Geschichte und Erinnern:
Wissenschaft des Judentums
Von Andrea Livnat
Der erste Versuch, eine umfassende Geschichte der Juden zu schreiben, stammte
nicht aus der Feder eines Juden. Die "Histoire du peuple Juif depuis Jésus
Christ jusqu´à présent" des französischen Hugenotten Jacques Basagne, 1706-1711
in sechs Bänden erschienen, genügt zwar unseren heutigen Ansprüchen einer
objektiven und kritischen Geschichtsschreibung bei weitem nicht mehr, doch
handelt es sich dabei trotzdem um den ersten Vorstoß in Richtung jüdischer
Historiographie(1). Die jüdischen Gelehrten selbst sollten noch über ein
Jahrhundert verstreichen lassen, bevor ihr Interesse für die Darstellung der
Geschichte ihres Volkes geweckt wurde. Die neuzeitliche jüdische
Historiographie, bewertbar mit unserem modernen Geschichtsverständnis, entstand
erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Die Haltung der Juden zu ihrer Geschichte und die Beschäftigung mit dem Erinnern
erscheint paradox, da "zwar die Frage nach dem Sinn der Geschichte bei den Juden
zu allen Zeiten eine entscheidende Rolle spielte, die Geschichtsschreibung
dagegen entweder gar keine oder bestenfalls eine untergeordnete."(2) Im Judentum
herrschte jedoch lange Zeit ein generell anderes Geschichtsverständnis als in
der christlichen Welt. In der Heiligen Schrift ist die vollständige Geschichte
von der Erschaffung der Welt bis ins fünfte vorchristliche Jahrhundert erzählt.
Die Bücher der Propheten werden als Deutung der Geschichte und das Buch Daniel
als apokalyptische Aussicht verstanden. Das bedeutet einerseits, dass die
jüdische Geschichtsvorstellung nicht durch Historiker, sondern durch Priester
und Propheten geprägt wurde, andererseits musste Geschichte nicht weiter
aufgeschrieben werden, da die wichtigen Ereignisse bereits in der Heiligen
Schrift festgehalten sind. Alles übrige wurde nicht selten, wie beispielsweise
von Maimonides, als Zeitverschwendung bezeichnet(3). Wenn auch die Rabbiner und
Gelehrten keineswegs historische Verständigkeit bewiesen, was sich auf die
Wirkung des talmudischen Judentums, das die Tradition der Geschichtsaufzeichnung
fallen ließ, zurückführen läßt, so heißt das jedoch nicht, dass das Fehlen von
Geschichtsschreibung als ahistorisches Denken gedeutet werden darf.
Denn das jüdische Volk kennt seinen Gott aufgrund seiner Taten in der
Geschichte, Gott hat sich vielmehr erst im Laufe der Geschichte offenbart. Im
jüdischen Alltag ist Geschichte bis zum heutigen Tage weit mehr integriert als
beispielsweise in den christlichen Gesellschaften. Nicht umsonst werden die
Juden gerne als eines der historischsten Völker bezeichnet. Besonders die
Feiertage lassen die biblische Zeit jedes Jahr aufs neue aufleben. Durch die
Instandhaltung eines gemeinsamen Gruppengedächtnisses wird das jüdische Volk
aneinander geschweißt. So dient beispielweise die rituelle Feier um die
Befreiung aus Gefangenschaft und Exil an Pessah der gegenseitigen
Identifikation.
Das Geschichtsverständnis der Juden sollte sich erst mit dem Umsichgreifen der
Haskalah, der jüdischen Aufklärungsbewegung, ändern. Die Haskalah selbst gab
allerdings nicht den Impuls für die moderne jüdische Historiographie, denn sie
betrachtete die Philosophie und nicht die Geschichte als den geeigneten Weg, das
Judentum zu einem neuen Selbstverständnis zu führen. Die Vernunft sollte sowohl
die Vorurteile gegen Juden, wie auch die Elemente des Aberglaubens innerhalb des
Judentums besiegen. Die Haskalah bereitete jedoch den Boden für die
Historiographie, indem sie die Säkularisierung großer Teile der jüdischen
Bevölkerung beschleunigte.
Dennoch instrumentalisierten die Aufklärer auch die Geschichte für ihre Zwecke,
zumeist in Form von kurzen Biographien, zum Beispiel in der Zeitschrift
"HaMe´assef". Einzelne berühmte Persönlichkeiten, wie Maimonides, wurden als
würdiges Vorbild für die Gegenwart präsentiert. Radikalere Maskilim (4) nutzten
die Geschichte, um die jüdischen Normen zu schwächen. Die "historischen"
Beiträge in "HaMe'assef" und später auch in der Zeitschrift "Shulamit" waren
jedoch eher oberflächliche Darstellungen ohne Details, die auf historische
Methodik schließen lassen.
Die Haskalah selbst konnte sich letztendlich nicht von der traditionellen
jüdischen Geschichtsauffassung lösen. Historischen Aufsätze und Biographien
bedurften noch immer der Rechtfertigung und hatten keinen selbständigen Wert.
Der Verein für Cultur und Wissenschaft des Judentums
Ein gewaltiger Sprung in der Denkensweise setzte erst mit dem Wirken der
Anhänger der sogenannten Wissenschaft des Judentums ein. 1817 hatte der junge
Leopold Zunz seinen berühmten Artikel "Etwas über die rabbinische Literatur"
verfasst, eine umfassende Programmschrift für die historische Untersuchung der
gesamten jüdischen Kultur anhand der literarischen Zeugnisse. 1819 folgte dann
in Berlin die Gründung des "Vereins für Cultur und Wissenschaft der Juden".
Immanuel Wolfs Aufsatz "Über den Begriff einer Wissenschaft des Judenthums" von
1822, erschienen in der Zeitschrift des Vereins, kann als dessen
Grundsatzerklärung betrachtet werden. Wolf bezeichnete darin das Judentum als
bedeutendes und einflussreiches Moment in der Entwicklung des menschliches
Geistes, wer das nicht erkenne, habe entweder Vorurteile oder begreife nicht,
dass die Weltgeschichte ein großes Aggregat einzelner Begebenheiten ist (5).
"Das Judenthum (...) ist an und für sich der wissenschaftlichen Behandlung fähig
und bedürftig."(6) Bisher habe es allerdings noch nie eine umfassende
wissenschaftliche Darstellung des Judentums gegeben, jüdische Gelehrte hatten
sich auf Untersuchungen theologischen Inhaltes beschränkt und die Geschichte
dabei fast völlig vernachlässigt. Die Wissenschaft des Judentums müsse "ihr
Objekt an und für sich, um seiner selbst willen, nicht zu einem besonderen
Zweck, aber aus einer bestimmten Absicht" (7) behandeln. Die Notwendigkeit einer
wissenschaftlichen Untersuchung rechtfertigte Wolf einerseits durch die
Erklärung, dass jeder Gegenstand, der irgendwie in das Gebiet der
wissenschaftlichen Forschung gehört, näher beleuchtet werden müsse, da dadurch
auch Erkenntnisse für andere wissenschaftliche Objekte gewonnen werden könnten,
andererseits sei das Judentum ja auch ein noch lebender, integrierter
Bestandteil der Gegenwart.
Die Mitglieder des "Vereins für Cultur und Wissenschaft der Juden" waren
akademisch gebildet und suchten in historischen Studien nach der Quintessenz des
Judentums, mit der sie sich identifizieren konnten. Durch das Studium an
deutschen Universitäten kamen sie in Kontakt mit der historischen Kritik, der
Romantik und dem philosophischen Idealismus. Viele ihrer jüdischen Zeitgenossen
hielten diese neuen Ideale für unvereinbar mit dem Judentum, traten daher zum
Christentum über oder vernachlässigten ihre Religion. Der Berliner Kulturverein
versuchte sie dagegen mit dem Judentum zu verbinden und damit eine Reflexion
über das Wesen des Judentums und seinen Platz im intellektuellen Kontext Europas
anstoßen. Das Judentum sollte vor der Auflösung gerettet werden, durch den
Beweis, dass es ebenfalls eine historische Erscheinung und Teil der allgemeinen
Kultur sei.
Die herrschende Umorientierung vom ahistorischen Aufklärungsrationalismus zur
Hegelschen Philosophie und zur Wissenschaftslehre beeinflusste auch die
Wissenschaft des Judentums. Die Hegelsche Lehre sah die Geschichte als Prozess,
der die verschiedenen Schichten und Stände in Europa vereinigte. Der erste
Vorsitzende des Vereins, Eduard Gans, hielt auch das Judentum für eine dieser
separaten Schichten, "die dazu bestimmt ist, mit der allgemeinen europäischen
Einheit zu verschmelzen. (...) Die Stunde der Vereinigung naht, und Hetze und
Ausschreitungen sind Teile dieses Prozesses - sozusagen Geburtswehen der neuen
Epoche." (8) Die Gründer des Vereins sahen in der Wissenschaft das Hauptmerkmal
der modernen Zeit und versuchten daher, jüdische Identität und Wissenschaft zu
verbinden, um ein Fortbestehen in der Moderne zu sichern (9). Sie waren
überzeugt, dass der Beweis, dass auch das Judentum wissenschaftlich erforschbar
sei und die Verlegung auf Wissenschaft und Bildung im Allgemeinen den Judenhass
beenden würde.
Der Verein wurde im Gefolge der "Hep-Hep"-Krawalle gegründet und führte sehr
junge, akkulturierte Juden zusammen, die alle auf der Suche nach einer jüdischen
Identität waren, die es wert wäre, nach außen hin verteidigt zu werden. Der
Einfluss des Antisemitismus auf die Identitätsbildung wurde gerade in dieser
Zeit besonders sichtbar. Der Wunsch nach völliger Emanzipation weckte
Feindseligkeiten, die durch scharfe antisemitische Polemik von Intellektuellen
und Akademikern angestachelt wurden. Hatten die deutschen Juden außerdem auf
Anerkennung ihrer Beteiligung an den Befreiungskriegen gegen Napoleon gehofft,
erfuhren sie ab 1815 lediglich neue Einschränkungen und Gewaltausbrüche
einhergehend mit massiver antijüdischer Propaganda. Die Konversionen zum
Christentum erreichten in dieser Zeit neue Höhepunkte. Noch beängstigender als
diese physischen Angriffe waren jedoch Überlegungen existentieller Natur. Wie
würde das Judentum auch in Zukunft eine bedeutungsvolle Rolle spielen können,
gerade in einer aufgeklärten Welt, wo religiöse Unterschiede nicht mehr von
Bedeutung sein sollten?
Die jungen Wissenschaftler versuchten daher, "das Angsterlebnis der Progromtage
in einen entscheidenden Faktor für ihre Bestrebungen zu verwandeln." (10) Die
jüdische Gemeinschaft sollte so umgeformt werden, dass derartige
Auseinandersetzungen in Zukunft nicht mehr vorkommen würden. Dazu mussten die
deutschen Juden dem Bildungsstand und der Lebensauffassung des übrigen
aufgeklärten Europa angepasst werden. Der Verein wollte als Elite-Gruppe die
Basis für diesen Wandel stellen. Gleichzeitig sollte jedoch das Judentum gewahrt
werden, Konversion sollte nicht die Lösung sein. Der Verein hatte daher auch das
Ziel, der Jugend ein Vorbild zu geben und ein Bollwerk gegen den Übertritt zum
Christentum zu stellen. Nicht alle Mitglieder hielten sich an diesen Vorsatz,
Eduard Gans konvertierte nach der Ernüchterung über den Erfolg des Vereins 1825
zum Christentum.
Der Beginn der jüdischen Geschichtsschreibung fiel damit in eine Zeit, in der
die jüdische Gesellschaft einen tiefen Bruch erfuhr, wodurch auch der Verfall
des gemeinsamen Gruppengedächtnisses drohte. Die Historiographie wurde in diesem
Zuge zu einer Art Ersatzreligion, zum Glauben für säkularisierte Juden. Nicht
mehr die heiligen Texte, sondern die Geschichte wurde zur Berufungsinstanz. Die
jüdische Historiographie ist damit ein Produkt der Emanzipation, ihre Existenz
verdankt sie weniger dem wissenschaftlichen Erkenntsnisdrang, als vielmehr der
Ideologie der Zeit. Die Geschichtsschreibung entsprang einem
"unwiderstehliche(n) Trieb zur Selbsterprobung" (11), wie Graetz es nannte. Die
Befreiung von der Vergangenheit sollte durch Erkenntnis der Vergangenheit
erreicht werden. Die Geschichte musste nun nicht mehr ihren Wert für die
jüdische Gesellschaft beweisen, vielmehr sollte das Judentum seinen Wert für die
allgemeine Geschichte beweisen. "Die wissenschaftliche Kunde des Judenthums muß
über den Werth oder Unwerth der Juden, über ihre Fähigkeit oder Unfähigkeit,
andern Bürgern gleich geachtet und gleich gestellt zu werden, entscheiden." (12)
Heinrich Graetz, dessen Werk später den Höhepunkt der Wissenschaft des Judentums
bilden sollte, sprach über 50 Jahre nach dessen Gründung dem Verein zwar den
Verdienst zu, die Wissenschaft des Judentums gefördert zu haben, was er nicht
nur für ein lobenswertes Unternehmen, sondern auch für ein dringendes Bedürfnis
hielt, dennoch sah er die Mitglieder viel zu sehr im Banne Hegels, sie wüssten
selbst nicht genau, was sie wollten und hatten schließlich zu hoch gesteckte
Ziele. Die Artikel in der Vereinszeitschrift "enthalten zumeist unverdauliches
Hegelianisches Kauderwelsch oder Gelehrtenkram" (13) und waren daher nur für
einen äußerst kleinen Kreis nutzbar. "Und wenn der Kulturverein, der so
hochstrebend begann und so kläglich endete, auch nur dieses eine bewirkt hätte,
die Liebe zur Wissenschaft des Judentums zu erwecken, so ist sein Träumen und
Treiben doch nicht vergeblich gewesen." (14)
Voraussetzungen für den Neuansatz - Kritik an der Wissenschaft des Judentums
Zu Graetzens eigener Schaffensperiode und im Kaiserreich florierte die
Wissenschaft des Judentums, jüdische Studien wurden jedoch weiterhin nicht an
deutschen Universitäten gelehrt, jüdische Professoren kamen höchstens in anderen
Fachgebieten unter (15). Intensive Forschung für die Wissenschaft des Judentums
wurde daher vor allem an den Rabbinerseminare betrieben. Während sich der
Schwerpunkt des Interesses weiterhin auf die Gebiete mittelalterlicher
Philosophie und Dichtung, sowie früher Geschichte zur Zeit des zweiten Tempels
konzentrierte, gab es in der Zeit des Kaiserreiches auch Einzelstudien zu
verschiedenen jüdischen Gemeinden in Deutschland. Generell verlegte sich die
Forschung noch mehr auf speziellere Themen, die nicht für das breite Publikum
geeignet waren. Die "Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des
Judentums", ein renommiertes und auch langlebiges Organ, bot dafür ein
geeignetes Forum. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden schließlich im Zuge
des aufkommenden jüdischen Nationalismus völlig neue Forschungsgebiete, wie z.B.
Demographie, Statistik und auch Folklore. Dazu trugen insbesondere auch
neugegründete Organisationen bei, wie beispielsweise die "Gesellschaft zur
Förderung der Wissenschaft des Judentums", die Kollektivunternehmen wie die
"Germania Judaica", eine umfassende Dokumentation aller jüdischen Siedlungen in
Deutschland, auf den Weg brachte (16).
Während der Weimarer Republik kam es schließlich zu einer bemerkenswerten
Renaissance der jüdischen Kultur, die Wissenschaft des Judentums konnte sich
unabhängig von den Rabbinerseminaren etablieren. An staatlichen Universitäten
konnten Jüdische Studien jedoch zuerst im Ausland Fuß fassen, in den USA wurde
1925 ein Lehrstuhl für Hebräische Literatur und Philosophie an der Harvard
University errichtet, vier Jahre später wurde Salo W. Baron an die Columbia
University an den ersten Lehrstuhl für Jüdische Geschichte berufen, für den
eigentlich Ismar Elbogen, Professor an der Berliner
Hochschule für
die Wissenschaft des Judentums, vorgesehen war. 1925 wurde schließlich die
Hebräische Universität in Jerusalem und das YIVO-Institut in Berlin mit Sitz in
Wilna zur Erforschung der Geschichte und Kultur der osteuropäischen Juden
gegründet. Doch auch an deutschen Universitäten wurde die Wissenschaft des
Judentums salonfähig. Die Goethe-Universität Frankfurt richtete 1921 eine
Dozentur für Jüdische Religion und Ethik ein, wegen verschiedener Umstände wurde
sie jedoch erst 1924 durch Martin Buber besetzt. 1930 wurde Buber schließlich
die Ehrenprofessur verliehen, die jedoch den allgemeinen Religionswissenschaften
und keinesfalls einem gesondertem Fach Jüdische Studien angehörte (17).
Entscheidender für die Fortentwicklung der jüdischen Historiographie war jedoch
das neuerwachte Interesse der deutschen Juden selbst am Judentum und der
Wissenschaft und der damit verbundenen kulturellen Wiederbelebung des Judentums
in der Weimarer Republik. Das Freie Jüdische Lehrhaus, Unternehmen wie das
Jüdische Lexikon und die Encyclopaedia Judaica, aber auch die neugegründeten
jüdischen Verlagshäuser sind Zeugnisse dieser Renaissance (18). Gelehrte aus
allen Wissenschaftsbereichen gründeten schließlich 1919, genau 100 Jahre nachdem
der Berliner Kulturverein ins Leben gerufen wurde, eine Akademie für die
Wissenschaft des Judentums (19), die bis 1934 junge Wissenschaftler
unterstützte, darunter auch Fritz Baer als permanentes und Gershom Scholem als
korrespondierendes Mitglied. Dabei war es den Wissenschaftlern ein Hauptanliegen
zu zeigen, dass das Judentum eine lebendige Kraft ist und auch in Zukunft sein
wird, die erforscht werden will. Galt für das 19. Jahrhundert noch der
Ausspruch, man wolle das Judentum ehrenvoll zu Grabe tragen (20), so hatte sich
diese Einstellung komplett geändert, und man steuerte die Erneuerung des
Judentums an.
Nach Haskalah und Emanzipation gab es im 20. Jahrhundert auch neue Ansätze bei
der Interpretation der jüdischen Geschichte. Neue Wellen von jüdischem
Nationalismus und der Impuls der Romantik sorgten für ein Umdenken. Die
Vertreter dieser neuen Ansätze sprachen dem Judentum nach der Zerstörung des
zweiten Tempels zwar ebenfalls eine blühende politische Geschichte ab, doch sie
stellten diese Tatsache nicht mehr in beschönigendem Licht, sondern als Mangel
dar. Demgegenüber setzten sie eine Art "Gegen-Geschichte" der jüdischen
Vitalität, um dadurch eine "jüdische Renaissance" (21) auszulösen. Man suchte
nach einer "unterirdischen" Geschichte gegenüber der offiziellen jüdischen
Geschichte. Die Begründer der Wissenschaft des Judentums wurden zunehmend in
kritischem Licht, ihr Ansatz als nicht weitgehend genug und unvollständig
gesehen. "Als dankbare Erben wollen wir ihr Vermächtnis uns zu dauerndem Besitz
erhalten, es daher auch in einer dem heutigen Stande der Wissenschaft
angemessener Form ausbauen" (22), bemerkte Ismar Elbogen zu Zunz und seinen
Zeitgenossen.
Die schärfste Kritik an der Wissenschaft des Judentums kam von den Zionisten,
Ahad haAm bezeichnete beispielsweise 1902 die Wissenschaft des Judentums als
"Denkmal unserer geistigen Knechtschaft" (23). Viele sahen im Zionismus die
Möglichkeit, die jüdische Geschichtsschreibung endlich von Apologetik und
Dogmatismus zu befreien. Die Geschichtsforschung konnte nun einfach aus sich
heraus, um ihrer selbst willen, bestehen. Obwohl der Zionismus in Deutschland
zahlenmäßig eher unbedeutend war, übte er großen Einfluss auf die Geisteswelt
aus. Er regte vor allem einen Diskurs über die Selbstdefinition der deutschen
Juden an.
Dass die Diskussion über das jüdische Selbstverständnis, sowohl innerhalb des
Judentums als auch im Dialog mit der christlichen Gesellschaft, weiterhin
wichtig und aktuell war, zeigte die Debatte über das Wesen des Judentums, die
sich im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts entspann und vor allem die jüngere
Generation durchdrang. Ausgelöst wurde sie durch das Erscheinen von "Das Wesen
des Christentums" des Kirchenhistorikers Adolf von Harnack im Jahre 1900. Das
Buch fasste 16 Vorlesungen, die Harnack in Berlin gehalten hatte, zusammen und
fand reißenden Absatz; bis 1927 erschienen 15 Auflagen und das Buch wurde in 14
Sprachen übersetzt (24). Unter den zahlreichen Antworten von jüdischer Seite,
die zwischen 1901 und 1907 erschienen, stammte die wichtigste Erwiderung aus der
Feder des damals noch unbekannten und erst 27-jährigen Leo Baeck. Er verfasste
zunächst eine Rezension in der "Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft
des Judentums" und publizierte anschließend ein Buch unter dem Titel "Das Wesen
des Judentums".
Während des ersten Weltkrieges kam es dann zu einem Bewusstseinswandel. Man
beschäftigte sich nicht mehr, wie vor dem Krieg, mit der Frage nach dem Wesen
des Judentums, sondern mit der nationalen Bestimmung. Martin Buber rief 1916 die
Zeitschrift "Der Jude" ins Leben, deren zahlreiche Mitarbeiter, wie zum Beispiel
Leo Baeck, Gustav Landauer, Franz Rosenzweig, Arnold Zweig oder Herrmann Cohen
eine neue Selbstkonzeption begründeten, die sich, wenn auch nicht unbedingt
zionistisch motiviert, immer mehr gegen die Assimilation stellte. Dadurch
vollzog sich ein leiser, aber radikaler Bruch mit der Selbstdefinition des 19.
Jahrhunderts. Die Forderung junger Zionisten lautete, sich wieder auf die eigene
Stimme zu konzentrieren und die Assimilation aufzuheben. Das Ostjudentum wurde
zur Quelle und zum Vorbild eines vitalen Judentums stilisiert. Viele junge
jüdische Intellektuelle, die, enttäuscht von Aufklärung und moderner
Zivilisation, auch in liberalen Religionskonzeptionen lediglich unkritische
Geschichtsgläubigkeit und Vernunftgläubigkeit sahen und jene, die einem
"romantischem Leiden der Moderne" (25) verfallen waren, suchten die irrationalen
Seiten von Kultur und Glauben im Judentum.
Die Jerusalemer Schule
Eine dritte Phase in der Entwicklung der Wissenschaft des Judentums führt von
Europa weg nach Eretz Israel. Bereits auf dem ersten Zionistenkongress 1897
wurden Rufe nach der Errichtung einer jüdisch-nationalen Universität laut. Die
enge Bindung zwischen Nationalismus und Universität in Europa, die zentrale
Funktion der Universitäten bei der Weiterentwicklung des Nationalismus wirkten
sich für Juden negativ aus, die Grenzen der Emanzipation und Integration wurden
gerade an den Hochschulen deutlich, eine Professur war für Juden lange Zeit
unmöglich; in Osteuropa gab es zusätzlich strikte Quoten für die Zahl jüdischer
Studenten. Speziell diese Erfahrung des Ausgeschlossenseins brachte einige
junge, gelehrte Juden zum Zionismus und später dann auch dazu, für die Eröffnung
einer nationalen Hochschule als einer der wichtigsten Punkte einzutreten, was
schließlich 1923 mit der Eröffnung des Institutes für Jüdische Studien am Har
haZofim in Jerusalem realisiert wurde (26).
Am 23. Dezember 1926 schrieb der in Galizien geborene Islam-Forscher L. A.
Mayer, dass er hoffe, dass sich bald eine "Jerusalemer wissenschaftliche Schule"
erheben würde (27). Dabei betonte er lediglich die Möglichkeiten dieser Schule,
die wissenschaftlichen Standards anzuheben, er hatte nicht die Ausprägung einer
ideologischen Richtung vor Augen. Der Terminus wurde auch anfangs nicht
akzeptiert, die Forscher in Jerusalem sahen sich selbst nicht als Teil einer
gewissen Schule. Schließlich setzte sich die Bezeichnung jedoch durch, heute
meint der Begriff "Jerusalemer Schule" die ersten Mitglieder der neugegründeten
Hebräischen Universität in Jerusalem und deren Nachfolger. Diese Gelehrten
hatten vor allem eines gemeinsam: Inspiration durch das ideologische Fundament
des Zionismus.
Die Wissenschaftler betonten immer wieder, dass es zur Historiographie des 19.
Jahrhunderts keine Kontinuität geben würde. Doch trotz aller Kritik an ihren
Vorgängern, konnten sich die Vertreter der Jerusalemer Schule niemals ganz von
dem Einfluss der Wissenschaft des Judentums befreien. Fast alle Gelehrten kamen
aus Europa, waren nicht in Palästina geboren, und sehr viele waren entweder
Schüler oder Lehrer an Rabbinerseminaren gewesen, der Bastion der Wissenschaft
des Judentums. Dieses Kontinuum lässt sich schon in der Namensgebung erkennen,
die Wissenschaftler nannten ihr Fach weiterhin "Madai haJahadut" also eine
wörtliche Übersetzung von "Wissenschaft des Judentums" ins Hebräische.
David Myers kommt zu dem Schluss, dass man eigentlich nicht
von einer "Jerusalemer Schule" sprechen kann, wenn dieser Begriff heute auch
ganz selbstverständlich gehandhabt wird, zu verschieden waren die Ansätze,
Methoden, Hintergründe und Forschungsgebiete. Man sollte allerdings festhalten,
dass die meisten der ersten Generation der Gelehrten, Einwanderer aus Europa
waren, die glaubten, dass der Zionismus eine Revolution in der Lehre und die
Rückkehr nach Zion eine völlig neue Vitalität auslösen würden. An anderer Stelle
schlägt Myers daher eine Definition als "loses intellektuelles Feld" nach Pierre
Bourdieu vor, wobei also kein vereintes Ganzes, aber auch keine einfache
Ansammlung von isoliert Handelnden gemeint ist (28).
Wenn auch die einzelnen Repräsentanten äußerst verschiedene Hintergründe,
Meinungen und Methodologien hatten, so dass es eigentlich schwierig ist, sie als
Gruppe zusammenzufassen, ist für sie alle der Versuch eines radikalen und
befreienden Bruchs mit vorhergehenden Generationen von Gelehrten, besonders mit
den Vertretern der Wissenschaft des Judentums, kennzeichnend. Der Wechsel des
Zentrums der jüdischen Studien in den 20er Jahren von Europa nach Palästina war
eben nicht nur rein geographisch, es kam vielmehr auch zu einem bedeutenden
Paradigmen-Wechsel. Das Objekt der Forschung war nicht mehr das Judentum, bzw.
die jüdische Religion, sondern die jüdische Nation, die nach sozialen,
wirtschaftlichen und auch politischen Aspekten erforscht wurde. Man wollte das
vollbringen, woran die Wissenschaft des Judentums gescheitert war.
Zu den neuen Themenfeldern, die sich die Wissenschaftler zur Bearbeitung
vorgenommen hatten, gehörten die "Palestine Studies", eine systematische und
kritische Analyse der Heiligen Schrift, hebräische Literatur und jüdische
Mystik. Das wichtigste neue Gebiet war die Jüdische Geschichte, die zwei ersten
Mitglieder des Institutes waren Yitzhak Fritz Baer und Ben Zion Dinur. Das Ziel
war, von der einseitigen Literaturgeschichte durch Erweiterung des
methodologischen Horizonts um soziale, wirtschaftliche und politische Aspekte
wegzukommen. Man wollte den literarisch-theologischen Charakter des 19.
Jahrhunderts ablegen. Baer und Dinur hinterließen zusammen einen bedeutenden
Einfluss auf die historische Forschung in Jerusalem. Die Herausgabe der
Zeitschrift "Zion", in deren Einleitung es heißt, dass die Wissenschaft des
Judentums im 19. Jahrhundert aus der Emanzipation heraus entstanden ist und von
theologisch-literarischem Charakter bestimmt war, sollte ein neues Forum bieten.
Das Umdenken seit 1881 und spätestens seit dem ersten Weltkrieg machte neue
Entwürfe zu einer dringenden Notwendigkeit. Die Herausgeber von "Zion", Baer und
Dinur, legten unmissverständlich dar, dass die jüdische Geschichte die
Geschichte der jüdischen Nation war und eben nicht die Geschichte einer
religiösen oder ethnischen Gruppe. Die erste Ausgabe von "Zion" kann zusammen
mit der Antrittsvorlesung von Baer als eine Art Manifest der Jerusalemer Schule
betrachtet werden .
Der Zionismus hat auf höchst unterschiedliche Weise die intellektuellen und
institutionellen Konturen jüdischer Historiographie geprägt. Am deutlichsten
wurde der Einfluss des Zionismus bei den Palestine Studies, der
Palästinaforschung. David Myers zeigt sehr ausführlich den Einfluss des
Zionismus auf die Historiographie einzelner Jerusalemer Gelehrter, worauf auch
in dieser Arbeit später noch näher eingegangen wird.
Die Jerusalemer Schule ist in jedem Fall ein bedeutendes
Kapitel für die jüdische Historiographie, da sie eine Gruppe von europäisch
geprägten Gelehrten zusammenschloss, die einen radikalen Paradigmenwechsel im
Vergleich zu ihren Vorgängern vollzogen. Sie definierten das Judentum nicht mehr
rein als Religion, sondern betonten den nationalen Charakter des Judentums. Die
große Bedeutung der Jerusalemer Schule liegt aber auch darin, dass zum ersten
Mal eine institutionelle Heimat für jüdische Gelehrte angelegt wurde: "Never
before had such a broad-based institutional home been created for a group of
professional scholars who happened to be Jewish" (30). Solch eine große Gruppe
von Experten in jüdischer Geschichte und Literatur sammelte sich außerdem zum
ersten Mal an einer säkularen Einrichtung.
Der Zionismus prägte also sowohl die intellektuellen als auch die
institutionellen Konturen der jüdischen Historiographie in Palästina. Bis zur
Staatsgründung Israels war das Studium der Geisteswissenschaften nicht für die
Praxis, wie beispielsweise ein Lehramtsstudium, sondern rein auf die Forschung
ausgerichtet. Jüdische Geschichte konnte zunächst nur als Nebenfach belegt
werden, war aber auch da schon von großer Bedeutung (31). Mit der Gründung von
weiteren Universitäten im Lande (32) wuchs die Beschäftigungsmöglichkeit von
Historikern und Wissenschaftlern jüdischer Studien. In den 60er Jahren stieg das
Interesse an Jüdischen Studien stark an, was vor allem an den Berufschancen als
Lehrer lag, der Trend hielt bis in die 80er Jahre an (33). Die
historiographische Richtung der Jerusalemer Schule blieb dadurch nicht allein
auf den akademischen Bereich begrenzt, sondern drang durch den
Geschichtsunterricht auch in die israelische Gesellschaft ein.
Doch nicht alle Wissenschaftler konnten das ideologische Konzept der Jerusalemer
Schule akzeptieren. Zu den frühesten und schärfsten Kritikern gehörte Ephraim
Shmueli, der vor allem die ideologische Verzerrung und Überzeichnung anprangerte
(34). 1965 wurde Gershom Scholem von Baruch Kurzweil von der
Bar-Ilan-Universität wegen seiner historizistischen Auffassung von Judentum und
jüdischer Geschichte angegriffen. "Kurzweil questions Scholem´s objectivity in
view of the latter´s anarchical emphasis on the irrational in contrast to the
halakhic and rational elements in Judaism." (35) Außerdem versuchte Kurzweil zu
beweisen, dass Zionismus und Staatsgründung eben nicht zu einer objektiven Sicht
der jüdischen Geschichte geführt hatten.
Die zweite Generation
Erst die Historiker der 60er Jahre konnten sich vom Einfluß der Wissenschaft des
Judentums und von den großen Vorbildern Graetz und Dubnow völlig befreien. Durch
ein neues jüdisches Selbstverständnis konnte die Historiographie neue Wege
beschreiten, die Existenzberechtigung der Disziplin wurde in keinster Weise mehr
angezweifelt. Die Darstellung der jüdischen Gesellschaft in der Neuzeit wurde
differenzierter und die Themenfelder enger eingegrenzt. Die Staatsgründung
Israels hat eine Neuorientierung erwirkt, relativ gesehen wurden nach 1948 viel
weniger Themen aus der Diasporageschichte behandelt, man beschäftigte sich mehr
mit Palästina, durch alle Epochen hindurch (36).
Am Ende dieser Entwicklung stehen einerseits die sog. "neuen
Historiker", die seit Mitte der 80er Jahre die intellektuellen Diskussionen
innerhalb der Geschichts-, Kulturwissenschaften und der Soziologie bestimmen.
Andererseits finden auch die Ansätze der allgemeinen Trends in der jüdischen
Geschichtsschreibung Eingang. Gender Studies, Kulturgeschichte oder
Alltagsgeschichte sind fest integrierte Bestandteile der akademischen Präsenz.
Anmerkungen
(1) Yerushalmi, Zachor: Erinnere Dich! Jüdische Geschichte und
jüdisches Gedächtnis, S. 87.
(2) Ebenda, S. 10.
(3) Ebenda, S. 45.
(4) Hebräisch für "Aufgeklärter", also ein Anhänger der jüdischen Aufklärung
Haskalah.
(5) Immanuel Wolf, Ueber den Begriff einer Wissenschaft des Judenthums, S. 14.
(6) Ebenda, S. 16.
(7) Ebenda, S. 18.
(8) Katz, Die Hep-Hep-Verfolgungen des Jahres 1819, S. 84.
(9) Vgl. Wolf, S. 24.
(10) Katz, Die Hep-Hep-Verfolgungen des Jahres 1819, S. 82.
(11) Graetz, Geschichte der Juden, Band 11, S. 420.
(12) Wolf, S. 23.
(13) Graetz, Geschichte der Juden, Band 11, S. 413.
(14) Ebenda, S. 417.
(15) Zu den jüdischen Forschungseinrichtungen im Kaiserreich: Werner
Schochow, Deutsch-Jüdische Geschichtswissenschaft, S. 18 ff.
(16) Michael A. Meyer/Michael Brenner, Deutsch-jüdische Geschichte in der
Neuzeit, Band III, S. 120.
(17) Michael Brenner, An Unknown Project of a World Jewish History in Weimar
Germany: Reflections on Jewish Historiography in the 1920s, S. 254 f.
(18) Schochow, S. 39 ff. und S. 77 ff.
(19) Meyer/Brenner, Band IV, S. 127.
(20) Der Ausspruch stammt von Moritz Steinschneider (1816-1907), ein Freund und
jüngerer Kollege von Zunz, der heute als einer der beudeutensten jüdischen
Bibliographen gilt, siehe auch Salo W. Baron, History and Jewish Historians, S.
285.
(21) Der Begriff "jüdische Renaissance" geht auf einen programmatischen Aufsatz
Bubers von 1901 zurück. Vgl. Martin Buber, Renaissance und Bewegung, in: ders.,
Der Jude und sein Judentum, Gesammelte Aufsätze und Reden, S. 272 ff.
(22) Ismar Elbogen, Die Neuorientierung unserer Wissenschaft, in: MGWJ, 62,
1918, S. 82
(23) Meyer, Jüdische Wissenschaft und jüdische Identität, in: Julius Carlebach
(Hrsg.), Wissenschaft des Judentums. Anfänge der Judaistik in Europa, S. 15.
(24) Ausführlich über Inhalt und Debatte des Buches bei Meyer/Brenner, Band
IV,S. 335 f.
(25) Ebenda, S. 345.
(26) Die offizielle Eröffnung der Hebräischen Universität fand am 1. April 1925
im Beisein Lord Balfours statt.
(27) David Myers, Re-Inventing the Jewish Past, S. 75.
(28) Ebenda, S. 76.
(29) Robert Jütte, Die Emigration der deutsch-sprachigen "Wissenschaft des
Judentums". Die Auswanderung jüdischer Historiker nach Palästina 1933-1945, S.
129.
(30) Myers, Re-Inventing the Jewish Past, S. 11.
(31) Jütte, S. 85 f.
(32) Bar Ilan 1955, Tel Aviv 1956, Haifa 1963, Beersheva 1964.
(33) Jütte, S. 88.
(34) Ebenda, S. 136 ff.
(35) S. Dresner, Hasidism Through the Eyes of Three Masters, in: Judaism 32, S.
167.
(36) Michael Graetz, Jüdische Geschichtsschreibung hundert Jahre nach Heinrich
Graetz, S. 15 f.
Quellen
Baron, Salo W.: A Social and Religious History of the
Jews. In Three Volumes, New York 1937.
Berdyczewski, Micha Joseph: Vom östlichen Judentum.
Religiöses/Literarisches/Politisches, Berlin und Wien 1918.
Buber, Martin: Deutung des Chassidismus. Drei Versuche, Berlin 1935.
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25-10-02 |