nationalsozialismus
- Heiner Gillmeister (Bonn): "Verkannt und vergessen": Jüdische Pioniere im
deutschen und europäischen Fußballsport an der Wende zum 20. Jahrhundert
10.45 bis 13.00 Uhr
Jüdische Sportvereine oder "Judenclubs"?
Leitung: Moshe Zimmermann (Jerusalem)
- John Bunzl (Wien): Hakoah Wien als österreichischer Fußballmeister: Die
Auswirkungen eines Mythos
- John Efron (Berkeley): When is a Yid Not a Jew? The Strange Case of
Supporter Identity at Tottenham Hotspur
- Jacob Borut (Jerusalem): Jewish Sportsmen/Sportswomen in Jewish and
non-Jewish Sports Associations
14.30-16.30 Uhr
Nach 1945
Leitung: Michael Brenner (München)
- Rudolf Oswald: "Ein Gift, mit echt jüdischer Geschicklichkeit ins Volk
gespritzt" (Guido v. Mengden): Die nationalsozialistische Judenverfolgung und
das Ende des mitteleuropäischen Profifußballes, 1938-1941.
- Albert Lichtblau (Salzburg): Jüdischer Sport im Exil: Das Beispiel
Shanghai
- Smadar Sheffi (Tel Aviv): Images of Sport and Sport as an Image in Israeli
Art (Diavortrag)
Weitere Informationen:
Abteilung für Jüdische Geschichte und Kultur -
www.lrz-muenchen.de/~jgk/
aue / hagalil.com / 30-04-2002 |