What do they tell about us:
Was sagen sie über uns?
In den englischsprachigen Ländern gibt es im Bereich der "Ethnic
Studies" seit einigen Jahren Diskussionen zur Fragestellung: "What
do they tell about us"? Gemeint ist damit, was Angehörige der
Mehrheitskultur ("they") über Minderheiten ("us") sprechen: Was wird
wie erzählt, was wird verschwiegen, verdrängt und ausgeblendet.
Welche Bilder und Stereotypen über Minderheiten werden
weitergegeben? Welche Machtverhältnisse spiegeln sich in den
Darstellungsweisen? In Deutschland ist diese Debatte über ihre
Anfänge noch nicht hinausgekommen (Bilder von Schwarzen). HaGalil
online wird dieser Fragestellung in einer Serie nachgehen, wobei es
naheliegenderweise um die Darstellung von Juden, jüdischem Leben und
jüdischen Traditionen gehen wird. Angehörige anderer
Minderheitsgruppen können sich gerne an diesem Diskurs beteiligen
und uns Beiträge schicken. In einem Gespräch mit André Degbeon,
einem in Berlin lebenden Schwarzen, macht Gudrun Wilhelmy deutlich,
wie parallel die Mechanismen laufen, mit denen die Kultur Schwarzer
okkupiert wird.
Teil 5: Black Atlantic - Schwarze
in Deutschland, wie sie aus ihrer eigenen Geschichte und
Kultur ausgegrenzt und unsichtbar gemacht werden
Von Gudrun Wilhelmy
Pressekonferenz zum großen Event im
Haus der Kulturen der Welt "Black Atlantic". Ich sitze in einer
Menge überwiegend weißer Journalisten und einiger Künstler vor einem
Podium, auf dem "Gruppenbild mit Dame" anwesend ist. Aber man hätte
auch sagen können "Gruppenbild mit Schwarzem", denn der einzige
Schwarze dort ist der bekannte Tanzkünstler Ismael Ivo.
Black Atlantic, Teil einer von der
Bundeszentrale für politische Bildung unterstützte Event-Reihe in
der ganzen Bundesrepublik "Afrikome" in den Jahren 2004 bis 2006
soll dazu beitragen, das Bild von Afrika und hier lebenden
Afrikanern von dem sehr einseitigen Negativ-Image wegzubringen.
Aber ich hätte dann doch nicht
erwartet, dass nicht ein einziger hier lebender Afro-Deutscher
dieses Programm gleichberechtigt mitgestaltet und ihre Geschichte
hier mit reflektiert wird. Zwar verspricht die "Black City Tour"
genau das in einer Fahrt durch das "schwarze" Berlin, aber dies in
einem Bus, dessen Fenster vollständig überklebt sind. Die Rede ist
von den Straßen mit Namen afrikanischer Staaten und der
Schrebergartenkolonie "Togo" im Wedding, der Mohrenstraße und
ähnlichen Orten, welche die Kolonialgeschichte Deutschlands
spiegeln. Nur: Ich verbinde das überhaupt nicht mit dem Leben
Schwarzer hier in Berlin oder gar Afro-Deutschen.
Im Bus singt eine Schwarze aus den
USA, sehr gut, und trägt mit unüberhörbarem Akzent Gedichte vor von
schwarzen Frauen, die hier aufgewachsen sind. Nicht nur ich bin
empört, dass man nicht die Chance genutzt hat, dieses Gedicht und
die Erklärungen zum "Schwarzen Berlin" im Berliner Zungenschlag zu
hören.
André Degbeon, ebenfalls dort als
Journalist, ist einer, der seiner Empörung Ausdruck verleiht. Wir
tauschen Visitenkarten aus und ich spreche einige Tage später mit
ihm. Er ist mir nicht unbekannt, denn Degbeon ist der Mann, der 2001
mit Wahlplakaten in Charlottenburg für seine Wahl als Bürgermeister
geworben hat.
André Degbeon:
"Das Bild des Podiums der Pressekonferenz. Da traten vier deutsche
Europäer auf, ein Afro-Engländer, ein Brasilianer, der hier
angeblich 20 Jahre verbracht hat und kaum Deutsch spricht und ein
Inder. Und wenn ich den Titel, das Motto dieser Veranstaltung "Black
Atlantic" sehe, dann heißt das für mich, dass Menschen mit schwarzer
Hautfarbe über den Atlantik in die Diaspora gegangen sind. So
verstehe ich das. Sie haben diesen Atlantik überquert: manche
freiwillig, manche mit Zwang, manche durch Sklaverei. Und dann sehe
ich auf der Bühne Leute, die überhaupt nichts mit Afrika zu tun
haben.
Und das sind Leute, die ein Programm gestalten in einer Sprache, die
Kinder, die hier geboren sind und selbstverständlich die deutsche
Sprache sprechen, überhaupt nicht verstehen (er meint Englisch). So
war diese Veranstaltung für mich eine doppelte Beleidigung.
Zum einen, weil schwarze Afrikaner,
die hier leben und die sich hier auskennen, und die eigentlich
afrikanische Geschichte besser an unsere Kinder vermitteln könnten
überhaupt nicht angesprochen werden. Weder als Beteiligte noch als
Publikum. Und dann noch in einer Sprache, die uns in Deutschland
auch völlig fremd ist und die uns hier lebende Afrikaner auch eine
Fremdsprache ist. Das hat mich wütend gemacht.
Hinzu kam dann dieses furchtbare
Stereotyp-Bild: Der Schwarze, wird sowieso hier in der Bevölkerung
mit Tieren verglichen. Und gerade das hat meine Aufmerksamkeit auf
diesen Programmteil ausgerechnet im Jugendprogramm gelenkt, in dem
das "Angestarrt werden" auf der Straße, weil man Schwarzer ist,
ausgerechnet durch einen Besuch und Workshop im Zoologischen Garten
im Vergleich mit dem Betrachten und Beobachten von Tieren
reflektiert werden soll. Keiner kann mir sagen, dass nicht eines
dieser Kinder weiß, dass man hierzulande zu Schwarzen auch Affe
sagt. (Degbeon erzählte dies aus eigenen Erlebnissen, er hat drei
Kinder, die hier zu Schule gegangen sind und war in zweiter Ehe mit
einer Afro-Deutschen verheiratet). Diese Kinder wissen das ganz
genau. Warum muss man also ausgerechnet mit den Kindern und
Jugendlichen in einem Workshop in den Zoo gehen?
Letztendlich stellt sich die Frage
und die Frage muss gestellt werden, warum man bei der
Programmgestaltung nicht nur von "Black Atlantic" hier in Berlin
sondern im Rahmen der dreijährigen Gesamtveranstaltungsreihe
Afrikome hier lebende Afro-Deutsche wie auch Menschen aus Afrika,
die hier leben, nicht gefragt hat oder noch besser, mit eingebunden
hat. Diese Menschen wissen besser, nämlich aus eigener Erfahrung,
was ihnen fehlt. Und ein Haus oder ein Veranstalter kann meiner
Meinung nach kein Programm gestalten, ohne mich zu fragen und das
Programm nach eigenem Wunsch und Laune gestalten und ich darf dass
ganze nur noch konsumieren. Das möchte ich nicht mehr. Wir kommen
als Teil des "Black Atlantik" im Prinzip in diesem Programm gar
nicht vor. (Black Atlantic ist laut Veranstalter die begriffliche
Bestimmung eines von Schwarzen geprägten Kulturraumes, der weder
kontinentale und nationale Grenzen kennt.)
Aus diesem Grunde mache ich alle
diese Kampagnen, damit die Leute endlich mit ein wenig Gefühl auf
uns zukommen. Das sie mit uns sprechen und sagen, ich möchte das und
das machen über euch. Kennst du jemanden? Ich denke dabei nicht an
das was ich mache, das muß man nicht unbedingt mit einbeziehen. Es
geht hier darum, überhaupt angesprochen zu werden als Teil dieser
Bevölkerungsgruppe. Wo liegt das Problem, dass es nicht geschieht?
Die andere Variante ist, dass man
zwar mit uns spricht, wir den Eindruck gewinnen, dass man mit uns
zusammenarbeiten will und später wird einem ein fertiges Programm
vorgestellt, möglicherweise noch mit Ideen, die man in solch einem
Gespräch hatte und dessen Umsetzung man gut hätte selbst machen
können – bekäme man – und hier liegt das wirklich Problem, die
Mittel dazu. Aber genau diese gehen eben an die Programmmacher wie
das obige Bild des Podiums auf der Pressekonferenz beschreibt.
Ein Beispiel: Anfang Februar hat
mir einer der Programmmacher persönlich seine Visitenkarte gegeben
anlässlich der Eröffnung des von der Bundeszentrale für politische
Bildung der ganzen Reihe "Afrikome" (dies ist eine Reihe von
Veranstaltungen von 2004 bis 2006 initiiert von der Bundeszentrale,
um eine Imageveränderung von Afrika und hier lebenden Schwarzen zu
erreichen). Dass Afrika nicht immer nur als negativer Kontinent im
Gedächtnis behalten wird mit Kriegen, Hungersnöten, Dürreschäden
usw., sondern eben auch positive Aspekte, die es durchaus auch gibt.
Ich habe Afro-TV selbst initiiert
und mache wöchentlich eine Sendung im Berliner Offenen Kanal ...
Damals wusste ich nichts von diesem Programm. Mir war klar geworden,
in Deutschland fehlt etwas. Und zwar das wir uns positiv nach außen
vermitteln. Wir wollen den Leuten zeigen, dass wir kochen können,
dass wir Märchen haben und das wir auch gute Nachrichten aus Afrika
haben. Und auch, dass wir hier in Berlin Leute haben, die
berufstätig sind, nicht alle zur Sozialhilfe gehen oder nicht alle
Asylanten sind.
Dann habe ich von Afrikome erfahren
und habe gedacht, wenn hier Projekte unterstützt werden, warum nicht
auch dieses Projekt. Bei der Übergabe der Visitenkarte wurde mir
gesagt, ich wäre mit in dem Programm. Dann hörte ich gar nichts
mehr, monatelang Bei mir stellte sich das Gefühl ein, dass man nur
schaute, wie ich meine Programme mache. Für dieses Projekt im Haus
der Kulturen der Welt wurden dann Kameras gekauft und die
entsprechende Ausrüstung, um Sendungen mit Jugendlichen zu machen.
Warum nicht mit mir und meiner
Ausrüstung? Ich arbeite bereits mit
Jugendlichen in diesem Programm zusammen."
Was ist in Ihrer Sendung?
Wo sehen Sie Überschneidungen von dem was Sie machen und
in diesem Projekt?
"Was man in dem Projekt bei Black
Atlantic machen wird, sind Radiosendungen mit Jugendlichen. Ich
bringe in meinem Fernsehprogramm Kinder und Jugendlichen, die hier
geboren sind und meistens nie in Afrika waren. In meinen Sendungen
bringe ich beispielsweise Märchen. Auf diese Weise versuche ich den
Kindern eine positive Geschichte von Afrika zu erzählen. Dabei gibt
es sogar sehr ähnliche Märchen, wie beispielsweise Schneewittchen.
Auf diese Weise möchte ich diese hier geborenen Kinder aus ihrer
Isolation herausholen. Diese verstecken häufig diesen Teil ihrer
Herkunft, gerade weil über Afrika überall schlecht geredet wird. Sie
verbergen dies geschickt nach außen oder wünschen sich schwarze
amerikanische Eltern, allein aufgrund des besseren Images. Sie
vergessen dabei, dass sie trotz allem Schwarze bleiben und die
Deutschen werden sie immer als "Neger" bezeichnen.
Aus diesem Grunde habe ich mich
über Ismael Ivo geärgert, der als einziger Schwarzer dort auf dem
Podium saß und deshalb habe ich ihn und sein Programm auch
kritisiert. Weiß er nicht, dass er ein Alibi-Schwarzer dort oben
war, dass man ihn ausnutzt. Welche Figur ist er denn in diesem
Zusammenhang? Ich kritisiere nicht seine Arbeit, aber die Rolle, die
er in diesem Zusammenhang spielt.
Ich kann für meine Arbeit sagen,
dass es mir dabei nicht um einen individuellen Erfolg geht, sondern
ich mache es aus persönlicher Überzeugung, weil ich eine
Notwendigkeit sehe. Ich mache es unter Einsatz meiner eigenen Mittel
und was ich mache, ist nicht zu übersehen.
(Anm. d. Redaktion: André Degbeon
hat nicht nur den 1. schwarzen Kindergarten in Berlin mitgegründet,
sondern auch 2001 für die Wahl des Bürgermeisters in Berlin
kandidiert, er hat die deutsche Staatsbürgerschaft sehr schnell
erworben, eine Weiterbildung gemacht für seine in Afrika
abgeschlossene Ausbildung als Radio- und Fernmeldetechniker und
arbeitet hier an der Deutschen Oper seit vielen Jahren als
Platzanweiser. Bei der Vergabe eines Arbeitsplatzes dort, für den er
qualifiziert ist, wurde er nie berücksichtigt.).
Und nun sehe ich, dass innerhalb
des Programms von Black Atlantic, man dort genau das macht, was ich
mache: Die Kinder und Jugendlichen gestalten selbst Sendungen. Ich
hatte in meiner Programmform alle afrikanischen oder schwarzen
Künstler, die hier sind, die man nicht berücksichtigt, die
normalerweise nicht vom Fernsehen oder Radiosendern eingeladen
werden, da habe ich begonnen, diese vor die Kamera zu bringen. Wenn
es irgendwo in Berlin Veranstaltungen gibt mit diesen Künstlern,
gehe ich hin und mache Aufnahmen davon und zeige sie in meinem
Programm. Und nun wurden – ich vermute mit den Mitteln der
Bundeszentrale für politische Bildung – Aufnahmegeräte und Kameras
gekauft und sie machen genau das, was ich mache. Aber mir wird nicht
geholfen, um diese Arbeit weiter machen zu können. Und da stellt
sich mir die Frage, warum diese Veranstalter Mittel aus
Steuergeldern erhalten wir jedoch nicht? Wir wissen was uns fehlt."
Haben Sie Kontakt zu
anderen Initiativen? Hat man dort vergleichbare Erfahrungen gemacht?
Sind auch diese nicht gefragt worden wegen einer Beteiligung und
wurden Wünschen berücksichtigt?
"Eigentlich wollte ich es nicht so
hart sagen. Aber ich habe das Gefühl, dass man hier einen Teil der
Gesellschaft privilegieren will, und habe daher die Befürchtung,
dass das, was in Südafrika passiert ist, in Deutschland passieren
könnte: Apartheid. Es tut mir leid, dass ich das sage, aber dieses
Gefühl habe ich. Man versucht eine Gesellschaft zu organisieren, in
der die Vergabe von Geldern für Projekte an bestimmten Gruppen
vorbei gegeben werden. In diesem Fall an den Organisationen vorbei,
die von Schwarzen gegründet wurden und sich deren Interessen
annehmen.
Ein Beispiel ist die Gruppe
Schwarze Frauen in Deutschland. Ein Gedicht einer dieser Frauen
wurde auf der "Black City Tour" durch Berlin (im Rahmen von Black
Atlantic) vorgetragen. Mit amerikanischen Akzent, geschrieben wurde
es in deutscher Sprache aus den Erfahrungen hier. Aber man verwendet
diese Arbeiten von Frauen, ohne sie zu fragen woher sie kommen,
woher ihr Vater kommt oder ob sie hier geboren sind. Und das ist für
mich das Wesentliche in dieser Geschichte. Deshalb sage ich: Augen
auf, wir wollen hier keine zweite Apartheid haben. Ich möchte hier
in Deutschland keine zweite "Hinterhof-Apartheid".
Um auf Ihre Frage zurückzukommen.
Natürlich sind einige Initiativen und einzelne gefragt worden.
Wenige tauchen sogar in dem Programm auf, doch wenn dann in
Nebenrollen, vielleicht als Moderatorinnen oder Moderatoren. Und ich
möchte da keine Nebenrolle spielen. Ich bin der Meinung, dass wir
als hier lebende Schwarze dort eine Hauptrolle spielen sollten."
Können Sie sich erklären,
woher dieses Interesse an Afrika auf einmal kommt? Es gab die Black
Community weeks, African Footprint als Event auf der Bühne, und
jetzt Black Atlantik. Was steckt dahinter?
"Das ist relativ klar. Es gibt
einen neuen Wirtschaftstopf: Afrika. Und der bietet die Möglichkeit
ganz schnell Geld zu machen. Zur Zeit ist alles was mit Afrika
zusammenhängt interessant. Hinzu kommt der Herero-Aufstand vor 100
Jahren. Natürlich kann man uns nicht mehr als Sklaven verkaufen,
aber man kann uns und unsere Projekte benutzen: Wir machen die
Arbeit und die anderen kassieren das Geld. Und so denke ich
letztlich über dieses ganze Projekt von "Black Atlantic"."
Es trifft auch auf andere
Minderheiten zu. Im jüdischen Bereich geschieht Vergleichbares. Es
gibt Projekte mit jüdischem Inhalt, die eine staatliche
Unterstützung erhalten, dort werden auch Leute für ihre Arbeit
bezahlt, nicht jedoch die beteiligten jüdischen Menschen. Dieses
Verhalten richtet sich gegen Minderheiten überhaupt, nicht allein
gegen Menschen wie Sie?
"Ich baue meinen Stuhl, wenn ich
etwas anfange zu arbeiten. Ich schaue nicht, was andere tun. Ich
kann anderen helfen, wenn sie mich um Hilfe bitten. Aber ich
verstehe mich nicht als Sprecher anderer Minderheiten. Das müssen
diese selbst tun."
Wie erlebt Ihr Sohn seine
Situation?
"Er hat das Glück, dass ich nicht
gleich verschwunden bin, als seine Mutter und ich uns getrennt
haben. Sie versuchte es zu unterbinden, dass ich den Kontakt hielt.
Aber sie hat dann aufgegeben. Daher ist die deutsche Kultur bei ihm
wesentlich dominanter als meine afrikanische Kultur, er ist ja bei
seiner Mutter aufgewachsen. Obwohl ich damals öfter nach Afrika
geflogen bin, hatte seine Mutter immer Argumente, dass ich ihn nicht
mitnehmen durfte. Heute sieht sie das als Fehler. Es ist so, dass in
der Regel diese Kinder allein bei ihrer Mutter groß werden. Die
Väter verlassen diese Familien oder werden sogar ausgeschlossen.
Daher wünsche ich mir, dass diese Kinder doch vielleicht innerhalb
einiger Jahre wenigstens einmal, besser mehrmals, nach Afrika fahren
können. Sie sollen das Leben dort mit anderen afrikanischen Kindern
auf dem Lande kennen lernen, afrikanische Zeremonien, das Kochen,
die Erzähltradition, die Lieder auch. Aber manchmal entdeckt er doch
etwas in sich, von dem er sagt "das ist ja afrikanisch"."
Sie machen das Radio und
das TV aus eigenen Mitteln, haben sie versucht hier von öffentlichen
Stellen Gelder zu bekommen?
"Ich mache das Afro-TV ja noch
nicht so lange. Aber nachdem ich von Afrikome erfahren hatte, habe
ich einen Antrag gestellt bei der Bundeszentrale für politische
Bildung in Bonn. Über Monate habe ich überhaupt keine Antwort
erhalten, keine Eingangsbestätigung, nichts. Dann habe ich noch
einmal einen Brief geschrieben und an den Präsidenten dort.
Daraufhin erhielt ich eine Antwort, das mein Antrag (per
Einschreiben laut André Degbeon verschickt), nicht auffindbar sei."
Haben Sie den Eindruck,
dass Ideen, die sie in Ihrem Antrag formuliert hatten, von der
Veranstaltung Black Atlantic vielleicht aufgegriffen worden sind
oder sich anderswo finden?
"Jein. Das lässt sich schwer sagen
oder nachweisen. Fakt ist, dass das Potsdamer Festival zunächst im
Rahmen des Afrikome Programms. Das Erstaunliche aber ist, das der
Veranstalter vom Potsdamer Festival plötzlich ein afrikanisches
Programm machen wollte, obwohl er sich vorher nicht mit diesen
Themen beschäftigt hat. Und ich finde es unfair, Anträge einfach
verschwinden zu lassen, nicht zu beantworten. Das ist meine Antwort
auf Ihre Frage.
Ich verstehe nicht, das einerseits
die Einfluß vieler Kulturen und das Wissen um andere Kulturen,
dieses kleine Wissen von Deutschen darüber, immer in der deutschen
Gesellschaft als Bereicherung dargestellt wird, aber von uns will
man nichts wissen und es ist sehr schwer, den eigenen Kindern diese
zu vermitteln.
Ich gehe davon aus, dass
beispielsweise die ARD oder andere große Sender sich für die
Thematik schwarzer Kinder hier in Deutschland nicht wirklich
interessieren. Sie werden dort wohl kaum vor die Kamera kommen, um
über ihre Erfahrungen in der Schule beispielsweise zu berichten.
Mich rief eine Mutter an, deren Sohn in der Klasse schwer Kontakt
findet. Er hatte im Fernsehen von André Degbeon eine Geschichte
vorgelesen. Da er allen seinen Schulkameraden davon erzählt hatte,
dass er im Fernsehen zu sehen sein wird, wurde er am nächsten Tag
wie ein Held gefeiert."
Über Diskriminierungen hier
haben Sie eher über ihre Kinder und ihre zweite Frau, eine
Afro-Deutsche erfahren?
"Ja, das hat mir die Augen
geöffnet. Natürlich hatte auch ich individuelle Erfahrungen, aber
die Weite dieses Problems, dieses globalen Problems, war mir so
nicht bewusst. Ich bin selbst an der Elfenbeinküste aufgewachsen und
kannte das Leben nur dort. Die christlichen Missionare hatten uns
erzählt, dass alle Menschen gleich sind und ich habe das geglaubt
und kam hier her und muß erleben, dass sie das gar nicht
praktizieren. Die Kinder mit denen ich arbeite sind ja in der Regel
hier in Berlin aufgewachsen. Es aber in der Regel so, dass die
Kinder mit diesen diskriminierenden Erfahrungen zu ihren schwarzen
Vätern gehen und nicht zu ihren weißen Müttern. Und diese Reaktion,
es nicht der Mutter zu erzählen, sagt eigentlich schon zu viel."
What do they say about us?
Teil 1:
"gehen & sehen" ein Stadtrundgang
Teil 2:
Bei den Pflanzen der Bibel im
botanischen Garten
Teil 3:
Judensonntag - Tag der Judenmission -
Israelsonntag
Teil 4:
Israelsonntag:
Jesus weint über Jerusalem
Teil 5: Im Kino - Rosenstrasse
hagalil.com
2004-10-02 |