Reaktionen aus
dem Besucherbuch zu "FEINKOST ADAM©"
Die Diskussion um die Ausstellung "FEINKOST ADAM©" schlägt sich auch im
Besucherbuch des Jüdischen Museums Franken in Fürth nieder. Überraschend
ausführlich nehmen Museumbesucherinnen und -besucher zur Debatte
Stellung. Nur wenige dezidiert ablehnende Einträge wurden bisher
vorgenommen. Der
Vorstand des Trägervereins hat übrigens in seiner heutigen Sitzung über
die Weiterführung der Ausstellung abgestimmt. Mit dem Ergebnis 3 zu 3
Stimmen gilt der Antrag, der einen Abbruch der umstrittenen Ausstellung
gefordert hatte, entsprechend der Satzung als abgelehnt und die
Ausstellung wird weitergeführt.
Hier nun eine Auswahl der Gedanken und Überlegungen zu einer
umstrittenen Ausstellung:
31. März 2002
"Feinkost Adam ist nicht provozierend - aber auch nicht
wirklich ironisch. Die etwas merkwürdige Verteilung trägt auch nicht zur
"Erklärung" dessen bei, was ironisch beleuchtet werden soll. Ansonsten
gilt (auch hier): Je mehr man vorher weiß, desto mehr erfährt man."
"Nur geschmacklos!"
02. April 2002
"Wir bewundern den Mut der Künstlerin! Wir haben von Herzen
gelacht! Endlich einmal! Diese Ironie gepaart mit Humor kann nur von
einer jüdischen Künstlerin stammen. Wir meinen: Führt braucht das!"
"Bißchen albern die Sonderausstellung!"
"Den Ablehnern sei ein wenig Kishon empfohlen."
03. April 2002
"Mit Humor und Selbstironie lässt es sich viel besser für
Aufmerksamkeit und Toleranz werben, als mit dem stets erhobenen
Zeigefinger. Feinkost Adam ist ein Schritt in die richtige Richtung!"
04. April 2002
"Ein Museum ist doch kein sakraler Raum! Frau Adams Witz ist
manchmal böse, aber auf keine Fall antisemitisch. Vielleicht sollten
sich die Gegner einmal selbst hierher bemühen."
05. April 2002
"Das nicht jeder Mensch über den selben Witz lachen kann ist
bekannt. Doch ganz ohne Humor sollte man die Ausstellung nicht besuchen.
Wer wie ich, 50 jahre ohne Vorurteile gegenüber Anderen gelebt hat, wird
zur Zeit ganz schön auf die Probe gestellt."
07. April 2002
"Gelungene Ausstellung mit interessanten Ein- und Durchblicken.
Toleranz gegenüber künstlerischem Ausdruck sollte auch in diesem Hause
möglich sein. Diese Ausstellung fügt sich gut ein und sollte unbedingt
Bestand haben."
"Mit diesmal viel Freude habe ich das Museum ein 2. Mal angeschaut. Ein
Museum braucht Inhalte, auch wechselnde, also weiter so!"
"Gut gemacht, manchmal lustig aber auch erschreckend - nie jedoch, fand
ich, pietätlos! Da sind zwei ganz andere Dinge im Spiel:
- der innerjüdische Generationskonflikt
- die (typisch bayrische?) konservativ, traditionalistische
Engstirnigkeit."
"Toleranz, Humor und "Weite im Kopf" zeigt, wer lachen kann -
gegebenenfalls über sich selbst. Manchmal ist ein bitterer Nachgeschmack
dabei.
Selbsterkenntnis?
Resümee: Prima! Unbedingt weiter zeigen, weiter öffentlich diskutieren,
damit weiterhin viel, viel Publikum kommt!"
"Leider fehlt mir zum Verständnis die Grundlage. Ich hatte erwartet hier
auch ohne viel Grundwissen über den jüdischen Glauben, sozusagen den
Durchblick zu behalten. Leider ist das nicht der Fall, ich muß mich wohl
erstmal einlesen in die Materie. Feinkost Adam ist wohl richtig gedacht,
aber für einen Unkundigen manchmal schwer einzuordnen. Mehr "Basics"."
"Das Haus ist toll, die Ausstellung auch, Feinkost Adam ist köstlich.
Wenn hier einer sein Fett weg kriegt, dann sind es die Nichtjuden!
Unbedingt weiter zeigen!"
"Feinkost ADAM ist eine sehr sehenswerte Ausstellung. Schade, dass sie
in Fürth nicht ankommt. Wir sind halt in Bayern, da ticken die Uhren
anders. Aber ANNA ADAM mach weiter so, bleibe eine mutige Künstlerin in
dieser so "demokratischen" Zeit."
"Wer selbstbewusst ist, kann auch mal über sich selbst lachen -
besonders wenn es so schön satirisch überspitzt ist. Ich denke, es gibt
viele selbstbewusste jüdische Frauen, die gerne in dieses Museum gehen,
und sich köstlich amüsieren! Ich als Christin tue es ohne schlechtes
Gewissen!"
"Vielleicht sollte der Bezirk doch dieses Museum und das, was darum ist,
in eine Stadt mit toleranter jüdischer Gemeinde verlegen?"
09. April 2002
"Ich finde die Ausstellung köstlich! Mit viel Humor, manchmal -
bitter, ab und zu - leichtsinnig (ein wenig), aber ab und zu auch
unglaublich tief - wie, z.B., diese Idee mit dem Hakenkreuzmesser auf
der Decke! Ein frischer Blick mit viel Liebe zum Judentum."
"Keine Ausstellung, die einen solch‘ negativen "Wirbel" hätte erzeugen
dürfen.Warum sollten junge jüdische Künstler nicht Tabuthemen in Frage
stellen dürfen?"
"Ich hatte mir die Feinkost Adam Ausstellung, gemessen an den Protesten
und ihrer Berichterstattung, krasser und provokanter vorgestellt, als
sie sich nun darbietet.
Mit etwas Abstand und für sich allein betrachtet, zeichnet sich Feinkost
Adam durch sehr geschliffene Ironie aus - und erfordert entsprechende
geschliffene Ironie beim Besucher."
10. April 2002
"Feinkost Adam holt die Frage was ist ‚jüdisch‘ aus Vitrinen
mitten in den Alltag hinein und auf Augenhöhe, dazu witzig!! Anna hat
Mut! Eine gute Ausstellung!
"Es braucht Toleranz - aber es paßt zum jüdischen Geist der
Selbstironie, es ist gut! Und sehr dezent platziert. Warum nicht
schmunzeln, anstatt sich brüskiert zu fühlen? Der Tiefe der jüdischen
Religion tut es keinen Abbruch!"
11. April 2002
"Ich frage mich ob man von Katholischen auch so viel Toleranz
und Selbstironie erwarten könnte, wenn ihre heiligsten Symbole ins
Lächerliche gezogen würden. Dazu muß man schon ganz schön stark sein."
"Meine Meinung: Hinter dem Argument "verletzte religiöse Gefühle"
verbirgt sich allzu oft (z.B. bei Christen) der Versuch, Innovation und
Kreativität zu bremsen. Meine religiösen Gefühle und Hoffnungen sind
schon oft von engen geistlichen Funktionären beleidigt worden. Wer
schützt meine religiösen Gefühle?"
"Nach dem Besuch der Ausstellung Feinkost Adam erscheint mir die Kritik
erst recht unverständlich. Gerade von jüdischer Seite ist wesentlich
härterer Stoff bekannt. kann die Aufregung vielleicht daher kommen, dass
sich Herr Purin weigert aus dem Museum eine Gedenkstätte zu machen?
Gerade so was trägt doch dazu bei, zu demonstrieren daß das Judentum
auch hierzulande noch lebt.
Durchhalten Herr Purin!"
"Anregend, irritierend, mit bitter-süßem Humor (?)."
14. April 2002
"Diese eifernde, geifernde Ablehnung für eine köstliche
Ausstellung!! Die von den Kritikern ausgesprochene Gefahr des
Antisemitismus wird doch wohl eher durch sie selbst provoziert."
"Eine super Ausstellung - unverständlich, warum man ihr Antisemitismus
vorwirft. Sehr beschämend für und Christen und unsere Klischees."
"Ein Ziel der Kunst - Menschen zum Nachdenken und Diskutieren anzuregen
- wurde mit "Feinkost Adam" erreicht. Und das ist doch viel! Mit
"Gefälligkeit" ist das nicht zu schaffen!"
"Es ist gut, daß das "Judentum" in Bewegung bleibt; somit bleibt auch
das Museum in Bewegung."
"Großartig - selten wurden Vor- und Verurteilungen besser entlarvt. Das
es enge Geister gibt, die nicht in der Lage sind "um die Ecke" zu denken
ist traurig, aber voller Tradition."
"‘Humor ist eine Erscheinungsform der Religion. Nur wer über den Dingen
steht, kann sie belächeln‘. (Heinz Rühmann als Pater Brown in guter
Tradition von Sigmund Freud)
"Als katholischer Theologe finde ich nichts Empörendes an "Feinkost
Adam". Die Aufklärung zwingt uns immer wieder, hinter die Dinge zu
schauen, hinter die Aufklärung können wir nicht zurück. Aber: Wir
sollten auch Berührungsängste abbauen!
Die Angst, dabei auch was "falsch" zu machen, gehört zu diesem Prozess
dazu. Anna Adam versucht, die Angst vor dieser Angst abbauen zu helfen,
deshalb ist ihre humorvolle Art zu loben. Allerdings erfordert sie eine
der schwersten Übungen an sich: Die Kunst, sich selbst auf den Arm zu
nehmen (nach Werner Finck, selbst Opfer der Nazis).
Was ich mir wünsche: Weniger Kampf und mehr Humor - und dass Feinkost
Adam die volle Laufzeit bekommt, bis Juni!"
hagalil.com / 18-04-2002 |