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Parschat Tasria Mezora
Torah-Lesung:
Tasri'a, Lev 12:1-13:59
Prophetenlesung: II Koenige 4:42-5:19
Bevor Sie zu stolz werden ...
Wir Menschen sind stolz darauf, dass wir
allen anderen Geschöpfen auf Erden überlegen sind. Wir sind intelligent, komplex
und weise. Wir können unsere Umwelt gestalten, und wir haben das Telefon, das
Auto, den Computer und Matzen mit Traubengeschmack erfunden. Ameisen und
Krokodile können das nicht.
Wir haben große Gedanken und schreiben
großartige Werke. Wir herrschen über den Planeten, wie G-tt es gewollt hat.
Aber warum hat der Ewige siebzig Prozent
des Planeten den Fischen gegeben? Warum sind achtzig Prozent der Tiere Spinnen,
Krebse und verwandte Tiere?
Und trotz unseres großen Gehirns sind wir
empfindlicher gegen Strahlung und Krankheiten als viele andere Bewohner der
Erde. Wir leben zwar länger als die meisten Tiere, aber wir sind auch die
einzigen, die unter dem leiden, was wir so hoch schätzen: unserem Bewusstsein.
Hunde wissen nicht, wie lange sie im Durchschnitt leben, und darum machen sie
sich keine Sorgen darüber, wie viel Zeit ihnen noch bleibt, um ihre Sünden zu
bereuen. Genauer gesagt: Sie sündigen gar nicht. Und das ist die Nadel der Demut
in unserem Stolz.
Der neue Wochenabschnitt ist Tasria, der
von den Gesetzen für die Menschen handelt. Doch diese Gesetze kommen erst nach
den Gesetzen für alle Tiere, die auf der Erde schwimmen, fliegen oder kriechen.
Wir wurden zuletzt geschaffen, an einem
Freitag, so dass wir den Schabbat heiligen konnten und alle Tiere für uns bereit
waren. Aber in gewissem Sinne stehen wir auch unter den anderen Geschöpfen: Wir
sündigen nicht nur, sondern wir sind auch fähig zu sündigen - im Gegensatz zu
den Tieren.
Darum müssen wir uns von unseren bösen
Neigungen befreien, vor allem durch gute Neigungen. Mit anderen Worten: Wir
beginnen das Leben als niedrigstes Wesen, das einzige, das Böses tun kann. Aber
wir haben auch das größte Potenzial, die Möglichkeit, die Welt zu verbessern,
und das können die Tiere nicht.
Tiere haben natürliche Tugenden. Wir sind
die einzigen Geschöpfe G-ttes, die Tugenden erwerben können. Und wenn wir das
tun, könnten wir eigentlich stolz sein ... wenn unter den Tugenden nicht die
Demut wäre.
Der Standpunkt des Rebbe
Gedanken und Einsichten des Lubawitscher
Rebbe
Auf G-tt vertrauen heißt nicht, auf
Wunder warten. Es bedeutet, auf das vertrauen, was wir in diesem Augenblick tun,
denn wir wissen, dass Er uns auf den richtigen Weg gebracht hat und alles, was
wir tun, mit g-ttlicher Energie erfüllt und von oben segnet.
Leitgedanken
"Er soll zu Aaron, dem Kohan, oder zu
einem seiner Söhne, den Kohanim, gebracht werden" (13:2).
Frage: Jeder Kohan ist berechtigt, sich
um Aussätzige zu kümmern. Warum wird Aaron besonders hervorgehoben?
Antwort: Aaron war ein Sinnbild der Liebe
und des Friedens (siehe Pirke Awot 1:12). Wenn er hörte, dass Verwandte oder
Freunde sich stritten, bemühte er sich nach Kräften, sie zu versöhnen. Manchmal
musste er dabei etwas verschweigen oder sogar ein wenig von der Wahrheit
abweichen. Er erzählte dem einen, der andere bedauere den Streit sehr und wolle
die Freundschaft erneuern.
Lepra wird von laschon hara (böses Reden
über andere) verursacht (Arachim 15b). Wer böse Gerüchte verbreitet,
rechtfertigt sich oft damit, dass er in Wahrheit eine Mizwa befolge, weil er die
Wahrheit sage, und zwar aus Liebe und Sorge. Er behauptet, er wolle niemandem
schaden.
Darum schreibt die Torah vor, den
Aussätzigen zu Aaron zu bringen, damit er lernt, dass der Mann mit der größten
Liebe und Friedfertigkeit nichts von laschon hara hält. Das ist auch eine
Botschaft an alle Sünder: Haschem will, dass wir vorgehen wie Aaron, dass wir
Frieden stiften und nicht durch böses Gerede Familien und Beziehungen zerstören.
Eine schöne Feier
In Berditschew wurde keine Hochzeit,
keine Bar Mizwa und kein Bris gefeiert, ohne den geliebten Rabbi Levi Jizchak
einzuladen.
Wann immer er zu einem Bris eingeladen
wurde, gab er die gleiche Antwort: "Ich komme gern, aber unter einer Bedingung."
"Unter welcher, Rebbe?" wurde er dann
gefragt.
"Ich komme nur, wenn ihr hinterher ein
anständiges Essen veranstaltet."
Die Leute wussten schon im Voraus, was
der Rebbe sagen würde, und wunderten sich. Der Rebbe kam bestimmt nicht wegen
des Essens - ein lächerlicher Gedanke.
Endlich konnte einer seine Neugier nicht
mehr bezähmen. Als er den Rebbe zu einem Bris einlud, platzte er heraus: "Rebbe,
sagt mir, warum seid Ihr so am Essen interessiert?"
"Das will ich dir erklären. Ich kämpfe
unaufhörlich gegen Satan. Ich verteidige die Juden vor dem himmlischen Thron und
bemühe mich, sie in ein günstiges Licht zu rücken. Doch Satan findet immer etwas
an ihnen auszusetzen, und darum werden sie bestraft. Ich räume vor dem
himmlischen Gericht ein, dass ein Jude gelegentlich sündigt. Aber hat je einer
über seine Sünden gejubelt? Hat je einer sie gefeiert? Natürlich nicht. Aber
wenn ein Jude eine Mizwa erfüllt - ein Bris oder eine Bar Mizwa -, dann freut er
sich, dann feiert er.
Ist das nicht ein vorzügliches Argument
gegen Satan? Nun, der Satan weiß das, und darum versucht er immer, die Juden von
solchen Feiern abzuhalten. Darum bestehe ich auf meiner Bedingung: Ich nehme nur
teil, wenn ich vorher weiß, dass jede Mizwa von einer schönen Feier begleitet
wird. Dann muss Satan den Mund halten."
haGalil onLine 27-04-2001 |