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Parschat Naso
Gewöhnliche Leute
Eine Zeitung ist ein erstaunliches Produkt.
Eine Biographie ist ein erstaunlicher Bericht.
Ein Tagebuch ist ein außergewöhnliches Dokument.
Und Ihr Leben ist faszinierend.
Heutzutage finden wir das alles nicht mehr so bemerkenswert, weil wir
unaufhörlich mit Nachrichten aller Art überschwemmt werden. Aber wir
wollen die Welt einmal mit den Augen der Menschen sehen, die zur Zeit
von Naso lebten, denn so heißt auch der neue Wochenabschnitt.
Vielleicht glauben Sie, dass diese Menschen viel zu wenig wussten. Aber
das stimmt nicht. Auch ohne einen modernen Staat, ohne technische
Hilfsmittel und ohne Erfahrung in der Landwirtschaft mussten sie den
ganzen Tag lang viel lernen, nur um zu überleben. Sie standen am Anfang
des Weges, dem wir unsere Existenz verdanken.
Naso
ist ein gutes Beispiel. Dieser Text kann uns vieles lehren, aber er ist
einer der Wochenabschnitte, die in modernen Zitatensammlungen nicht
auftauchen, weil er mit einer langen Liste beginnt: mit den Aufgabe der
Gerschoniten, der Träger der Vorhänge und Decken des Heiligtums.
Hätte dieser Text nicht von den Erfahrungen eines guten Redakteurs
profitiert? Die Torah ist das großartigste Buch der Geschichte, die
Quelle unserer Moral, unserer Gesetze, unserer Religion und vieler
anderen Dinge. Warum müssen wir wissen, dass die Gerschoniten für die
"Bretter des Tabernakels und deren Stangen und Pfeiler und Sockel"
verantwortlich waren?
Aus dem gleichen Grund, warum die Torah so viele Passagen enthält, in
denen es um Zeugung und Generationen geht. Das Unglaubliche an diesem
Text ist, dass er als einziger
seiner Zeit den gewöhnlichen Leuten gewidmet war. Überall sonst — in
Babylon, Sumer und allen anderen Ländern, die historische Aufzeichnungen
hinterlassen haben — war nur die Rede von Göttern sowie deren Kriegen
und Königen. Die Torah spricht dagegen von den Nachkommen Abrahams. Hier
schreiben also nicht Menschen über Götter, sondern hier schreibt G–tt
über sein Volk.
Die Torah spricht von uns, von
unserem Alltag, unseren Eltern, Kindern und Nachbarn, von unserer
Verpflichtung, die Welt zu einer Wohnung für G–tt zu machen. Wenn Sie
diese Texte lesen, können Sie die Namen durch
Ihren
Namen ersetzen — denn sie handeln nicht nur von den Gerschoniten,
sondern auch von Ihnen.
Der Standpunkt des Rebbe
Gedanken und Einsichten des Lubawitscher Rebbe
Manchmal haben Sie die besten Absichten und erreichen dennoch das genaue
Gegenteil des Erstrebten.
Aber Sie dürfen dessen gewiss sein — denn so überliefern es unsere
Weisen —, dass Sie nur Gutes bewirken können, wenn Ihre wahren Absichten
gut sind. Vielleicht erreichen Sie nicht das, was Sie erstrebt haben,
aber es wird gut sein.
Leitgedanken
"...
und gebe dir Frieden"
(6:26).
Frage: Wenn die Kohanim ihren Segen beenden, ist es Brauch, dass die
Gemeinde ihnen mit den Worten
jascher ko’ach dankt. Aber für die Priester ist der Segen doch eine
Mizwa. Warum sagen wir also
jascher ko’ach zu ihnen?
Antwort: Wenn ein Kohen uns segnet, erfüllt er in der Tat eine Mizwa.
Aber es steht ihm frei, den Segen in einer Synagoge seiner Wahl zu
erteilen. Die Menschen dort sind ihm dankbar dafür, und darum sagen sie
jascher ko’ach.
"Legt
meinen Namen auf die Kinder Israel"
(6:27).
Frage: Wie können die Kohanim Haschems Namen auf das jüdische Volk
legen?
Antwort: Haschems heiliger Name, der Tetragrammaton, wird # geschrieben.
Die Kohanim strecken die Arme aus und sprechen den Priestersegen, der
aus 15 Worten besteht. Der Zahlenwert von # ist 15. Eine voll
ausgestreckte Hand sieht aus wie ein #, und die fünf Spalte zwischen den
zehn Fingern beider Hände (siehe
Schulchan Aruch Haraw 128:29) symbolisieren #, dessen numerischer
Wert 5 ist.
Wenn die Kohanim die 15 (#) Worte des Priestersegens mit ausgestreckten
Händen (#) und fünf Spalten zwischen den Fingern (#) rezitieren, legen
Sie also Hoschems heiligen Namen auf das Volk Israel.
Stolz macht vergesslich
Die Leute von Simonja kamen einst zum Rebbe, dem Rabbi Jehuda Hanassi,
und baten um einen Gelehrten, der ihnen Rabbi, Lehrer und Richter sein
sollte. Der Rebbe wählte Rabbi Levi bar Sissi aus, weil er seiner
Meinung nach am geeignetsten war. Die Abgesandten von Simjona kehrten
voller Vertrauen auf die Entscheidung des Rebbe mit ihrem neuen Rabbi
zurück, errichteten eine große Bühne mitten in der Stadt und setzten
Rabbi Levi darauf, damit alle ihn sehen konnten. Dann luden sie die
Einwohner ein, ihre halachischen Fragen zu stellen.
Zur Verwunderung und Enttäuschung aller öffnete Rabbi Levi nicht einmal
den Mund, sondern blieb stumm sitzen. Die Leute hatten den Verdacht,
dass er sich im Gesetz nicht auskannte, und wollten seine Kenntnisse der
Hagada prüfen. Aber die Lippen des Rabbis blieben versiegelt.
Die enttäuschten Leute von Simjona gingen zum Rebbe und klagten, Rabbi
Levi sei völlig ungeeignet, ihr Vorbild zu sein.
Der Rebbe ließ Rabbi Levi rufen und befahl den Leuten, die Fragen zu
wiederholen, die sie ihm gestellt hatten. Zu ihrer großen Überraschung
beantwortete der Rabbi nun jede Frage klar und ausführlich. Der Rebbe
fragte ihn: "Warum hast du diese weisen Worte nicht in Simjona
gesprochen?"
Rabbi Levi antwortete: "In Simjona führte man mich auf eine große, hohe
Bühne und stellte mich allen Leuten zur Schau. Ich konnte nicht
verhindern, dass ich stolz auf all diese Ehre war. Aber dieser Stolz
bewirkte, dass ich alles vergaß, was ich wusste."
haGalil onLine
01-06-2001 |