Konvertitennamen:
Der Namenswechsel jüdischer Konvertiten in Wien
von 1748 bis 1868Von Anna L.
Staudacher, Wien
In der Zeit von 1748 bis 1868 traten in Wien
etwa 3300 Juden zum Christentum über, ab dem Jahr 1784 nahmen etwa
ebensoviel Erwachsene die Taufe an wie jüdische Kinder zur Aufnahme
ins Findelhaus zwangsgetauft wurden. Übertritte vom Judentum zum
Christentum wurden in die Taufmatriken katholischer Pfarren
eingetragen - bis tief in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts
ließen sich Juden vorwiegend katholisch taufen. Die Taufe wurde als
ein spiritueller Neubeginn gesehen, in der Änderung des Namens fand
dieser sein äußeres Zeichen.
Geändert wurden zumeist die Vornamen, wobei manche
den jüdischen als zusätzlichen Taufnamen beibehielten, der dem neuen
Taufnamen voran- oder nachgestellt wurde. So wurde Georg Mautner,
ein Sohn von Adolf Ignaz Mautner (-Markhof), Chef des Bräuhauses St.
Marx in Wien, auf die Namen Georg Heinrich getauft und mit diesen
beiden Namen in die Taufmatrik von Mariä Geburt eingetragen. In
späterer Zeit, nach 1868, behielt man oft seinen jüdischen Vornamen,
man wurde nur auf diesen getauft, nahm keinen weiteren Vornamen an,
was wohl praktische Gründe gehabt haben mag und u.a. oft eine
Änderung der Dokumente erübrigte.
Im 18. Jahrhundert war in Wien eine Judentaufe in
einer Pfarre ein großes, auch gesellschaftliches Ereignis. Oft
erfolgte sie in Verbindung mit einem feierlichen Hochamt, zuweilen
auch unter der persönlichen Anwesenheit des Erzbischofs, unter den
Taufpaten befanden sich Grafen, Fürsten und Angehörige der
kaiserlichen Familie. In dieser und späterer Zeit war es üblich, auf
mehrere christliche Vornamen, zumeist jenen der Taufpaten, getauft
zu werden. Drei, vier oder gar fünf Taufnamen waren auch später
keine Seltenheit: So wurde ein Sohn von Dorothea Mendelsohn - in
zweiter Ehe mit dem deutschen Dichter Friedrich Wilhelm Schlegel
verheiratet - vom päpstlichen Gesandten in der päpstlichen Nuntiatur
in Wien auf die Namen Philipp Georg Gabriel Bonifaz Josef Maria
getauft. Marianne Freiin von Eskeles, um noch ein anderes Beispiel
anzuführen, die Tochter des Großhändlers Bernhard Frh. von Eskeles,
erhielt bei der Taufe die Namen Maria Anna Cäcilia Bernhardine
Henrika, der letzte Taufname rührt von ihrer Taupatin, Henriette
Freiin von Pereira-Arnstein, Cäcilia war der Name ihrer Mutter,
Bernhardine bezieht sich auf den Vornamen ihres Vaters, Maria Anna
kann man als eine Auflösung ihres ursprünglichen Vornamens Marianne
in seine christliche Form sehen. Es war keine Mode, die sich auf den
Vormärz beschränkte, sondern sicherlich ein klares Zeichen einer
"Aufwärtsassimilation", wenn man diese noch heute in adeligen
Kreisen übliche Art der Namensgebung übernahm.
Jedoch wurden vor und nach 1868 nicht nur die
Vornamen geändert, sondern auch die Zunamen. Häufiger geschah dies
im 18. Jahrhundert, seltener im Vormärz, in Wien häufiger, in den
Vororten und Ortschaften rund um Wien wesentlich seltener. Eine
Konversion war aber - entgegen weitverbreiteter Meinungen - nicht
notwendigerweise mit einer Namensänderung verbunden. Das Hofdekret
vom 5. Juni 1826 räumte Juden das Recht ein, ihren Namen beim
Übertritt zum Christentum zu ändern, wobei an die staatlichen
Behörden, an die niederösterreichische Statthalterei bzw. an das
Ministerium des Innern vor der Taufe ein entsprechendes Ansuchen zu
stellen war. Um Namensänderung wurde auch nach der Taufe angesucht,
bisweilen Monate, Jahre und Jahrzehnte später - und solchen Ansuchen
wurde immer stattgegeben.
Die Annahme, mit einer Namensänderung sei stets
die Löschung jeder Erinnerung an die jüdische Herkunft verbunden
gewesen, trifft oft nicht zu. Bei vielen Namensänderungen schwingt
die Erinnerung an den alten jüdischen Namen mit, assoziativ oder
auch nur in der Lautung: z.B. Levi - Löwenstein, Wehli - Welheim,
Hönig - Bienenfeld. Manche Ansuchen auf Namensänderung bezogen sich
auf den alten, ursprünglichen jüdischen Namen, den die Familie
früher getragen hatte: Salomon Kohn (sein Vater schrieb sich noch
mit C - Cohn) wurde 1830 evangelisch, helvetischer Konfession.
Sieben Jahre später suchte er mit Berufung auf das zitierte
Hofkanzleidekret aus dem Jahr 1826 um Namensänderung an, seinem
Ansuchen wurde stattgegeben, es wurde ihm gestattet, "seinen
ursprünglichen und eigentlichen Familiennamen Kohn Mayer" führen zu
dürfen.
Der neue Zuname bezog sich oft auf einen Ort, auf
den Ort der Herkunft, des Aufenthaltes oder den der Taufe - den
Namen der Kapelle oder Kirche, wo die Taufe stattgefunden hatte. Er
stand hin und wieder auch in einer Beziehung zum Zeitpunkt der
Taufe, sehr häufig jedoch bezog er sich auf den Paten. Seltener
waren hingegen im frommen Kontext christliche Wunschnamen, wie z.B.
Gottlob oder Thugut. Weiters wurde der jüdische Zuname bisweilen nur
leicht variiert, durch die Veränderung eines Vokals, die Hinzu- oder
Einfügung einer Silbe, oder man kürzte einen zusammengesetzten Namen
auf das Bestimmungs- oder Grundwort. Andere wieder übersetzten
einfach ihren alten deutsch-jüdischen Zunamen ins Ungarische,
Tschechische oder Polnische, oder transkribierten ihn in die jeweils
anderssprachige Orthographie, die korrekte Aussprache wurde auf
diese Weise beibehalten.
Nach ihrem Herkunftsort erhielt Judith Abrahamin
ihren Namen: Sie war verheiratet, wurde in der Kurkapelle zu St.
Stefan mit ihren drei Söhnen auf den Namen Dresdnerin getauft. "Der
Mutter Taufnam ist anjezo Raphaela, der Zunam aber Dresdnerin,"
gebürtig von Dresden, 28 Jahre alt. Rafaela war der Taufname ihrer
Taufpatin, Rafaela Gräfin von Salmreicherscheid. Ihre Söhne Karl,
Felix und Franz Abraham führten von nun an den Zunamen "Dresdner".
Die 16jährige Rachel, getauft im Waisenhaus, erhielt ihren Namen
nach ihrem Aufenthaltsort: Maria Christina Waißlerin. Veitl Löbl
(oder Löbl Veitl) wieder bekam den Zunamen Zeighauser, er wurde in
der Zeughauskapelle Am Hof auf die Namen Anton Josef Ignaz getauft,
den einen Taufnamen erhielt er von seinem Taufpaten, Anton Graf
Schafgotsch, k.k. Kammerherr und Geheimer Rat, den anderen vom
Kapuzinerordenspriester Ignaz Öhrlein, von dem er getauft wurde:
"Veitl Löbl, ein Jud, 18 Jahr alt, ledigen Standes, gebürtig von
Odenau in Schlesien, getauft in der Kay<serlichen> Zeug-Hauß-
Capellen".
Der getaufte Eugen Rudolf Josef Horowitzer hieß
ursprünglich Jocham Löw Schimerl und stammte aus Trebitsch in
Mähren, sein Taufpate war Eugen Graf von Wrbna, k.k. Geheimer Rat
und Kämmerer. Horowitzer ist ein weit verbreiteter jüdischer Name,
der auf das böhmische Städtchen Horovice zurückzuführen ist und
keineswegs mit einem Konvertitennamen assoziiert wird.
Konvertitennamen lassen sich auch auf den
Zeitpunkt der Taufe zurückführen. Sara Schön bekam bei der Taufe den
Namen König: "Der Zuname König ist ihr desswegen beigelegt worden,
weil sie am 3 Königstage getaufft worden ist." Benjamin Marcus, 23
Jahre alt, Sohn "eines türkischen Handels Juden zu Bellgrad in
Servien", wurde zum Rosenkranzfest des Jahres 1755 in der Pfarre St.
Leopold getauft: "In festo Santi Rosarij Josephus Mathias
Rosenkrantz vorhin Benjamin Marcus genannt". Mit einem Symbolwort
für Heimat und einer Assoziation zum Zeitpunkt der Taufe verband ein
junger Kaufmannssohn seinen neuen Namen: Rudolf Philipp Mayenberg,
getauft wurde er am 1. Mai des Jahres 1757.
Zur Aufnahme ins Wiener Findelhaus wurden bis zum
Jahr 1868 etwa 3000 jüdische Kinder aus den Unterschichten
zwangsgetauft. Bei der Taufe bekamen sie bis zum Jahr 1843 auch
einen neuen Zunamen: Unter anderem auch Namen, die sich auf den Tag
der Taufe bezogen: Erhielt ein Kind den Zunamen Montag, so kann man
ziemlich sicher sein, daß es an einem Montag geboren oder getauft
wurde: So wurde Monika Montag am 1. März 1841 geboren und getauft,
der 1. März fiel im Jahr 1841 tatsächlich auf einen Montag. Ebenso
verhielt es sich mit den Monatsnamen und mit Namen nach dem
christlichen Festkalender: Ein Kind, das beispielsweise den Zunamen
"May" erhielt, war tatsächlich im Mai geboren. Und so wurde auch
Josef Charwoch in der Karwoche des Jahres 1832, am 18. April,
geboren und Augustin Ostertag kam am Osterdienstag des Jahres 1833
zur Welt. Für jüdische Findelkinder könnte es Namenslisten mit
gerade zur Vergabe verfügbaren Namen gegeben haben - die
Sterblichkeit dieser Kinder betrug immer über 80 % und erreichte
Spitzen bis über 95 %. Es kam bisweilen vor, daß ein und derselbe
Name - Vor- und Zuname - mehrmals im selben Jahr vergeben wurde,
lang bevor man an das Ende einer einfachen Namensliste gelangt sein
konnte. Die Familiennamen, die diese Kinder erhielten, waren zum
Teil jüdisch, zum Teil nichtjüdisch.
Konvertiten erhielten auch Namen, die von christlicher Frömmigkeit
geprägt waren, fromme Wunschnamen oder Namen, die sich direkt auf
den Glaubenswechsel bezogen: Lobgott, Traugott, From, Fürchtegott,
Gottlieb, Gernbeth, Awe Maria, Thugutt, Seegenreich, Treu, Wahrmund,
Neugebohrn, Christ und Christlieb.
Durch die Taufe erlangten Juden bis zum Jahr 1868
die staatsbürgerlichen Rechte, was sicherlich von vielen als eine
Art politische Befreiung empfunden wurde, die sie in ihrem neuen
Zunamen festhalten wollten. Andreas Ludwig Josef Jeiteles behielt
bei der Taufe zwar seinen Familiennamen, veröffentlichte jedoch
seine Arbeiten unter dem Pseudonym "Justus Frey". Konvertiten
verbanden assoziativ ihren Namen mit einem Symbolwort für Heimat als
Grundwort Mit einer Assoziation zum alten Namen wurden mit Feld,
Dorf, Berg, T(h)al und Heim die neuen Namen gebildet: z.B. Hönig
(Honig - Biene) - Bienenfeld, Löw (hebr. lev - das Herz - gut) -
Gutenfeld, Dobruska (slaw. dobr - gut, schön) - Schönfeld oder
Sommer - (Rose) - Rosenfeld, Hirschler - (Wald - Forst) -
Forstenheim oder auch Wehli - (Welle) - Wellenthal und Löwi - (Löwe)
- Löwenthal.
Im einfachsten Fall erfolgte eine Namensänderung
durch eine Änderung der Schreibweise, wie z.B. Löbl zu Loebell. Oder
man tauschte ähnlich klingende Buchstaben: Im Polnischen wird z.B. Y
wie ein gedrücktes deutsches E gesprochen: Pipes wurde zu Pipys, und
Löwy zu Löwe. Namensänderungen wurden in manchen Fällen durch das
Hinzufügen oder die Weglassung eines Buchstaben oder einer Silbe
erreicht. Buttenheim hieß vor seiner Taufe Buttenheimer - die
bürgerliche Namensendung -ER wurde auch anderen jüdischen Namen
hinzugefügt, z.B. Bing - Bingler, Turnau - Turnauer, wie auch häufig
Konvertitennamen mit diesem Suffix enden, welches im alten jüdischen
Namen nicht vorhanden war, z.B.: Kohn - Kohlgruber, Liebmann -
Reder, Wellemin - Wellinger. Oder man reduzierte zusammengesetzte
Namen auf ihr Bestimmungs- oder Grundwort: aus Pfefferkorn wurde
Pfeffer, aus Herzlkuh Herzl. Auch fügte man als Grundwort etwas
Neues hinzu: aus Wehle wurde Welheim, aus Levi Löwenstern - das
Bestimmungswort erinnert hier nur mehr im Klang (Löwen - Löwi -
Levi) an den alten Namen.
Nahm einmal ein Familienmitglied einen
Konvertitennamen an und ließen sich im Laufe der Jahre noch andere
aus derselben Familie taufen, so optierten sie bisweilen für
denselben Namen. Andererseits wurden Familienangehörige aus ein und
derselben Familie nicht notwendigerweise auf denselben neuen
Konvertitennamen getauft.
Zumeist hatten jedoch in Wien Konvertitennamen
irgendeine Beziehung zum Taufpaten. Manchmal gab man Konvertiten
einfach den Namen ihres Paten, ohne irgendeine Modifizierung.
Benedikt Joel war bei seiner Konversion 22 Jahre alt, sein Taufpate
war der Wachshändler Johann Nepomuk Pach. Benedikt Joel wurde auf
den Namen Johann Nepomuk getauft: "Benedikt Joel, ein Jude, nun
Johann Nep. Pach" - Taufpate und Patenkind trugen nun denselben
Namen. Taufpaten von Sara Silberknopf waren "Paul Roeger et uxor
Margaretha, bürgerl<icher> Bäckermeister". Dem 18jährigen Mädchen
war bei der Taufe "der Zunahm Röger beygelegt worden", getauft wurde
sie auf die Vornamen ihrer Taufpaten: Paulina Margarita - sie hieß
nun Paulina Margarita Röger (Roeger).
Bisweilen verband man auch den alten Namen des
Konvertiten mit dem Namen des Taufpaten. 25 Jahre alt war Leopold
Hauser, gebürtig von Rhete in Ungarn. Er wurde in der Leopoldstadt
getauft, sein Taufpate war ein Lederfabrikant namens Adam Birck,
zugleich Armen Bezirks Direktor, Amtsschulaufseher und
Gerichtsbeisitzer der Gemeinde Leopoldstadt (2. Wiener
Gemeindebezirk). In die Taufmatrik wurde eingetragen: Der
Handelsmann Leopold Hauser "nennt sich künftig Adam Birkhauser". Mit
Sicherheit können wir annehmen, daß in solchen Fällen eine ganz
persönliche besondere Nähe bestanden hat, die Patenschaft als eine
Art Adoption empfunden wurde.
Nicht selten hatten Konvertiten mehrere Taufpaten,
sie stammten häufig aus dem Beamtenadel, oft waren es auch
Vorgesetzte oder Dienstgeber. Konvertitennamen setzten sich
bisweilen auch aus den Namen dieser Taufpaten zusammen, wie in den
folgenden Fällen. Taufpaten des 18jährigen Joachim Taussig aus Ronow
in Böhmen waren Christophorus Steiner, "Cammer Zählamts officier",
und Joannes Höger, "herschafftlicher Inspector". Joachim Taussig
wurde auf den Namen Mathäus Johann Steinhöger getauft. Taufpaten von
Hirsch Samson Mändl waren Josef Graf Herberstein, vertreten durch
seinen Sekretär, und Jeronymus Manhart, Senator der Stadt Wien. Aus
den beiden Grundwörtern seiner Taufpaten (Stein, Hart) wurde sein
neuer Name gebildet, der nun Josef Hieronymus Antonius Augustinus
Steinhart lautete. Ganz ähnlich verhielt es sich bei Franz Michael
Rychard. Seine Paten waren Michael Rychsfeld und Franz Swichart: Der
neue Zuname setzte sich somit aus Bestandteilen der Namen seiner
Paten zusammen Rych-ard.
Charakteristisch für Wien sind jedoch
Konvertitennamen, die sich an den Zunamen des Taufpaten anlehnen,
dem das Grundwort "Stein" hinzugefügt wurde: Becker - Beckerstein,
Stöger - Stögerstein, Lang - Langstein oder Böckel - Peckelstein.
Bei zusammengesetzten Patennamen tauschte man das Grundwort mit
"Stein", z.B. Kellermann - Kellstein, Grundemann - Grundstein,
Pettenhof - Pettenstein. Enthielt der Name des Paten bereits das
Grundwort "Stein", so tauschte man dieses mit einem anderen
Grundwort aus, z.B. Weissenstein - Weissenau. Auch teilte man den
Namen des Paten in seine Bestandteile oder Silben, und fügte einem
von ihnen das Bestimmungswort "Stein" hinzu: aus Ru-dolf wurde
Steindolf, war der Name der Patin Joachims-burg, so wurde daraus
Steinburg.
Konvertitennamen verbanden sich nicht nur formal
mit dem Namen des Paten. So wurde 1802 in der Karlskirche Leopold
Romaldi auf den Namen Franz Xaver Leopold Eissenmann getauft. Er war
16 Jahre alt, stammte aus Neuhaus in Böhmen, war in der Lehre bei
einem Schneidermeister namens Wolfgang Unger. Sein Taufpate war
Franz Xaver Winkler, "Eisenhandler und Hausinhaber in der Stadt No
1062", das sich in der Kärtnerstraße befand. "Der Zuname Eissenmann
ist ihm beygelegt worden" - so lautet die Eintragung in die
Taufmatrik - "weil sein Taufpathe an seinem Hause in der
Kärtnerstraß das Schild führt zum Eissernen Mann". Nach der
Herrschaft Frauenberg, im Besitz von Josef Johann Fürst
Schwarzenberg, wurde Samuel Sensheim nach seiner Taufe genannt:
Josef Johann Frauenberg.
Im Waisenhaus wieder wurde ein 16jähriges Mädchen
getauft, "in Judaismo educata", Taufpatin war Elisabeth
Altsvatterin, die Tochter eines k.k. Roßlieferanten. Wie der
ursprüngliche Name dieses Mädchens gelautet hat, wissen wir nicht,
nur daß sie jüdischer Herkunft war. Getauft wurde sie auf die Namen
Josefa Elisabeth Maria Anna Rossin - mit Bezug zum Beruf des Vaters
ihrer Taufpatin.
Konvertitennamen wurden - von den besonderen
Bedingungen jüdischer Findelkinder, die im Gebärhaus zur Aufnahme
ins Findelhaus zwangsgetauft wurden, abgesehen - sicherlich nicht
aufgezwungen. Die Namensfindung war nicht willkürlich und mag in
Übereinstimmung mit dem zu Taufenden erfolgt sein, sicherlich immer
mit seiner Zustimmung. Konvertitennamen lassen sich einerseits
formal vom alten, authentischen jüdischen Namen ableiten, oder sie
verbinden sich in irgendeiner Form mit dem Namen des Taufpaten,
können auch in anderer Weise mit ihm zu tun haben. So manche Namen,
wie Hauckmann, Höllenstein oder Lindenberger werden nicht
willkürlich vergeben worden sein, sondern in einem biograpischen
Kontext zum Paten oder zum sozialen Umfeld des Konvertiten stehen,
welches wir nicht kennen. Andere Konvertitennamen, wie Horowitzer,
Langstein oder Rosenkranz könnten mit authentischen jüdischen
Familiennamen assoziiert werden und haben doch - wie wir zeigen
konnten - einen ganz anderen konkreten Entstehungszusammenhang.
Die Autorin ist Universitätsdozentin an der
Universität
Wien, sowie an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften,
dem Institut ÖBL zugeteilt. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehört
u.a. die Geschichte der Juden in Österreich-Ungarn, Jüdische
Konvertiten und Namenskunde (Konvertiten, Findelkinder). Im Verlag
Peter Lang erschien von Anna L. Staudacher:
Wegen jüdischer Religion - Findelhaus. Zwangstaufen in Wien
1816-1868. Frankfurt/M, Berlin, Bern, Bruxelles, New
York, Oxford, Wien 2001.
Teil 1: 496 S., Teil 2: 586 S., zahlr. Abb. und
Tab., ISBN 3-631-35198-4 br.
Jüdische Konvertiten in Wien 1782-1868.
Frankfurt/M, Berlin, Bern, Bruxelles, New
York, Oxford, Wien 2002
Teil 1: 460 S., Teil 2: 732 S., zahlr. Abb. und
Tab., ISBN 3-631-39406-3
br.
"und ist am 17. Juli 1868 zu seinem väterlichen
Glauben, zum Judentum zurückgekehrt":
Die Rückkehr zum Judentum
in Wien von 1868 bis 1878
"Auf Grund der Taufe bittet er um Änderung
seines prononcierten Vor- und Zunamens...":
Zum Namenswechsel
jüdisch-protestantischer Konvertiten in Wien, 1782 - 1914
hagalil.com
09-02-03 |