Judentum.Net

Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
 

hebraeisch / deutsch: Hebraeische Internetbuchstaben erhalten Sie kostenlos.

Parashoth haShawu'a 
[Zur Übersicht Wochenabschnitte]

Parschat Shoftim

Richtig urteilen

Heute ist es üblich, die Medien zu kritisieren, weil sie sich auf neue, aufregende Storys stürzen, ohne die Hintergründe nüchtern zu prüfen. Menschen werden als Verbrecher bezeichnet und für Skandale verantwortlich gemacht. Schlagzeilen und Fernsehreportagen wollen uns unterhalten, ohne sich große Gedanken um Tatsachen zu machen. Natürlich gibt es neue Schlagzeilen, wenn ein Beschuldigter sich als unschuldig erweist. Das erstaunt die Öffentlichkeit und gibt erneut Stoff für eine gute Story.

Aber es gibt auch Menschen, die uns raten, nicht über andere zu urteilen, auch nicht über jene in unserer nächsten Umgebung. Aber wie geht das? Wir sehen doch jeden Menschen, dem wir begegnen, durch die Brille unserer Erfahrung. Spricht und benimmt sich dieser Mann wie jemand, der Sie einmal getäuscht hat? Ist diese Frau gekleidet wie ein Snob oder wie eine störrische Person?

Natürlich urteilen wir. Augen, Ohren, der Verstand und die Erfahrung verleiten uns dazu. Im Grunde ist das nützlich und kann uns vor Gefahren schützen. Wie sollen wir mit anderen zurecht kommen, wenn wir keine Ahnung haben, wer sie sind? Andererseits - wie viele Vermutungen sind erlaubt?

Die Lösung des Problems finden wir in Shoftim ("Richter"), dem neuen Wochenabschnitt. Am Anfang schreibt er vor, Richter und Beamte "in allen deinen Toren" einzusetzen, damit sie "gerecht über die Menschen urteilen". Außerdem geht es in diesem Abschnitt um Könige, Priester und Propheten.

Mit diesen Titeln sind zwei wichtige Eigenschaften verbunden. Erstens haben sie ihr Wissen und ihre Autorität natürlich von G-tt, und sie müssen seine Gebote einhalten. Zweitens haben sie jeweils ihren eigenen Tätigkeitsbereich.

Könige sind für das Wohl des ganzen Volkes verantwortlich, vor allem im Umgang mit anderen Völkern. Richter und ihre Berater erforschen und beurteilen weltliche Ereignisse. Priester sind für die Religion zuständig. Und Propheten belehren uns über moralische Fragen und bereiten uns auf die Zukunft vor.

Das alles können Sie auch. Sie müssen sich mit den vielen weltlichen Aspekten Ihres Lebens befassen. Sie müssen Ihr eigenes Verhalten beurteilen und entscheiden, wie Sie am besten vorgehen. Und Sie müssen sich den feinen Details der Religion zuwenden und Ihr spirituelles Leben in Ordnung bringen. Dabei müssen Sie auswählen, einschätzen und beurteilen.

Wann ist Ihr Urteil richtig? Wenn es einem einzigen Zweck dient: G-ttes Botschafter auf Erden zu sein, seine Mizwot zu erfüllen und eine Wohnung für ihn vorzubereiten.

Der Standpunkt des Rebbe

Gedanken und Einsichten des Lubawitscher Rebbe

Jede Idee hat viele Anwendungsmöglichkeiten. Wenn du mit einem Freund streitest, dann blicke über deinen Standpunkt hinaus und prüfe, welche Idee darin enthalten ist - vielleicht habt ihr beide die gleiche Idee. Wenn ja, sollte es euch gelingen, eine dritte Anwendung zu finden, mit der ihr beide zufrieden seid.

Leitgedanken

"Du sollst keine Bestechung annehmen ... (denn Bestechung) verdirbt die Worte der Rechtschaffenen" (16:19).

Frage: Wenn er sich bestechen lässt, warum wird er dann zadik (ein "Rechtschaffener") genannt?

Antwort: Einmal fand vor Rabbi Awraham Jahoschua Heschel von Apta eine Din-Torah statt. Im Laufe der Verhandlung hatte einer der Beteiligten das Gefühl, er werde verlieren. Also bat er um Erlaubnis, den Raum für kurze Zeit zu verlassen. Im Flur sah er den Mantel des Rabbis hängen und steckte Geld in eine Tasche.

Die Din-Torah wurde fortgesetzt, und der Rabbi, der sich allmählich eine Meinung gebildet hatte, dachte plötzlich ganz anders. Er wunderte sich selbst darüber und verkündete daher, er brauche mehr Zeit, um nachzudenken. Die Sitzung wurde unterbrochen.

In der Pause betete er zu Haschem, damit dieser ihn mit Weisheit segne und die Wahrheit offenbare. Einige Tage später zog er seinen Mantel an, steckte die Hand in die Tasche und spürte ein Geldbündel. Der Rabbi rief: "Jetzt verstehe ich, was geschehen ist. Eine Bestechung ist etwas derart Schlimmes, dass sie meine Gedanken beeinflusste, obwohl ich nichts davon wusste!"

Die Torah lehrt also, dass eine Bestechung das Denken eines Richters selbst dann verderben kann, wenn er ein Zadik ist und ohne sein Wissen "bestochen" wird.

Freude im Kampf

Als Rabbi Menachem Mendel von Lubawitsch (auch als "Zemach Zedek" bekannt) in Petersburg war, um am rabbinischen Kongress des Jahres 1843 teilzunehmen, erteilte ihm der Kriegsminister eine Sondererlaubnis, zu den jüdischen Soldaten zu sprechen, die im nahe gelegenen Kronstadt dienten.*

Als der Rebbe ankam, grüßten ihn die wartenden Soldaten und sagten zu ihm: "Rebbe, wir haben uns den ganzen Morgen Mühe gegeben und uns auf Euren Besuch vorbereitet. Sogar unsere Knöpfe haben wir poliert. Jetzt ist es an Euch, unsere Seelen zu polieren, die trübe und rau geworden sind, weil wir seit vielen Jahren ohne Jiddischkeit leben."

Der Rebbe lobte die heldenhaften Bemühungen der Soldaten, ihren Glauben zu bewahren. Dann fügte er hinzu: "Ihr habt eure Knöpfe mit Sand und Wasser poliert. Auch die Seele poliert man mit Sand und Wasser: mit den heiligen Buchstaben der Tehilim , gesprochen unter vielen Tränen."

Ein Soldat wandte ein: "Aber Rebbe, Schlachten werden nicht mit Tränen gewonnen, sondern mit Freude."

"So spricht ein Soldat!" sagte der Rebbe, offensichtlich zufrieden. "Ja, du hast recht. Ein Soldat zieht zu den Klängen eines fröhlichen Marsches in den Kampf, nicht mit Tränen. Und die Macht dieser Freude schenkt ihm den Sieg sogar unter den gefährlichsten und schwierigsten Umständen."

haGalil onLine 09-08-2002

 


Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!
 
haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2013 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved